Pepe Danquarts Meisterwerk über Daniel Richter
Mit Bildern den Bildern auf der Spur
Singen. Wie mach man die besten Filme über einen Maler? Indem man ihn malen lässt! Das ist eine der großen Momente, den der aus Singen stammende Meisterregisseur Pepe Dankquart den Zuschauern in seinem neuesten Film "Daniel Richter" beschert, und dass man, Portion um Portion auch erlebt, wie diese eine ganze Serie von Bildern von der Grundierung an Strich um Strich entstehen, bis sie dann in einer Galerie in New York von ihm persönlich an die Wand gehängt werden. Und in der Zwischenzeit breitet der zur Zeit so hippe Künstler, dessen Werke durchaus auch mal schon für Millionen Euros auf Aktionen unter den Hammer kommen, wie man in diesem Film auch sozusagen erleben kann, sein künstlerisches Werden vor der Kamera aus. Und immer mehr hat man das Gefühl, als säßen man selbst bei Daniel Richter in seinem riesigen Atelier, zwischen diesen Bergen von Farbtuben, dessen Ordnung nur Richter entziffern kann und aus denen er in einem bemerkenswert intuitiven Prozess die Farbe des Augenblicks mischt, die dann der Teil eines Bilds für immer werden solle.
Drei Jahre war Pepe Danquart dem Künstler sozusagen auf der Spur, der ganz am Anfang sozusagen im Vorspann sich selbst vom Versuch des Portrait nicht so ganz überzeugt zeigte, und zwischendrinn auch mal nachgefragt habe, ob der Film noch mal fertig werde, wie Pepe Danquart bei der Präsentation im Singener Cineplex, es war die letzte und 20. Station der Vorstellungstournee und natürlich seiner "Heimatstadt" gewidmet.
Rund 1,5 Millionen Euro mussten für das Projekt auch über Fundraising und über einige Fördertöpfe zusammengeklaubt werden, um hier die Vision eines Künstlers zu visualisieren, der selbst schon viele Metamorphosen durchgemacht hatte, über den zugleich nicht nur der Film, sondern auch noch zeitgleich seine Biographie entstand, was man als Zeuge bei den Archivbesuchen gleich mitbekommt. Richter kommt dem Künstler sehr nahe, ohne ihm auf dem Leib zu rücken. Richter selbst lässt den Zuschauer ganz nah an sich ran, wenn er ihm beim Malen beobachten, wenn man dem Pinsel zuhören kann und den Papageien, die hier im Atelier zur Zeit der Dreharbeiten hausten. "Wir mussten ihn nur bitten, die Musik, die er sonst zum Malen hört, auszumachen, weil wir sonst nicht schneiden konnten", erzählt Danquardt nach der Vorstellung, als es ganz viele Fragen über diesen Film gibt.
Spannend ist, wie man eben die verschiedenen Epochen des Mannes her serviert bekommt, der gerne mit den Nibus "ehemaliger Hausbesetzer" agiert, inzwischen doch künstlerischer Unternehmer ist, der sich ständig neu erfinden will und doch eben die Marke Daniel Richter bleiben muss. Die Kamera dokumentiert hier das werden einer ganzen Bildserie, die sozusagen aus einem Guss später eben in einem Galerieraum präsentiert wird. Der Regisseur zeigt den Artist, der hier im Kopf den Raum mit seinen Bildern aus dem Kopf voll malt. Fast schon als Kunstfabrik. Andere Künstler kommen mit Wort und heftigen Szenen zu Wort, Jonathan Meese und Tal R, der Däne. Der Sammler Harald Falckenberg steht vor den Bildern, die er für sich von Richter gesichert hat, als Anlage für seinen gewaltigen Fundus. Die Kunsthistorikerin Eva Meyer-Hermann erklärt ihre Faszination über den Maler, der am Anfang nach eigenen Worten noch "Taliban"-Bilder zeichnete, blutige Szenen voller Verweise in braune Geschichte. Die Galeristin Hella Pohl ist eine der ganz wenigen, die man hier im Dialog mit dem Maler erlebt, bei der Diskussion, was in die Ausstellung soll und weshalb. Und fast zwei Stunden lang muss Pepe Danquart, den man gefühlt immer hinter der Kamera vermutet (in wirklichkeit waren das seine genialen Kameramänner Daniel Gottschalk und Marvin Hesse, akustisch gepimpt von Andre Zacher) keine Frage stellen. Richter erzählt sich. Und Danquart kann ihn so zum Kunstwerk seiner selbst machen.
Dass es viele Fragen zur Kunst Richters gibt, dokumentierte der Leiter des Singener Kunstmuseums, Christoph Bauer, der sich hier viele Antworten erhoffte. Für die Besucher dieser Station der Premierentour war es ein besonderer Augenblick, mal wieder so nah "ins Kino" mit diesem Dokumentarfilm zu kommen, der nicht umsonst bereits mit dem Prädikat "besonders Wertvoll" ausgestattet wurde. Da kann man auch Cineplex-Leiterin Diane Hegyi dankbar sein, die diese Vorstellung eines Films möglich machte, der sonst nur auf Großstadtleinwänden in Szene-Kinos zu sehen sein dürfte.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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