Perspektiven aus der WOCHENBLATT-Region für 2020
Mehr als Vorsätze für das neue Jahrzehnt

Grünes Kreuz | Foto: Nicht nur das Klima, auch die Bauern sind in Gefahr. Ihre Sorgen zur Zukunft, für die nicht alleine das Volksbegehren »Rettet die Bienen« verantwortlich ist, drücken sie mit Grünen Kreuzen auf ihren Feldern aus. swb-Bild: of
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  • Foto: Nicht nur das Klima, auch die Bauern sind in Gefahr. Ihre Sorgen zur Zukunft, für die nicht alleine das Volksbegehren »Rettet die Bienen« verantwortlich ist, drücken sie mit Grünen Kreuzen auf ihren Feldern aus. swb-Bild: of
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Singen/ Hegau. Das neue Jahr ist ein neues Jahrzehnt - und mit neuen Perspektiven verbunden. Dazu gibt es zum Jahresrückblick im Innenteil dieser Ausgabe den Blick ins gerade angebrochene Jahr und was für die Region ansteht, was noch Visionen sind und was konkret in diesem 2020 noch Wirklichkeit werden soll.
Am heutigen 2. Januar wird Bernd Sieber (52) als neuer Geschäftsführer des Gesundheitsverbunds des Landkreises Konstanz seinen Dienst beginnen. Mitte Mai wurde der bisherige Geschäftsführer des Klinikums Esslingen in diese Position durch den Aufsichtsrat des Gesundheitsverbunds gewählt. »Wir sind heilfroh, dass er kommt, gestand Geschäftsführer Peter Fischer, der mit Sieber noch einige Jahre zusammenarbeiten wird und dessen Vertrag noch bis 2022 läuft, ebenso wie der des aktuellen zweiten Geschäftsführers Rainer Ott. Mit zwei Büros, in Konstanz wie in Singen, wird Sieber nahe am Geschehen arbeiten. Die Bewältigung großer Personalengpässe, was ja alleine in Singen zum Jahresstart erst mal die zeitweise Streichung vom 30 Betten bedeutet, ist er auch aus Esslingen gewohnt, wo derzeit ebenfalls rund 70 Betten erst mal wegfallen. Noch in diesem Frühjahr soll ein Gutachten zur künftigen Struktur des Gesundheitsverbunds in Gang gesetzt werden, für den in 2020 gar zweistellige Millionenverluste progostiziert werden. »Wir brauchen ein umfassendes Angebot, aber nicht alles an jedem Ort«, ließ Landrat Zeno Danner zum Jahresende anklingen, dass es auch darum gehen muss, Kosten einzusparen und Personal noch effizienter einzusetzen.

Seit September liegen nun wieder die Gleise im »Volksbank- Kreisel« in Singens Süden. Bis allerdings Züge der Museumsbahn darauf von Etzwilen/Stein am Rhein in den Singener Bahnhof einfahren, wird es wohl noch ein Weilchen gehen, weil damit ein aufwändiges Genehmigungsverfahren der Bundesbahn verbunden ist. Der Bahnabschnitt könnte auch - wie die Ablachtalbahn von Stockach nach Mengen - eine Wiederbelebung als Bestandteil des künftigen ÖPNV erfahren, aber zu weiteren Schritten dahin wird auch erst im Frühjahr 2021 eine Entscheidung für beide Strecken fallen. In Sachen Museumsbahn und der Vision der Einfahrt in den Singener Bahnhof sollen allerdings dieses Jahr im Mai schon mal Zeichen gesetzt werden - mit einer Fahrt per »Schienenvelo«, also mit Muskelkraft, über den Kreisel und bis mindestens vor den Bahnhof, kündigten Rielasingen-Worblingens Bürgermeister Ralf Baumert und der Präsident der Museumsbahn, Werner Wocher, an.

