Großer Andrang beim 1. Mai-Familienfest
Ein Tag für die "Eckpfeiler der Gesellschaft"

Klaus Stein, Personalleiter von IG Metall in Frankfurt, verwies in seiner Rede auf die Gewerkschafter als "Eckpfeiler unserer Gesellschaft". | Foto: Philipp Findling
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  • Klaus Stein, Personalleiter von IG Metall in Frankfurt, verwies in seiner Rede auf die Gewerkschafter als "Eckpfeiler unserer Gesellschaft".
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Singen. Einen Tag zum Feiern, aber auch einen Tag zum Nachdenken, konnte man bei bestem Wetter am 1. Mai auf dem Singener Herz Jesu-Platz erleben. Dort nämlich luden unter anderem der DGB, die IG Metall Singen sowie der SPD Ortsverein zum bereits dritten Mal zum Familientag ein.

Dabei stand der Aspekt der Gemeinschaft und des Zusammenhalts vor allem zu Beginn des Festtages schon im Mittelpunkt, als in der Herz-Jesu-Kirche ein sehr atmosphärischer und schöner ökumenischer Gottesdienst, gestaltet von der evangelischen Pfarrerin Andrea Fink-Fauser, Betriebsseelsorgerin Heike Gotzmann und musikalisch von der Band "Horizon" untermalt, gehalten wurde. 
Hier wirkte auch wieder wie in 2023 das Forum der Religionen in Singen mit und erinnerten an die Bedeutung von Arbeit in verschiedenen Religionen. So auch Emrah Gencaslan vom Sufi-Zentrum Rabbaniyya, der mit der Markteinführung zum Wohl des Volkes unter anderem an den Wert von Getreide und Weizen für Tiere und Menschen vor vielen Jahrhunderten erinnerte.
Besonders wurde es bei den Gebeten zu Gerechtigkeit und Solidarität, zwei Begriffe, die vor allem in heutiger Zeit unzertrennbar miteinander verbunden sind. So verlas Ilyas Senoglu vom Hegau Kulturverein einige Verse aus dem Koran, während diese jeweils im Anschluss von dessen Vereinskameraden Ayhan Akkus für die Teilnehmer des Gottesdienstes übersetzt wurden. 

"Königliche Würde"

Des Weiteren wurde im Gottesdienst an den Wert der Arbeit, den Wert der Zeit sowie von Heike Gotzmann an die kürzlich gefällte Entscheidung pro Galeria Singen und Konstanz erinnert. Dabei präsentierte sie einen geschnitzten König als Symbol für die "königliche Würde", die in jedem arbeitenden Menschen verankert sei. "Solidarität und Sicherheit für Menschen in der Arbeitswelt keine leere Phrase, sondern gelebte Wirklichkeit: Das hat Zukunft – oder etwa nicht?", stellte sie als Frage in den Raum. 
Auch Dekan Matthias Zimmermann würdigte in seiner Predigt das Arbeitervolk und appellierte in diesen schwierigen Zeiten dabei vor allem an eins: "Lasst uns die Dinge, die wir tun, miteinander teilen." 

Auf dem Herz-Jesu-Platz wurde dann die kulturelle Vielfalt Singens nahtlos weitergelebt. Hier zeigten sich beim großen Familienfest zahlreiche Vereine, Verbände und Institutionen der Stadt wie der Ukrainische Verein, das Portugiesische Zentrum oder auch die HSK Croatia, mit zahlreichen, kulinarischen Highlights aus ihren Ländern. 
"Das hier ist Singen at it's best", freute sich auch Bernhard Grunewald vom Verein InSi, die mit Infoflyern viele Menschen mit Migrationshintergrund über die Wahlregistrierung im Vorfeld der anstehenden Kommunal- und Europawahlen informierten. "Es gibt so viele Regularien und Dinge, die diese Menschen einfach noch nicht wissen", so Grunewald gegenüber dem WOCHENBLATT.
 

