»Der zweite Schuss« in der Färbe
Ein Volltreffer
Singen. Manchmal kann ein Griff ganz tief in die Kiste der guten Kriminalkomödien Gold wert sein. Zu einem solchen hatte Elmar F. Kühling als Regisseur und Schauspieler ausgeholt, als er auf »Der zweite Schuss« von Robert Thomas stieß, ein Stück aus den 1960ern, das bereits 1969 für die ARD als Film verewigt wurde. Aber Staub musste bei diesem Stück nicht gewischt werden. Denn Habgier und Eifersucht sind eben einfach zeitlos und die Färbe-Schauspieler schaffen es, das Publikum mit einem waschechten Showdown zu überraschen, bei dem eine ganze Menge nochmals auf den Kopf gestellt wird und bei dem am Schluss der der Sieger ist, der am Anfang noch wie das tölpelhafte Opfer wirkte.
Die Story trägt schon jede Menge hintersinnigsten Humor in sich. Olivier (Alexander Klages), ein älteres Semester und Pariser Kriminalkommissar, erlebt gerade einen zweiten Frühling mit Suzanne (Milena Weber), die er auf einem Kreuzfahrtschiff kennenlernte und schnellstens heiratete. Doch ihn plagt eine scheinbar unbezwingbare Eifersucht, die die Ferien an der Atlantikküste überschattet. Olivier ist dahin sogar mit »Schatten« angereist, denn Privatdetektiv Edouard (Elmar F. Kühling) soll aufpassen, dass die junge Frau, die bemerkenswerter Weise keinen Sou in der Tasche hat, aber am liebsten Shoppen geht, nicht auf falsche Pfade kommt.
Die Situation droht bald zu entgleisen, denn die Überwachung macht aggressiv. Und als dann noch der »Gärtner« Patrice (Reyniel Ostermann) auftaucht, der die Hecken für bessere Meeressicht schneiden soll, wird das Misstrauen angesichts eines so verschlagen auftretenden Burschen pathologisch. Denn, so dämmert es dem Publikum schnell, Suzanne und Patrice kennen sich von früher, und das hat wohl auch etwas mit dem allzu frühen Tod von Suzannes erstem Mann zu tun.
Nun kann das Publikum in der so flott gespielten Komödie in einen genial ausgelegten Fallstrick nach dem anderen tappen. Eine wahrliche Sternstunde teuflischer Spielfreude für das Ensemble, die das Publikum mit hintersinnigsten Phantasien infiziert.
Dabei fängt das Stück eigentlich ganz harmlos an: Ein Paketbote (Frank Großjohann) bringt eine alte Uhr ins Ferienhaus, welche sich die junge Ehefrau in einem Antiquitätenladen ausgesucht hatte. Doch auch sie wird eine ganz besondere Rolle spielen.
Gespielt wird »Der zweite Schuss« Mittwoch bis Samstag, jeweils 20.30 Uhr in der »Färbe«. Kartenreservation unter 07731 / 64646 oder www.die-faerbe.de
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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