Rückblick auf den Gas-Alarm in Singen
Eine Zeugin schildert ihre Erlebnisse und Eindrücke

Nach dem Gas-Großeinsatz in Singen besuchte eine Betroffene die Feuerwehr und Kommandant Mario Dutzi, um sich persönlich zu bedanken. | Foto: privat
  • Nach dem Gas-Großeinsatz in Singen besuchte eine Betroffene die Feuerwehr und Kommandant Mario Dutzi, um sich persönlich zu bedanken.
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Singen. Der Gas-Alarm am Donnerstag, 16. Mai, in Singen hat auch über die Region hinaus für Aufsehen gesorgt. Stundenlang war ein Großaufgebot von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst im Einsatz, um die Bevölkerung zu schützen. Am Ende kam heraus, dass die Situation weitaus weniger gefährlich war, als befürchtet. Bei manchen folgte daraufhin die Frage, ob der Großeinsatz mit Straßensperrungen und Evakuierungen verhältnismäßig war. Eine Frage, die eine WOCHENBLATT-Leserin zutiefst unsinnig findet.

Sie möchte ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, aber erzählen, wie sie die Situation erlebt hat: "Die Leute haben alle einen guten Job gemacht", sagt sie in Bezug auf die Blaulicht-Organisationen und die Stadtverwaltung. "Man hat außerordentlich professionell reagiert." Sie war an diesem Tag in Singen, um Besorgungen in der Apotheke zu machen, und wollte dafür ihr Auto im Parkhaus abstellen. "Da stand schon in der Ekkehardstraße die Feuerwehr."

Die Einsatzkräfte verwiesen sie auf die Parkplätze in Richtung Landesgartenschau. Dort stellte sie dann das Auto auf einem Parkplatz ab, der sich später als Stellplatz für Wohnmobile herausstellen sollte. Das Schild sei aber von einem Camper verdeckt gewesen, sodass sie es nicht gesehen habe. "Mir war das nicht bewusst", beteuert sie. Zu den Folgen später mehr.

"Man blieb ruhig und sachlich"

Sie stellte also das Auto ab und begab sich in die Innenstadt. "Ich habe nichts Beunruhigendes festgestellt", erinnert sie sich. Eine Polizistin habe ihr mitgeteilt, dass die Straßen wegen eines Gaslecks abgesperrt werden mussten. "Sie machte einen ruhigen Eindruck." Auch als sie dann gegen 13 Uhr Richtung Karstadt ging, habe sie keine Panik bei den Menschen verspürt, obgleich die Zahl der Einsatzkräfte nach ihrem Eindruck dann schon größer geworden war. Aber: "Man blieb ruhig und sachlich, was auch gut war."

Bis ihr dann kurz nach 14 Uhr eine Frau aus Hamburg begegnete. "Sie kam nicht aus der Herz-Jesu-Garage raus", berichtet die Zeugin. "Sie war etwas jünger als ich und sagte, es würden zwei Parkhäuser brennen." Auf die Frage, wo sie das gehört habe, habe sie gemeint: auf Facebook. "Wer macht sowas? Solche Thesen in die Welt zu setzen?", fragt sich die WOCHENBLATT-Leserin. Sie habe dann die Hamburgerin bis zur Bushaltestelle am Krankenhaus begleitet.

Zurück an ihrem Auto zeigte sich dann, dass der Ordnungsdienst der Stadt wohl unterwegs war. Die Zeugin zieht einen Zettel aus der Tasche: eine Verwarnung mit Bußgeldankündigung für das Parken auf dem Wohnmobilstellplatz. Lachend deutet sie auf eine Textpassage, die sie markiert hat. Darauf wird auf die Parkhäuser in der Stadt hingewiesen. Eben die, die an diesem Donnerstag nicht angefahren werden konnten.

Ein glückliches Ende

Übel nimmt sie das dem Knöllchenschreiber nicht. In der Stadtverwaltung habe man viel um die Ohren gehabt, meint sie. "Da denkt man nicht an die Leute, die schon auf Tour sind." Geholfen hat sicherlich auch das Telefonat mit Ordnungsamtsleiter Marcus Berger. "Ich habe ihm meine Situation erklärt", erzählt sie. "Ich war ja guten Willens, aber es war der Situation geschuldet." Das sah der Amtsleiter offensichtlich ähnlich und hat die Strafe annulliert. "Ich muss sagen, ein sehr angenehmer Mitarbeiter der Verwaltung Singen, verständnisvoll und zugewandt, äußerst bürgernah", lobt sie.

Telefoniert hat sie auch mit dem Singener Feuerwehrkommandanten Mario Dutzi. Und auch für ihn hat sie nichts als Lob übrig. Als Asthmatikerin habe sie sich natürlich Sorgen gemacht. Kommandant Dutzi habe sie aber beruhigen können. "Er hat sich sehr emphatisch verhalten. Er hatte Verständnis für meine Situation", sagt sie. Später habe sie der Feuerwache dann auch einen persönlichen Besuch abgestattet, bei dem dann auch das Foto mir ihr und Mario Dutzi entstanden ist.

"Wir können froh sein, dass wir die Feuerwehr haben. Jeden Tag sind sie im Einsatz und retten Leben", betont die WOCHENBLATT-Leserin. Sie danke auch den anderen Einsatzkräften der Polizei und den Rettungsdiensten und auch Oberbürgermeister Bernd Häusler und der Stadtverwaltung. Einige Tage nach dem Großeinsatz habe sie zwei Frauen zugehört, wie sie sich über den Einsatz unterhielten. "Die meinten, dass das übertrieben war", erinnert sie sich und schüttelt den Kopf. "Ich sage: Danke, dass man alles getan hat, damit auch ich nicht zu Schaden kam."

Autor:

Tobias Lange aus Singen

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