Das Volksbegehren Artenschutz unter dem Titel »Rettet die Bienen«, das im September durch die Naturschutzverbände gestartet wird, läuft formell noch bis zum 20. März 2020, obwohl die Organisatoren inzwischen ihre Mobilisierung gestoppt hatten. Dafür hatte unter anderem massiver Protest der Bauern und Bauernverbände gesorgt, die mit Grünen Kreuzen auf ihren Feldern ein Ende ihres Berufsstands ankündigten, sollten vor allem die Forderungen nach radikalen Einschränkungen beim Pflanzenschutz umgesetzt werden. Dagegen haben die Bauern selbst zur Gegenbewegung mit vielen Aktionen auch hier in der Region angesetzt, zuletzt mit »Smartmobs« und Traktorenkolonnen bis zum großen Aufmarsch in Berlin. Die Landesregierung hat derweil ihr Eckpunktepapier dagegengesetzt, aber stoppen kann man ein Volksbegehren deshalb nicht.

Gespannte Erwartung herrscht ob der Eröffnung des Einkaufs- und Dienstleistungszentrums »Cano« im Jahr 2020 in der Einkaufsstadt Singen. Die große Baustelle und die gleichzeitige Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes deuten an, dass sich die Hohentwielstadt hiermit verändern wird und der Einzelhandel vor großen Herausforderungen stehen könnte. Als Center der »next Generation« bezeichnete ECE-Projektmanager, Marcus Janko, das Cano. Im November, so der letzte Stand, sollen sich alle Neugierigen von der besonderen Innenarchitektur in dem 16.000 Quadratmeter großen Center mit über 80 Geschäften überzeugen können. Die meisten Mieternamen stehen inzwischen fest, doch im Laufe des Jahres werden die letzten Geheimnisse gelüftet werden. Wohl im Frühjahr, so ist zu hören, wird mit dem Innenausbau der Geschäfte begonnen werden.

Mit einem Paukenschlag ließ Tengens Bürgermeister Marian Schreier das alte Jahr ausklingen und zeigt seine neuen Ziele für 2020 auf: Ende November machte er seine Kandidatur für das Amt des Oberbürgermeisters in Stuttgart publik und sorgte für reichlich Wirbel in den Medien und sozialen Netzwerken. Zwar wollte der 29-Jährige ursprünglich nur mit Unterstützung der Stuttgarter SPD in den Wahlkampf starten, doch diese zeigte sich brüskiert über Schreiers forsches Vorpreschen und lehnte ab. Dennoch hält der ambitionierte Jungpolitiker seine OB-Kandidatur nun aufrecht. »Ich bin angetreten um Oberbürgermeister meiner Heimatstadt Stuttgart zu werden – und das bleibt auch so! Auch wenn sich meine SPD damit ein wenig schwer tut«, heißt es in seiner Stellungnahme. Für Schreier wird 2020 daher von einem intensiven Wahlkampf geprägt sein, um die Stuttgarter zu überzeugen, dass er der richtige Kandidat ist, um die Stadt in die Zukunft zuführen.

Das Fragezeichen des Jahres ist diesmal der Stadt Konstanz gewidmet. Dort finden am 5. Juli die OB-Wahlen statt, wie der Gemeinderat im Oktober festgelegt hat. Amtsinhaber Uli Burchardt, der im Juli 2012 im zweiten Wahlgang durch eine Allianz von Unterstützern aus der CDU wie der Freien Wähler als Parteiunabhängiger an die Spitze der Stadt kam, aber für die CDU in den Kreistag kam, hat in der örtlichen Politik viele Feinde und Widersacher, so dass von einigen Gegenkandidaten ausgegangen werden muss, die derzeit noch unter der Hand gehandelt werden. Die heiße Phase und »Stunde der Wahrheit« beginnt aber am 24. April, wenn die Stelle öffentlich im Staatsanzeiger und Job-Portalen ausgeschrieben wird.

Ein Wunsch vieler Singener und Freunde des Hohentwiels zum Schluss: Nachdem der Singener Hausberg im Jubiläumsjahr nicht von Glück verfolgt war und die Festung nach einem Felssturz immer noch gesperrt ist, bleibt zu hoffen, dass die Ankündigungen von Vermögen und Bau für eine Öffnung im Frühjahr in Erfüllung geht. Schließlich ist für den 18. und 19. Juli geplant, das zweitägige Jubiläumsburgfest nachzuholen. Spannend ist auch, welche Acts der neue Konzertveranstalter auf den Hohentwiel bringt.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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