Aktionstag des Krebszentrum Hegau-Bodensee/T-Shirt-Aktion als Motivationshilfe
Mit Bewegung gegen Krebs

Foto: Der Leiter des Krebstzentrums Singen, Prof. Jan Harder, führte das Bewegungsprogramm am Theraband persönlich vor. swb-Bild: aj
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Singen. Die schlechte Nachricht zuerst: Jeder zweite Deutsche wird im Laufe seines Lebens an Krebs erkranken. Die gute Nachricht: Dagegen kann jeder etwas tun. Denn mit gesunder Ernährung und Bewegung lässt sich das persönliche Krebsrisiko nicht nur reduzieren, sondern die Nebenwirkungen bei Therapien gegen Krebs deutlich reduzieren und das Rückfallrisiko minimieren.

Wie einfach das geht, zeigte die von Prof. Jan Harder, Leiter des Krebszentrums, moderierte, gut besuchte Veranstaltung des Krebszentrums Hegau-Bodensee im Cafe Lichtblick des Singener Klinikums Mittwoch. Bei diesem Aktionstag wurden Gesunde und (Krebs)Kranke gleichermaßen dazu aufgerufen, in Bewegung zu kommen. Verschiedene Experten informierten in Vorträgen, bei Mitmachaktionen und an Infoständen über die Möglichkeiten, die jeder hat, um die eigene Gesundheit zu verbessern.

Der Frage „Kann man sich fit und gesund essen“ ging Ernährungsexpertin Brigitte Heine-Riegel vom Parksanatorium Aulendorf nach. Ihr Appell: möglichst abwechslungsreich, saisonal und regional essen; mehr Obst, Gemüse und Vollkorngetreide, weniger Wurst und Fleisch. Speziell ging sie auf die Vitamine ein, die in der Onkologie eine Rolle spielen und bei denen in der Bevölkerung häufig ein Mangel herrscht - dazu zählte sie die Vitamine A, das Beta-Carotin und das Vitamin D. Auch das Vitamin C ist bedeutend, die Versorgung der Bevölkerung ist hier allerdings in der Regel gut. Heine-Riegels Empfehlung: Essen Sie alles was rot, grün und gelb ist und möglichst mit Schale. Mit zwei Stück Obst am Tag sei man gut versorgt. Sie brach auch eine Lanze für den maßvollen Genuss von Butter und Vollmilch als gute Lieferanten für das Vitamin A.

Von Bedeutung sind in der Krebstherapie auch die Omega3-Fettsäuren, das Spurenelement Selen, sekundäre Pflanzenstoffe, Sulfide, Flavonoide, Glucosinolate, Calcium und Magnesium – aber bitte alles in der richtigen Dosierung!

Wie man mit Bewegung sein Krebsrisiko senken kann, zeigten von den Asklepios-Kliniken Triberg der Onkologe Dr. Thomas Widmann in der Theorie und der Sportlehrer André Schneider ganz praktisch bei Mitmachübungen mit einem Theraband.

Dass eine regelmäßige körperliche Aktivität hilft, dass der Krebs nicht wieder kommt und die eigene Prognose verbessert, ist mittlerweile wissenschaftlich bewiesen. Je mehr Bewegung, desto besser die Gesundheit, aber kein Sport bei akuten Erkrankungen wie Blutungen, Schmerzen, Schwindel, Fieber, Infektionen, Kreislaufbeschwerden und schlechten Blutwerten.

Der Appell der Fachleuten: Treppe statt Fahrstuhl, Fahrrad statt Auto, nach dem Essen spazieren gehen und sich einer Gruppe anschließen, um fixe Termine für die regelmäßige sportliche Betätigung zu haben. Wichtig ist dabei der Spaß bei der Sache und auch wichtig: Gemeinsam geht es immer leichter.

Deswegen hat das Krebszentrum auch eine T-Shirt-Aktion ins Leben gerufen, mit welcher Angehörige, Freunde und Bekannte von Krebspatienten zum Motivator und Paten für Krebspatienten werden. Die Shirts können über das Krebszentrum erstanden werden (Email an silke.asal(at)glkn.de).

Bewegung ist vor allem in Bezug auf das Fatigue-Syndrom wichtig, wie der Singener Onkologe Dr. Thomas Fietz in seinem Vortrag „Fatigue – wie viel Bewegung ist für den kranken Körper gut“ aufzeigte. Das Fatigue-Syndrom, die chronische Erschöpfung, tritt bei Krebspatienten sehr häufig auf – während der Behandlung, aber auch danach. Gerade dann, wenn die Müdigkeit und das Tief am größten sind, tut Bewegung besonders gut. Nur wer sich bewegt, erhält seine Muskelkraft und seine Leistungsfähigkeit. Den Teufelskreis alleine zu durchbrechen, sich aufzuraffen ist nicht einfach, es braucht jemanden an der Seite, der einem an die Hand nimmt und motiviert. Fietz warb für die T-Shirt-Aktion des Krebszentrums. Das alte Dogma der Bettruhe gilt nicht mehr, so Fietz, heute wisse man: Krebspatienten profitieren von der Bewegung, es geht ihnen damit viel besser.

Den Patienten, die sich einer Chemotherapie unterziehen müssen, empfiehlt er während der Chemopause ein dosiertes Training. Für Sport bei und nach Krebs gelte: klein anfangen, nicht überfordern, langsam steigern, Grenzen achten, Ruhephasen einhalten und Dranbleiben – und das in jedem Alter!

Über die Faszination Faszien referierte der Sportwissenschaftler und Faszientrainer Joachim Auer. „Ihr Körper ist das Ergebnis der Reize, die sie ihm geben“, machte er deutlich. Der Alltag bildet sich in den Faszien, dem Bindegewebe, das sich durch den ganzen Körper zieht, ab. Alles, was sich zwischen Muskeln, Sehnen, Bändern und Knochen befindet, sind Faszien. Hier speichern und summieren sich die Schmerzen und die Beschwerden. „Das Bindegewebe ist die Festplatte des Körpers“, so Auer. Vor diesem Hintergrund ist Sport ein Hobby, aber Bewegung lebensnotwendig!

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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