Schaals Urnenwände zerbröckeln auf dem Waldfriedhof/Anfragen ohne Empfänger
Kein Beispiel für Bestattungskultur

Foto: Die Urnenwand in Singener Waldfriedhof ist zum Sanierungsfall geworden. Darüber ärgert sich auch ihr Schöpfer Hans-Dieter Schaal. swb-bild: of
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Singen (of). Auf vielen Plakaten wird auf dem Singener Waldfriedhof auf die Friedhofskultur hingewiesen, doch mit der Kultur scheint es auf dem Waldfriedhof nicht weit her zu sein. Das Ende der 1980er Jahre eingeweihte Urnengrabfeld des Architekten Hans-Dieter Schaal macht schon länger einen bekümmernden Eindruck. Wasser läuft aus dem Brunnen schon lange nicht mehr herunter in die »Stadt der Toten«, die immer wieder als Besonderheit dieses Ortes empfunden wurde. Denn die Rinne in der Treppe hat längst das Zeitliche gesegnet und ist im sprichwörtlichen Sinne »zu Staub« geworden. An vielen Stellen sind Bodenplatten beschädigt, der Putz bröckelt in bedrohlichem Ausmaß ab oder ist von Moos und Algen befallen. Das stößt vielen Besuchern des Friedhofs, die hier ihre Angehörigen besuchen wollen, schon länger sauer auf. Hier lasse die Stadt ihre Bauwerke verlottern, hört man immer wieder.
Auch der einstige Architekt Hans-Dieter Schaal ist tief entsetzt darüber, was aus seinem Werk geworden ist. Schon als er im Jahr 2011 den Oberschwäbischen Kunstpreis in Rottweil zugesprochen bekam, ging sein Blick nach Singen, weil ein Katalog über sein Gesamtwerk erstellt werden sollte. Die Singener Urnenwand musste schließlich aus dem Projekt gestrichen werden, weil sie in so schlechtem Zustand war.
Schaal schaltete den Rechtsanwalt Claus Wilhelm Hoffmann aus Biberach ein, der sich per Brief an den Singener OB Oliver Ehret wandte. Er schrieb im Januar 2012, erinnerte im August 2012 und bekam nie eine Antwort. Im Juli wandte sich Hoffmann an das WOCHENBLATT, und erst dann kam endlich Bewegung in die Angelegenheit. Auf Nachfrage gab OB Oliver Ehret zur Antwort, dass das nicht zu seinen Ressorts gehöre und er die Briefe sicher an Bürgermeister Bernd Häusler weiter geleitet habe, da das Garten- und Friedhofsamt schließlich dessen Sprengel sei. Bei Bernd Häusler nachgefragt, gab es die Auskunft, dass man diese Briefe nie bekommen habe, und deshalb habe man auch nicht darauf reagieren können. »Unabhängig davon haben wir uns eigentlich auch schon Gedanken über den Zustand der Urnenwand gemacht, weil dieser wirklich schlecht ist«, sagte Bernd Häusler auf Anfrage. »Mit Ausbesserungsarbeiten ist es da nicht getan. Wir müssen im kommenden Jahr hier kräftig investieren und sind gerade dabei, das für die Haushaltsplanung 2014 vorzubereiten«, gab Häusler auf Anfrage zur Auskunft. Ziel solle es sein, diese nötige Sanierung im kommenden Jahr in Angriff nehmen zu können. In diesem Zuge verwies der Rechtsanwalt allerdings auf das Recht des Architekten an seinem Werk.
Also dass bauliche Maßnahmen bitteschön auch noch mit ihm besprochen werden sollten, bevor hier etwas umgebaut werde. Und auch darum will man sich jetzt kümmern, sagte Häusler zu.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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