"Jetzt erst mal keinen Plan haben"

Otto Schweizer mit den letzten Waren in seinem „Intersport“-Fachgeschäft, das zum Wochenende nach 26 Jahren in der Innenstadt und über 30 Jahren unter seiner Leitung für immer schließt. | Foto: swb-Bild: Fiedler
  • Otto Schweizer mit den letzten Waren in seinem „Intersport“-Fachgeschäft, das zum Wochenende nach 26 Jahren in der Innenstadt und über 30 Jahren unter seiner Leitung für immer schließt.
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Singen/Kreis Konstanz. Die Sport-Welt ist in Bewegung, nicht erst seit den Corona-Lockdowns, denn immer mehr wollen vom gleichen Kuchen etwas abhaben. Das sorgt inzwischen für manche Schlussstriche hier auch in der Region. Aus dem Sportshop von Karstadt im Konstanzer Lago wurde längst „Sport Scheck“, Höllsport in Radolfzell machte auf Februar den stationären Laden zu, Sport Müller machte Schluss mit seinem Stammhaus in Schwenningen und konzentriert sich auf Singen mit einem neuen Outlet und mehr Online. Und auch Otto Schweizer kündigte im Herbst an, sein Intersport-Geschäft schließen zu müssen. Am Discounter Decathlon, der ja ins CANO eingezogen ist, liege das nicht, sagen alle, es gibt viel mehr anderes in der Branche, was hier im Argen liegt.

„Die großen Hersteller wollen uns eigentlich gar nicht mehr als Partner, sondern die guten Sachen in den eigenen Shops verkaufen“, bringt es auch Otto Schweizer auf den Punkt. Zum Wochenende wird er den Laden für immer abschließen, der 1959 von seinen Eltern am Singener Friedrich-Ebert-Platz gegründet wurde, den er 1992 mit 27 Jahren übernommen hatte und mit dem er 1996 in die Innenstadt umzog und mit viel Energie auf zwei Etagen weiterentwickelte. Gerade im Bereich Ski und auch für Vereine war das Intersport-Geschäft ein wichtiger Partner gewesen. „Was wir hier immer am besten konnten, war, für unsere Kunden da zu sein, auch wenn wir damit viel mehr Aufwand hatten als kalkuliert, gerade für den Bedarf der Vereine“, sagt Otto Schweizer, dem dieses Ende auch über ein viertel Jahr nach der Ankündigung sehr nahegeht.

Marktlücken gefunden

Auf die Kunden vor Ort habe man die Sortimente abgestimmt, Marktlücken gesucht und auch viele gefunden, die eben den Unterschied ausgemacht hätten. In den besten Zeiten gab es 35 MitarbeiterInnen in dem Geschäft. Aber gerade die letzten Jahre, auch Corona, hätten ihn extrem viel Energie gekostet. Leider gebe es keine Nachfolge für das Geschäft in Sicht, so dass er eigentlich eine „One-Man-Show“ sei. Es habe so viel Kraft und Motivation gekostet, zum Beispiel der Kampf um Öffnungen im Lockdown und die Erfahrung, dass von den Coronahilfen unterm Strich am Ende sozusagen „nur“ die Kosten für den Steuerberater übrig blieben, weil er und seine Mitarbeiter alles in Bewegung setzten, um den Laden halt am Laufen zu halten. Überhaupt die ganze Bürokratie, die Lieferketten des Großhandels und eben die großen Marken, die es dem Sporthändler immer schwerer machen, seinen KundInnen ihre Wünsche zu erfüllen. „Ich musste einfach jetzt aus gesundheitlichen Gründen die Reißleine ziehen“, sagt er. Wie viel seinen KundInnen und den ganzen Sportvereinen das „Intersport“-Fachgeschäft wert war, hat er in den letzten Monaten erfahren. Die Entscheidung aber steht. „Wichtig ist es erst mal, für die nächsten Monate keinen Plan zu haben“, sagt Otto Schweizer. „Das braucht mein Körper erst mal.“ Und dann werde weitergeschaut.

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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