Interessante Diskurse beim WOCHENBLATT-Talk "Auf ein Wort" in der Färbe
Kultur geht gemeinsam noch viel besser
Singen. Einigen Leuten ist Kunst sehr viel wert- was ist ihnen daran so viel wert? Das fragte Moderator Wälz Studer gleich zum Auftakt des inzwischen fünften Wochenblatt-Talks in der Färbe zum Thema Kultur und Kosten Galeristin Helena Vayhinger. Dies angesichts der aktuellen Nachricht, dass ein Bild von Leonardo da Vinci letzte Woche für 450 Millionen Dollar in New York versteigert wurde, also Kunst ganz schön gewinnbringend sein könnte. Für sie ist solche Kunst die Aktie der Zukunft, und sie ist sich sicher dass solche Bilder ein paar Jahren eine Milliarde Euro kosten könnten. Der Galeristin geht es seit über drei Jahrzehnten aber vielmehr um Kunstermittlung, weniger um die Wertanlage.
Das war aber nur der Anfang eines Talks, der ganz schon viele Facetten für die Besucher parat hielt, so vielfältig eben Kultur wie Kulturpolitik eben sein kann und ist. Denn Prof. Christoph Nix, der egangierte und streitbare Intendant des Konstanzer Stadttheaters wollte sich von solchen Zahlen nicht blenden lassen, denn die meistern Künstler der damaligen Zeit seien arme Schlucker gewesen, heute oft vielfach auch noch. Von der Kunst profitierten dann andere.
Christoph Nix hatte dabei ein ganzes Bündel zum Thema Kultur und deren Förderung mitgebracht, schließlich kann man ihn in diesem Teil des Landkreises eher seltener erleben. Deutlich seine Schelte in Richtung Landesregierung, denn in den fast acht Jahren Regierung unter grüner Beteiligung habe es bisher weder ein Minister oder Staatssekretär in sein Theater geschafft, gab es in Richtung der anwesenden Landtagsabgeordneten Dorothea Wehinger mit. Nix machte wie seine Mitredner auch deutlich, dass man Kultur zusammen im Kreis noch viel stärker umsetzen könne. So "sinn- und identitätsstiftend" für eine Region wie nur irgend möglich, denn dieser Begriff fiel immer wieder. Er habe schon eine Reihe von Angeboten in Richtung der Stadthalle zum Beispiel zu Musical-Gastspielen gemacht und keine Antwort bekommen. Mancher Gast des älteren Publikums erinnerte sich da freilich, dass es so was sogar zu Kunsthallen-Zeiten schon mal gegeben hatte. Nix machte auch das ganz konkrete Angebot, der Singener Färbe seine Bühne wiederum für Gastspiele zur Verfügung zu stellen, denn die engagierte Arbeit habe auch ein Publikum in Konstanz verdient.
Erfahren konnte das Publikum durch die doch ganz pfiffigen Fragen von Wälz Studer, weshalb die Mögginger Galerie Vayhinger eigentlich nach Singen kam. Auf der Standortsuche sei auch Konstanz eine Alternative gewesen. Doch in Singen habe man sofort das Gefühl gehabt, dass man sich um sie sogar in Person des OB kümmere und unterstütze. Auch Antonio Zecca, der die Kunst vor 40 Jahren zu seinem Lebensinhalt machte, bekannte, dass er eigentlich in den 1980er Jahren auf dem Weg nach New York gewesen sei. In Singen blieb er hängen, weil in die mulitkulturelle Stadt immer mehr faszinierte und auch er das Gefühl habe, dass man auf seine Ideen zur Kunst und Kunstvermittlung sehr offen reagiere. Wie wichtig der Stadt Singen Kunstförderung ist, unterstrich die Leiterin des Singener Kulturbüros, Katharina Scheufele, denn rund 6 Prozent des Singener Haushalts rechnet sie dem Kulturetat zu, der ja aktuell in einer Kulturdebatte auf dem Prüfstand steht, was aber in diese Diskussion nicht einfloss. Die Stadt wird auch von vielen inzwischen etablierten Künstler für ihr Engagement gelobt.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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