Die Spider Murphy Gang beim Hohentwiel-Festival
Eine ordentliche "Überdosis Rock'n'Roll" auf dem Hontes
Singen. Bayrischer Rock'n'Roll unterscheidet sich für viele schon sehr von dem, was man sonst darunter verstehen mag. Dies stellte die legendäre Spider Murphy Gang zum Auftakt der Hohentwiel-Festival-Konzerte am Dienstag, 23. Juli eindrucksvoll unter Beweis.
Für viele mag es ungewohnt gewesen sein, dass die Konzertreihe bereits unter der Woche ihren Anfang machte. Und trotzdem strömten wieder zahlreiche Gäste, darunter einige wenige Edelfans der Münchner Jungs. Bevor diese jedoch den Singener Hausberg zum shakern bringen konnten, sorgten Barconara und Band mit ihrem wunderbaren Italo-Pop, der sowohl schon vor als auch nach deren Auftritt aus den Lautsprechern ertönte, für einzigartige Sommeratmosphäre. Dabei erwies sich Sänger Damiano Iacopini mit seiner tollen Stimme als sehr vielseitig, hatte er neben rockigen Liedern auch Songs auf der Akustik-Gitarre sowie dem Piano parat.
"Mir spiel'n eh nix anders"
Danach hieß es dann Rock'n'Roll pur, als die bayrischen Mannen der Spider Murphy Gang zur Freude der 2.000 Konzertbesucher die Bühne betraten. "So ein Riesen-Applaus für so junge Künstler", scherzte der charmante Bandleader Günter Sigl in seiner bekannt spitzbubigen Art nach dem ersten Song "Überdosis Rock'n'Roll". Direkt im Anschluss bewiesen die Münchner mit "Rock'n'Roll Schuah", dass sie diese noch lange nicht an den Nagel hängen wollen. "Ihr wollt noch mehr Rock'n'Roll? Da habt's Glück - mir spiel'n eh nix anders" ermunterte der 77-Jährige die Besucher für den Rest des Abends. Dass sie es damit ernst meinen, zeigten sie mit den Songs "Oa moi oans" und "Vis-a-vis".
Zu Ehren Chubby Checkers wurde das Publikum von Sigl bei "Ich grüße alle und den Rest der Welt" dazu aufgefordert, einen Twist zu tanzen, woraufhin sich der Hohentwiel das erste und nicht letzte Mal in eine große Open-Air-Tanzfläche verwandelte. Hierbei sowie bei allen weiteren Songs bewies Gitarrist Gerhard Gmell alias Barney Murphy meisterlich, warum er auch der "Chuck Berry von Schwabing" genannt wird, ist sein Musikstil doch stark von der Rock'n'Roll-Legende inspiriert. Auch Gitarrist und Bassist Willie Duncan, laut Sigl der "einzige Schotte weltweit, der bayrisch singen kann", konnte das Publikum mit seinen flotten Riffs immer wieder begeistern.
Musikalische Dating-Tipps
Die abendlich wundervolle Atmosphäre fing die Band perfekt mit "Sommer in der Stadt" ein, der bis heute als "Münchner Sommerhit" gilt. Einer der bekanntesten Hits folgte sogleich mit der "Schickeria", ehe Günter Sigl mit dem "Frosch im Hals und die Schwammerl im Knie" musikalisch über missglückte Bezirzungsversuche in Kneipen berichtete oder beim "Rock'n'Roll Rendevous" erklärte, dass dieses bei einer Körpergröße von 1,62 Meter gar nicht so einfach zu bekommen sei. „Die Frauen schauen halt eher in höhere Regionen, auf jeden Zentimeter kommt es an“, so der Sänger schelmisch.
Nach den musikalischen Dating-Tipps entführten die Münchner Musikikonen mit "Ich schau' dich an" und "Wo bist du?" aus deren Album "Tutti Frutti" das Publikum in die Zeit der Neuen Deutschen Welle. Hiernach erzählte Sigl wieder über ein Techtelmechtel, diesmal eines seines "Urururgroßvaters" mit der Kaiserin Sissi erzählte, was unmittelbar in das Lied "Pfüat di Gott, Elisabeth" mündete und wonach er traurigerweise gestehen musste, dass diese am Ende dann doch "den Karl-Heinz Böhm" geheiratet hatte. Wieder fetzig wurde es mit "Wer wird denn woana" und "Zwoa Zigaretten", ehe dann mit ihrem größten Hit "Skandal im Sperrbezirk" wieder Geschichten über Rosi und das Hotel L'Amour geschmettert wurden.
Nach ein bisschen "Herzklopfen" sowie einer musikalischen "Achterbahn"-Fahrt und einem "Autostop nach Schwabing" verabschiedete sich die Spider Murphy Gang erstmals von der Bühne, um dann aber wieder mit "So A Nacht" zurückzukommen. Ein sehr kurzweiliger wie auch stimmungsvoller Rock'n'Roll-Abend beschlossen die Münchner schließlich mit dem Beweis, dass sie wirklich eine "Bayrische Band" sind.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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