Neu Bauen erst unter anderen Bedingungen
Gutes Jahr für die "Hegau" - aber klare Forderungen an die Politik
Singen. "Da haben wir halt die Ärmel hochgekrempelt", zitierte der neue Vorstandsvorsitzende der Baugenossenschaft Hegau, Kai Feseker, den Mitbegründer der Hegau aus einem Rückblick in einer Zeitung, als es eben um jene Gründerjahre ging, in denen dringendst Wohnraum geschaffen werden musste in der rasant wachsenden Stadt Singen, was durch die Baugenossenschaften mit möglich gemacht wurde.
Das "hochkrempeln" wäre auch jetzt schon lange wieder nötig, angesichts der Situation auf dem Wohnungsmarkt, bei dem vor allem die günstigeren Wohnungen fehlen. Aber die Wohnbaugenossenschaften sehen sich durch die Politik, die mit immer mehr Vorschriften und Vorgaben den Wohnungsmarkt stranguliere, derzeit die Hände gebunden.
Angesichts des Überschreitens von Schallmauern bei den Preisen im Wohnbau wird die Baugenossenschaft ihr aktuelles Projekt der "Überlinger Höfe" im Singens Süden als Nachverdichtung noch fertigstellen, wurde schon beim Spatenstich sowie beim Richtfest gesagt. Dort könnten ab Herbst auch im ersten Gebäude die Mieter einziehen. Danach muss die Genossenschaft freilich sehen, was noch möglich ist in der aktuellen Lage, die Feseker als "toxisch" bezeichnete. Er, wie die Vertreter anderer Baugenossenschaften, bediente sich eines Zitats von ZIA-Präsident Andreas Mattner: „Wer heute noch baut, geht bankrott.“
Der Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) habe für 2023 ausgerechnet, dass durch Zins- und Baukostensteigerungen die Miete bei 18,10 Euro angekommen sei, um kostendeckend Mietwohnungen zu bauen. "Das könnte sich fast niemand mehr leisten", richtete Feseker klar in Richtung Politik.
Die Genossenschaft versuche dabei zu sparen, wo immer es geht, und will derzeit auch nur "im Bestand" bauen und nachverdichten, um Grundstückkosten zu sparen, wie Feseker deutlich machte. Beim "Albert Schweizer Quartett", das auch schon seit Jahren angekündigt wird, wolle man viermal das gleiche Gebäude erstellen, um daraus Synergien zu entwickeln und möglichst viele Kosten zu sparen. 44 Mietwohnungen sollen dort entstehen.
Sehr weit sei man auch in der "Hohenfriedingen Straße" in Radolfzell, wo durch Nachverdichtungen zwischen zwei Wohnblöcken und eine Aufstockung aus 36 Wohnungen dann 62 werden sollen, denn auch in Radolfzell ist der Wohnungsmarkt sehr angespannt. Das Objekt wurde auch schon im Radolfzeller Gestaltungsbeirat diskutiert, mit einigen Optimierungsvorschlägen. In der Pipeline ist auch weiter - wie schon seit Jahren - das Projekt "Moby Dick" in Gottmadingen als originelle Nachverdichtung mit 16 bis 24 Mietwohnungen.
In der Singener Nordstadt ist unter dem Titel "Schwarzwaldhöfe" auch eine intensive Nachverdichtung und Aufstockung geplant, bei der es im Zuge der Bebauungsplanentwicklung eine Reihe von Einsprüchen gebe, räumte Feseker ein. Insgesamt warte man nun aber ab, wie die Politik die Probleme löst, die sie geschafften hat. Auch die Zinsentwicklung ist ein Thema.
Gute Bilanz geschafft
Die Krise im Wohnungsbereich ist auf der finanziellen Seite der Genossenschaft noch nicht spürbar. Durch die aktuellen Investitionen stieg die Bilanzsumme von 112,9 Millionen Euro in 2023 auf 118,6 Millionen Euro. Der Jahresüberschuss sank von 4,2 Millionen auf 3,4 Millionen Euro ab. Die Eigenkapitalquote habe man nochmals leicht auf 42,5 Prozent erhöhen können, wurde besonders herausgehoben. Derzeit hat die Baugenossenschaft Hegau 1995 Wohnungen im Bestand. Die Gesamt-Durchschnittsmiete wird mit 6,60 Euro angegeben.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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