Legendäre Filmmusik von John Williams
Ein Open Air-Konzert der absoluten Weltklasse auf der Karlsbastion
Singen. Seit 1969 ist das Hohentwielfestival eine feste Institution im Singener Kulturkalender. In diesem Jahr wurde das Festival mit einem einzigartigen Open Air-Konzert der absoluten Weltklasse eröffnet.
Genauso lange wie das beliebte Festival besteht, gehört der Hohentwiel schon zur Singener Gemarkung. Dies war für Dirigent David Krause unter anderem ein Grund, die beiden von ihm geleiteten Blasorchester aus Tuttlingen und Singen für ein ganz besonderes Konzert zusammenzubringen: "Das sind zwei homogene Klangkörper, die sich insgesamt sehr gut ergänzen. Zudem wollten wir ein hochwertiges Konzert in einem ebenso hochwertigen Rahmen bieten." Die Idee, mit Komponist John Williams Musik einer der bekanntesten Komponisten der Filmgeschichte auf die Bühne zu bringen, kam dabei nicht von ungefähr. So habe er dies schon öfter dirigiert und einige Musikerinnen und Musiker waren bei einem Orchester-Workshop so begeistert, dass die Motivation und der Ansporn, diese Musik einmal zu spielen, sehr groß war. "Zudem wollte ich der allgemeinen Wahrnehmung, dass Blasmusik ein wenig ein angestaubtes Image hat, entgegenwirken und mit diesem Konzert auch neues Publikum herführen, um diesem einen anderen Bezug hierzu zu geben." Dabei sei es wichtig, den Spagat zwischen Tradition und der aktuellen Entwicklung in der Gesellschaft gut zu meistern.
Gestartet wurde das Konzert mit der imposanten wie auch heroisch wirkenden "Olympic Fanfare", welche Williams für die Olympischen Sommerspiele 1984 in Los Angeles komponierte. Ebenso heroisch ging es weiter mit einer musikalischen Selektion aus den legendären "Indiana Jones"-Filme, bei der zu Beginn viele ZuhörerInnen im Publikum gleich auch mitsummten. Historisch wurde es beim nächsten Stück, so bot das an diesem Abend gut 140 MusikerInnen fassende Orchester das Hauptthema aus dem Politthriller "JFK" von Oliver Stone, ehe es mit der ikonischen "Harry Potter Symphonic Suite" viele junge Besucher in ihre Kindheit zurückversetzte. Außerirdisch ging es weiter mit "Adventures on Earth", der unvergleichlichen Melodie aus "E.T. - Der Außerirdische", bei der man, wenn man als Besucher kurz in den Himmel schaute, das Gefühl hatte, dass das knuffige Alien mit Elliot auf dem Fahrrad dort entlang fuhr.
Hochemotional wurde es beim nächsten Stück. So wagte sich das Orchester an das thematisch sehr schwere, aber auch wunderschöne Thema aus Steven Spielbergs Weltkriegsdrama "Schindlers Liste". Dieses Stück wurde durch das sehr berührende und herausragend vorgetragene Solo von Violinist Hannes Wagner zum Höhepunkt des Konzertabends, welcher völlig zurecht Standing Ovations erhielt. "Selbst als wir dieses Werk mit dem Solisten probten, wollten wir nie, dass es aufhört, so wunderschön ist es", erklärte Dietmar Weber, Pressewart und Tubist des Blasorchesters Singen unmittelbar nach dem Konzert. Die erste Konzerthälfte endete ebenfalls mit einem Stück aus einem Spielberg-Film, nämlich "Jurassic Park", welches vor allem bei David Krause besondere Gefühle auslöst: "Hier kann man die Augen zu machen und fühlt sich wie im Film selbst, man hat ihn direkt vor sich."
Die zweite Hälfte widmete sich voll und ganz der weltweit beliebten "Star Wars"-Filmreihe, für welche Moderator Dieter Kleibauer den berühmten Intro-Spruch wie folgt umdichtete: "Es war einmal vor langer Zeit in einer weit, weit entfernten Galaxis - also Gottmadingen." Allgemein erwies sich Kleibauer als absoluter Glücksgriff. So führte er das Publikum mit viel Filmwissen, aber auch einer gehörigen Portion Humor durch den Abend.
Zurück zur Musik: Von der berühmten Titelmelodie, welche seit 2005 laut einer Liste des American Film Institute völlig zurecht zur besten Filmmusik aller Zeiten gekürt wurde, über die Thronsaalmelodie aus "Rückkehr der Jedi-Ritter" bis hin zu aktuellen Melodien aus "Das Erwachen der Macht" war für jeden Jedi-Fan alles dabei. Ganz ohne Zugabe wurde das Orchester jedoch nicht entlassen. So bot man mit "Across the Stars" und dem legendären wie Weltklasse vorgetragenen "Imperial March" von Darth Vader nochmals zwei Werke aus der Star Wars-Reihe. Letzteres kam beim Schlusston durch den einsetzenden Donner eine sehr besondere Note.
"Die Stücke selbst klingen leichter, als sie am Ende sind, da sie allgemein sehr anspruchsvoll sind", gestand Andreas Krieg, Vorsitzender des Blasorchesters Singen. Dabei spielten auch die Wetterturbulenzen eine prägende Rolle. "Nach dem ganzen Hin und Her wollten wir unbedingt diese Musik auf der Karlsbastion spielen, da es historisch nicht besser hätte passen können", so Krieg. Nach sehr intensiven Proben sei es ihm zufolge sehr erfreulich, dass es beim Publikum so gut ankam, so könne Williams' Musik "sehr tiefgreifend gehen und viel im Menschen anrühren". Ein passendes Fazit eines fulminanten Festivalauftakts, den man in Singen so schnell nicht vergessen wird.
Autor:Philipp Findling aus Singen |
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