Reaktion auf mangelndes Bettenangebot
Lucha hebt Personaluntergrenzen in Kinderkliniken auf

Symbolbild Kinderklinik Singen | Foto: GTM

Stuttgart/ Kreis Konstanz. Angesichts der angespannten Situation an den Kinderkliniken in Baden-Württemberg aufgrund der hohen Anzahl an Atemwegsinfekten wurde im Landeskrankenhausausschuss am Mittwoch nun vereinbart, dass die Personaluntergrenzen an Kinderkliniken in Baden-Württemberg bis auf Weiteres nicht eingehalten werden müssen. Baden-Württemberg greift hier auf einen Ausnahmetatbestand der entsprechenden Personaluntergrenzen-Verordnung zurück, wie das Ministerium informierte.

„Wir halten diesen Schritt für angebracht, um die Versorgung der kleinen Patientinnen und Patienten weiter zu gewährleisten“, erläuterte Lucha. In den vergangenen Wochen sei eine deutliche Zunahme von schweren Atemwegserkrankungen durch RS-Viren bei Kindern zu verzeichnen. Die Intensivkapazitäten an den Kinderkliniken reichten zwar noch aus, derzeit stünden 97 freie Betten zur Verfügung. Dennoch sei die Lage angespannt, betonte Lucha. „Unsere Gesundheitsexpertinnen und -experten rechnen mit einem weiteren Anstieg an Infektionen in diesem Monat. Wir hoffen, dass wir dann den RSV-Höhepunkt erreicht haben werden“, so der Gesundheitsminister weiter.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte bereits vergangene Woche angekündigt, dass das Einhalten der Personaluntergrenzen-Verordnung an Kinderkliniken aufgrund der angespannten Lage bis auf Weiteres nicht kontrolliert werden müsse. Baden-Württemberg werde diesen Schritt nun gehen. In der Singener Kinderklinik können zum Beispiel gegenwärtig wegen der Personaluntergrenzen von den 30 Betten nur 20 bis 23 betrieben werden. Die bisher maximale Belegung mit den kleinen, meist unter zwei Jahre alten RS-Patienten mit Komplikationen habe 11 betragen, sagte der Leiter der Kinderklinik im HBK Singen, Prof. Dr. Andreas Trotter. Bislang sei man zwar "am Anschlag", aber habe diese Erkältungswelle noch durchgestanden, ohne das Kinder in andere Kliniken in der Umgebung gebracht werden mussten.  Auch die Kinderklinik im Konstanzer Spital verfügt auf dem Papier über 30 Betten.

Die Krankenhausaufenthalte bei Kindern werden aktuell vor allem durch Infektionen mit dem RS-Virus (RSV) verursacht. Das RS-Virus – kurz für das Respiratorische Synzytial-Virus – ist eine Atemwegserkrankung, an der auch Erwachsene mit Vorerkrankungen schwer erkranken können. Sie ist aber besonders für Frühgeborene, Säuglinge und Kleinkinder gefährlich. Diese können schwere Lungenentzündungen bekommen. Die Quote der Kinder die hier wegen Komplikationen in eine Klinik müssen, liegt bei rund fünf Prozent der Erkrankten.

Seit Januar 2019 gelten für Krankenhäuser verbindliche Pflegepersonaluntergrenzen in pflegesensitiven Bereichen. Dadurch wird stationsbezogen eine Mindestanzahl von Pflegekräften zur Versorgung einer festgelegten Anzahl an Patientinnen und Patienten festgelegt. Wird im Monatsdurchschnitt weniger Pflegepersonal als vorgeschrieben eingesetzt, muss das Krankenhaus Vergütungsabschläge hinnehmen oder zukünftig die Patientenzahl reduzieren. „Während der Corona-Pandemie hat sich bereits gezeigt, dass die Aussetzung dieser Untergrenzen ein geeignetes Mittel ist, um die Kapazitäten kurzfristig zu erhöhen“, so Lucha abschließend.

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Presseinfo aus Singen

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