Tagesmütterverein feierte 20. Geburtstag
Erziehungsarbeit – eben ganz nah dran

Sie würdigten den 20. Geburtstag des Tagesmüttervereins im Landkreis: Kreisvorsitzende Sabrina Falkner, Markus Angerer vom Vorstand des Bundesverband Kindertagespflege, Singener Bürgermeister Ute Seifried, der Leiter des Konstanzer Sozial- und Jugendamts, Alfred Kaufmann, die Kreis-Geschäftsführerin Iris Graf, Landesvorsitzende Christine Jerbazek , Andreas Hoffmann als "Geburtshelfer" und die Landtagsabgeordnete Nese Erikli. | Foto: Fiedler
  • Sie würdigten den 20. Geburtstag des Tagesmüttervereins im Landkreis: Kreisvorsitzende Sabrina Falkner, Markus Angerer vom Vorstand des Bundesverband Kindertagespflege, Singener Bürgermeister Ute Seifried, der Leiter des Konstanzer Sozial- und Jugendamts, Alfred Kaufmann, die Kreis-Geschäftsführerin Iris Graf, Landesvorsitzende Christine Jerbazek , Andreas Hoffmann als "Geburtshelfer" und die Landtagsabgeordnete Nese Erikli.
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Singen-Friedingen. 20 Jahre wird man nicht alle Tage. Deshalb feierte der Tagesmütterverein im Landkreis seinen 20. Geburtstag auch ganz groß mit einem Familientag und Spielefest am Samstag, 20. Mai, in der Friedinger Schlossberghalle. Die wichtige Rolle der Tagesmütter für die Kinderbetreuung wurde dabei im manchen politischen Redebeiträgen gewürdigt.

Andreas Hoffmann, damals noch Landtagsabgeordneter, war interessanterweise einer der damaligen Mitbegründer des Tagesmüttervereins. Vor 20 Jahren sei das Thema schon höchst aktuell geworden, nach dem in 2001 ein Tagesbetreuungs-Ausbaugesetz im Landtag beschlossen wurde. „Wir wollten damals keine Einheitslösung, sondern den Tageseltern eine Chance bieten“, so Hoffmann. Schlecht finanziert sei es von Anfang an gewesen, die Krankenkassen hätten damals Probleme bereitet, was die Beiträge anging und auch das Finanzamt. Man müsse jedoch sagen, dass Tageseltern gleichwertig mit der Pädagogik der Kindergärten sind.

Diese Frage, ob die Tagesmütter überhaupt qualifiziert seien, wäre immer wieder gestellt worden und das Thema sei immer noch nicht ganz weg. „Diesen Kulturkampf müssen wir beobachten“, mahnt Hoffmann. Tagesmütter seien plötzlich willkommen mit ihrem Angeboten, schon weil es bei der Kinderbetreuung wie frühkindlichen Bildung derzeit überall harzt aus Personalmangel. Man sollte sie aber nicht nur deshalb akzeptieren, weil sie eine Lücke füllen“, stellte Hoffmann hier seinen Standpunkt klar. "Nicht wenige Kinder seien bei den Tagesmüttern und -vätern bestens aufgehoben, weil dort mehr Nähe und Individualität geboten werden könne."

Und auch bei der Qualifizierung hätten die Tagesmütter ganz schön zugelegt: Mit 80 Stunden Kurs hatte es mal begonnen, dann wurden 16 daraus, nun sind es 300, bis zum Zertifikat. Besonders bemerkenswert ist für Hoffmann, dass Iris Graf schon damals Vorsitzende war, und heute als Geschäftsführerin für den Kreisverband arbeitet, also die ganze Entwicklung begleitete. „Das Kind ist jetzt aus der Pubertät raus.“

Gesetzliche Regelung steht aus

Christine Jerbazek vom Landesverband der Tagesmütter und -väter sagte, dass in der Erziehungsarbeit bei ihnen in einigen Bereichen der frühkindlichen Bildung sogar bessere Ergebnisse geliefert werden, schon wegen der ganz anderen und engeren Bildung, die für die weitere Bildungsbiografie präge. Das letztlich doch sehr flexible System der Tagesmütter verbessere auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Allerdings ist ihre Forderung klar: Nach über 20 Jahren werde es einfach Zeit, die Tagesmütter über ein Gesetz ins Erziehungssystem aufzunehmen. Bisher sei ihre Arbeit lediglich über eine Verwaltungsvorschrift geregelt.

Das war klar an die Landtagsabgeordnete Nese Erikli adressiert, die auch versprach, in dieser Sache wieder vorstellig zu werden. Schließlich sei das für diese Legislaturperiode angekündigt worden. Sie selbst als alleinerziehende Mutter mit einem Full-Time-Job wisse, was verlässliche Kinderbetreuung wert ist. Der Leiter des Konstanzer Sozial- und Jugendamts, Alfred Kaufmann, lobte die gute Zusammenarbeit. Als die Tagesmütterbewegung in 1973 hier am See ankam, sei in einem Zeitungsartikel von „Gouvernante mit Pensionsanspruch“ geschrieben worden. Seit 2004 gibt es eine Vereinbarung mit dem Sozialamt der Stadt Konstanz und sie sind dort als freier Träger der Jugendhilfe anerkannt.

2015 habe man gemeinsame Leitlinien entwickelt, inzwischen ist ein Konstanzer Fördermodell daraus geworden, das es nun auch in Singen gibt, denn die Tagesmütter sind eben nicht „Lückenfüller“, wie sie gerne gesehen werden, sondern ein wichtiger Baustein für die Erziehungslandschaft, so Kaufmann. Dem konnte Singens Bürgermeisterin Ute Seifried nur beipflichten, denn man habe gut zusammen gearbeitet und bald werde es in der Stadt wie in Ortsteilen auch neue Angebote von ihnen geben.

Ersetzen von Onkel und Tante

Dass es weiterer Lobby-Arbeit bedarf, brachte Markus Angerer als Bundesvorsitzender zur Sprache. In Baden-Württemberg würden rund 22.000 Kinder von Tageseltern betreut, im Landkreis Konstanz rund 650 insgesamt. Wenn nun ab 2026 der Rechtsanspruch für die Ganztagesschule kommen solle, müsse auch die Betreuung durch Tageseltern Teil der Architektur werden, mahnte er an.

Iris Graf als Geschäftsführerin blickte ganz in die Anfänge zurück, als es einen ersten Kurs im katholischen Bildungswerk gab. "Wir ersetzen auch Onkel und Tante", hob sie die Bindungsqualität ihres Berufsstands heraus, als solchen sie die Tagesmütter sieht. Im Tagesmütterverein, der Konstanz nicht mit einschließt, sind derzeit 98 Tagesmütter und Väter engagiert. Regelmäßig werden Qualifizierungskurse angeboten. Mehr auch unter www.tagesmuetterverein.info

Autor:

Oliver Fiedler aus Gottmadingen

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