Beuren wird zum Solarenergiedorf
Ein Leuchtturmprojekt mit vielen Wehen - für die Energiewende
Singen-Beuren. Auch der heftige Regen am Montagabend konnte die Initiatoren des Bürgervereins Beuren und die Partner des Leuchtturmprojekts "Agri-PV" nicht vom symbolischen ersten Spatenstich abhalten, denn gemeinsam habe man hier schon einige politische Schlechtwetterlagen durchstanden, um an dieses Ziel zu kommen. Es freuten sich der Vorsitzende des Bürgervereins, Walter Veser, und sein Stellvertreter und Ortsvorsteher Stephan Einsiedler sichtlich unter den Schirmen auf dem Acker bei Beuren, auf dem im kommenden Frühjahr die erste große Agri-PV Anlage auf dem rund acht Hektar großen Grundstück in Betrieb genommen werden soll, die rechnerisch Strom für 1.400 Haushalte liefern kann. Beuren selbst hat rund 660 Haushalte.
Der große Dank ging hier unter anderem an den Bundestagsabgeordneten Andreas Jung, der hier einige Blockaden der "Ampel"-Regierung knacken musste, die das Thema immer weiter nach hinten gedrückt habe, so dass auch dem Bürgerverein in Sachen Förderung über das EEG-Gesetz die Zeit davon lief. Jung habe hier sogar dafür gesorgt, dass dieses Projekt bundesweit Bekanntheit erlangte, um den Druck auf die Politik zu erhöhen.
Die Zeit drückt den Beurener Bürgerverein nun freilich weiter, denn bis zum Jahresende müsste die Anlage, für die 6883 Solarmodule hier auf eine Konstruktion mit 700 Rammpfosten installiert werden, technisch betriebsbereit sein, um noch die EEG-Förderung für dieses Jahr und dann für die nächsten 20 Jahre zu bekommen. Denn diese sinkt nächstes Jahr erneut und dann würde sich die Anlage nicht mehr rechnen können im aktuellen Preisgefüge. Auch für den Anschluss am Umspannwerk tickte die Uhr. Man habe den letzten Zugang bekommen, sonst wäre der nächste erst nach dem Umbau in 2029 wieder zur Verfügung.
Als Bürgerverein hätte man gerne auch die Beurener Bürger wieder beteiligt, wie schon bei der ersten Photovoltaik-Anlage, aber das war aufgrund der Entwicklungen auf dem Finanzmarkt infolge des Ukrainekriegs nicht mehr praktikabel, sagten Stephan Einsiedler und Walter Veser in ihren Erklärungen. Deshalb sei man der Sparkasse Engen-Gottmadingen dankbar, die mit ihrem Vorstand Bernhard Rendler wie den Mitarbeitern Thomas Stockburger und Dominik Biethinger auch an die Spaten gerufen wurden. Die Kosten der Anlage werden komplett über einen Kredit der Bank finanziert, der in 10 Jahren zurückgezahlt werden soll.
Das Thema Agri-PV habe anfangs gar nicht mal auf dem Plan gestanden. Als man merkte, dass es doch Bedenken mit einer nach Süden gerichteten Anlage nicht nur bei Landwirten gab, war es eine gute Fügung, dass der Planer des Bürgervereins Martin Feuerstein mit Axel Pustet und seinem Unternehmen "accessolar" aus Regensburg in Kontakt kam, der den Tipp für die Solaranlagen gab, unter denen noch landwirtschaftliche Nutzung möglich sei. Die Sonnendächer drehten sich zudem nach der Sonne um mehr Effizienz zu erreichen, gab es weiter zu erfahren. Dankbar ist der Bürgerverein auch OB Bernd Häusler, denn die Stadt stellte die beiden Pachtgrundstücke für das Projekt zur Verfügung. Landwirt Roland Haas wird die Grundstücke weiter bewirtschaften. Nur Mais gehe wegen der Höhe nicht mehr. Der Flächenverlust für die Felder wird mit 15 Prozent angegeben.
Umgesetzt wird das Projekt vom Kreuzlinger Unternehmen EngCon Solar Solutions, die mit Christian Hallier und Dominik Pfohl beim Spatenstich auch mit dabei waren.
Der "Leuchtturm" werde Beuren nun zum "Sonnenstrom-Energiedorf" machen, konnte Stephan Einsiedler verkünden. Mit seinen aktuell 1.571 Einwohnern und 660 Haushalten liege man bei einem Bedarf an elektrischer Energie von 1,4 Millionen Kilowattstunden, das Gewerbe und die Großabnehmer im Dorf kommen auf 2,6 Millionen Kilowattstunden im Jahr, was einem Gesamtbedarf von 4 Millionen kW/h im Jahr entspreche. Derzeit würden auf den Dächern in Beuren und mit Wasserkraft 550.000 kW/h im Jahr erzeugt, das Dach des Curana mit seiner Photovoltaikfläche steuern 100.000 kW/h im Jahr bei und der erste Bürgersolarpark rund eine Million kW/h, was zusammen 1,65 Millionen kW/h entspricht, zu denen nun der erwartete Ertrag von 5,8 Megawattstunden dazu gezählt werden kann, womit Beuren mit dann 7,45 Megawatt rechnerisch einen deutlichen Überschuss erzielen kann.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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