Abschlüsse der VABOE-Klasse gefeiert
Ein großer Tag auf dem Weg der Integration

Erneut führte das bewährte und engagierte Team der landkreiseigenen Beschäftigungsgesellschaft (BG) in der Singener Wehrstrasse eine 15 Monate währende Teilzeitklasse sowie die einjährige Vollzeitklasse von erwachsenen Menschen mit Fluchterfahrungen zum Hauptschulabschluss, hier gemeinsam mit ihren Lehrkäften und BG-Geschäftsführerin Mareike Binder (2.v.re.) sowie Monika Butz, Leiterin des Amtes für Migration und Integration im Landratsamt Konstanz (3.v.re) | Foto: Bernhard Grunewald
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  • Erneut führte das bewährte und engagierte Team der landkreiseigenen Beschäftigungsgesellschaft (BG) in der Singener Wehrstrasse eine 15 Monate währende Teilzeitklasse sowie die einjährige Vollzeitklasse von erwachsenen Menschen mit Fluchterfahrungen zum Hauptschulabschluss, hier gemeinsam mit ihren Lehrkäften und BG-Geschäftsführerin Mareike Binder (2.v.re.) sowie Monika Butz, Leiterin des Amtes für Migration und Integration im Landratsamt Konstanz (3.v.re)
  • Foto: Bernhard Grunewald
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Singen. Ein stolzer Tag und der Lohn nach langer und allseitig anstrengender Arbeit: Im Beisein von Dr. Thomas Auer, Bürgermeister von Gailingen und Aufsichtsratsmitglied der landkreiseigenen Beschäftigungsgesellschaft (BG) mit Sitz in der Singener Wehrdstrasse, sowie von Monika Butz, Leiterin des Amtes für Migration und Integration im Landratsamt Konstanz, fand am Montagvormittag in der Basilika die feierliche Übergabe von Hauptschulabschlüssen an erwachsene Geflüchtete statt, welche über 15 Monate in Teilzeit oder 1jährig zwei „Vorbereitungsklassen Arbeit/Beruf ohne Deutschkenntnisse“ (VABOE) in der BG besucht hatten.

Gespannt verfolgten auch die neue VABOE-Klasse sowie der Alphabetisierungsprachkurs für Frauen mit Kindern auf der Empore den freudigen Festakt. Auf dem Lehrplan 2023/2024 stand wiederum Deutsch und Mathematik, aber auch Englisch und Politik - jedes Fach eine Herausforderung an sich. So galt es, neben dem Deutschen noch eine weitere Sprache zu erlernen. BG-Geschäftsführerin Mareike Binder verhehlte deshalb bei ihrer herzlichen Begrüßung nicht, dass sich ihr Team zunächst Sorgen machte, ob das Klassenziel jeweils errreicht werden könne - aber alle wurden eines Besseren belehrt: 17 von 18 Erwachsenen bestanden die Prüfung!

Dies, obgleich das Schulamt die Prüfungen unverständlicherweise gleich auf 3 Schulen im Landkreis verteilt hatte, jede Schule eigenen Prüfungsstoff kundtat oder nicht, der Prüfzeitraum sich gar über 3 Wochen erstreckte, was pädagogische Fairness vermissen ließ und erhebliche Unsicherheit bei allen Beteilgten erzeugte. Selbst der Sprecherrat der Helfervereine im Landkreis Konstanz wandte sich zwischenzeitlich schriftlich an das Schulamt, um wieder zur bewährten Praxis einvernehmlicher und fairer Prüfungen zurückzukehren. Binder bedankte sich deshalb ausdrücklich bei Tatjana Eckhardt, welche „bei diesem besonderen Kraftakt“ im Hause alle Hände voll zu tun hatte, um den Überblick für jeden Prüfling und jede prüfende Schule zu bewahren, deren auseinandergehende Absichten den Lehrkräften zu vermitteln um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren.

Gerade in den mündlichen Prüfungen haben alle nochmals „Gas gegeben“, so Binder. Als Klassenbeste erreichte Oksana Kraus, gebürtige Ukrainerin, einen Notenschnitt von 1,6. Mit einer glatten 1,0 in Deutsch konnte Safia Alobaid aus Syrien eine Bestnote erzielen. Beide wollen nun zusammen mit Raluca Dinescu (Notenschnitt 1,9) eine Ausbildung als „Sozialpädagogische Assistentin“ bei der Deutschen Angestellten Akademie (DAA) starten.

Binder ermutigte die erfolgreichen Hauptschüler:innen eindringlich, „nach diesen tollen Leistung über 1.1164 Unterrichtsstunden und der bestandenen Prüfung mit Ausbildung weiterzumachen und in Deutschland gut Fuß zu fassen - seien sie stolz auf sich, wie wir stolz auf sie sind“. Butz dankte ebenfalls den Lehrkräften, „die mitgefiebert hatten“ und zeigte sich stolz, dass immerhin 12 von 18 Teilnehmenden Frauen waren, „die vieles unter einen Hut bringen müssen, auch Zuhause gefordert sind, teils mit bis zu sechs Kindern - und ihre Zeit und Kraft investieren!“

Sie hofft „auf weiteres Vorankommen“, so die Amtsleiterin, „bleiben sie bildungshungrig, schauen sie in die Zeitung, informieren sie sich - der Arbeitsmarkt wartet auf sie.“ Für die Vollzeitklasse ergriff Farnosh Mostaid aus Afghanistan das Wort, erinnerte daran, „dass aller Anfang schwer ist“, dankte ihren Lehrkräften und Eltern, „die hinter mir standen“, für deren Unterstützung „in dieser wichtigen Zeit meines Lebens“. Ihr Landsmann Barbur Ali Sofizada, erst vier Jahre in Deutschland, zeigte sich ebenfalls „von Herzen dankbar - unsere Erfolge wären ohne ihre Unterstützung nicht möglich gewesen“. Er erinnerte an sein Heimatland, „in dem Mädchen nicht zur Schule gehen dürfen“. Samira Hammoud aus dem Libanon mit 6 Kindern und Edwige Aroko aus Kamerun mit 4 Kindern hingegen möchten, dass jedes Kind seinen Weg machen kann und wollen nun nach dem Hauptschulabschluss im Pädagogischen Bereich weitermachen - hier wartet zweifelsohne viel Arbeit vor Ort.

Autor:

Bernhard Grunewald aus Singen

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