"Gedanken über andere Dinge machen"

Doch auch der eigentliche Anlass des Familientags, der Tag der Arbeit, wurde genutzt, um auf die Situation der Arbeiterschaft sowie deren Bedeutung für die Gesellschaft hinzuweisen. "Wir müssen auch einfach mal innehalten, einen Schritt zur Seite und uns Gedanken über andere Dinge machen", verwies der DGB-Kreisvorsitzende Klaus Mühlherr auf "Mehr Freizeit" als einer der Hauptaspekte dieses wichtigen Tages. Auch rügte er diejenigen, welche alle Berufstätigen als Faulpelze darstellten. "55 Milliarden Arbeitsstunden pro Jahr sprechen eine andere Sprache", so Mühlherr. In Anbetracht des 75. Geburtstags des Grundgesetzes verwies er auf eine große gemeinsame Feier von unter anderem DGB, AWO und InSi am 23. Mai in der St. Thomas-Kirche. 
Der SPD-Landtagsabgeordnete Hans-Peter Storz betonte in seiner Rede ebenfalls die Demokratie, welche von bestimmten Parteien in Gefahr gebracht werde. "Wir müssen die Augen öffnen und sensibel sein, denn sonst zerstören diese Menschen weiter unsere Gemeinschaft und das Grundgesetz." Zudem werden seiner Ansicht nach viel zu viele Dinge infrage gestellt, wie es die Kampagne gegen den Mindestlohn und die Rente mit 63 beweisen. Ähnliche Worte fand auch dessen Parteikollegin, Bundestagsabgeordnete Dr. Lina Seitzl, so müssen ihr zufolge die Bewahrung unserer Freiheit sowie der Werte aller Berufstätigen im Vordergrund stehen.

Klare Perspektiven

Nach der Show von Klaus Riedel als Einmann-Zirkus Klarifari, der mit seinen raffinierten Tricks wieder zahlreichen Kindern das Highlight des Tages bescherte, folgte mit der Rede von Klaus Stein, Personalleiter von IG Metall aus Frankfurt, der Höhepunkt der Veranstaltung. In seiner kurzen, aber pointierten Rede verwies er auch auf die Menschen, die sich neben ihrer eigentlichen Arbeit ehrenamtlich engagieren, um Feste wie diese auf die Beine zu stellen. Er verdeutlichte, dass es klare Perspektiven brauche, um Wohlstand, Wachstum und Demokratie zu sichern. Investitionen bezeichnete er als "Gebot der Stunde", um klare Aussichten und Verbindlichkeiten zu schaffen. Auch in Situationen, wie es aktuell bei Bosch und Thyssen Krupp der Fall ist, zeigte der IG Metall Präsident klare Kante: "Kurzsichtige Abbaupläne und mangelndes Vertrauen in den Industriestandort und seine Beschäftigten sind feige."

Von den Unternehmen verlange er vor allem mehr Verbindlichkeit. "Wer staatliche Unterstützung erhalt, zahlt Tarif und sichert Standorte und Beschäftigung in Deutschland." Von der Politik forderte er mehr Verantwortung sowie die Entwicklung tragfähiger Lösungen für die Aufgaben und Finanzierung der Transformation. "Die Jahrhundert-Aufgabe der sozial-ökologischen Transformation darf keine Verlierer hinterlassen", stellte Stein klar. Alle Gewerkschaftsmitglieder bezeichnete Klaus Stein aufgrund ihrer Wichtigkeit für Wohlergehen und Demokratie als "Eckpfeiler unserer Gesellschaft"
"Lasst uns wachsam sein und für Toleranz und Frieden einstehen", ermutigte Klaus Stein die Zuhörer, um mit einem Gruß zu enden, der allen mehr Mut und Hoffnung hinterließ als zuvor: "Glück auf."

Autor:

Philipp Findling aus Singen

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