Steigende Wahlbeteiligung
Der Souverän hat gesprochen: Anekdoten aus den Wahlen 2024
Kreis Konstanz. Vor der Kommunal- und Europawahl am Sonntag, 9. Juni, hat das WOCHENBLATT die Wahlbeteiligungen vorgestellt. Damit verbunden war die Herausforderung an die Region, diese weiter zu steigern. Nun können wir das Ergebnis verkünden: Die Wahlbeteiligung ist - fast - überall gestiegen. Was es sonst bei den Ergebnissen an bemerkenswerten Dingen gibt, haben wir zusammengefasst.
Aber zunächst zum Ergebnis unserer "Challenge": Vier von 22 Städten und Gemeinden im WOCHENBLATT-Gebiet müssen einen Rückgang bei der Wahlbeteiligung verzeichnen. Den größten Verlust macht nach den Zahlen des Landratsamtes Büsingen, wo die Wahlbeteiligung um 7,3 Prozentpunkte auf 52,4 Prozent fiel. Im Vergleich dazu fällt das Minus bei der Wahlbeteiligung in den drei übrigen Kommunen gering aus: In Radolfzell fiel sie um 1,3 Prozentpunkte auf 59,5 Prozent, in Gaienhofen um 0,4 Prozentpunkte auf 68,9 Prozent und in Gailingen um 0,2 Prozentpunkte auf 61,5 Prozent.
Warum ein Sitz leer bleibt
Eine Kehrtwende machte die Gemeinde Hohenfels. Nachdem hier als einzige Kommune die Wahlbeteiligung von 2014 auf 2019 gefallen war, stieg sie nun wieder um 3,3 Prozentpunkte auf 71,2 Prozent. Damit ist sie eine von nur vier Kommunen im WOCHENBLATT-Gebiet, die die 70-Prozent-Grenze geknackt hat. Und das, obwohl hier die Wahl eigentlich als mit am langweiligsten erschien. Zwei Listen mit jeweils sechs Kandidaten traten an für einen Gemeinderat mit zwölf Sitzen. Rein rechnerisch also hätte jeder Kandidat einen Sitz bekommen.
Die Realität sieht allerdings anders aus: Eine der beiden antretenden Listen holte deutlich mehr Stimmen, weswegen ihr ein zusätzlicher Sitz am Ratstisch zugestanden hätte. Da sie aber keinen siebten Kandidaten auf der Liste hatte, das Verhältnis aber gewahrt werden soll, muss die unterlegene Liste auf einen Sitz verzichten. Somit werden nur elf der zwölf Sitze am Gemeinderatstisch besetzt, obwohl es zwölf Kandidaten gab. Übrigens: Die höchste Wahlbeteiligung hat die Gemeinde Moos, wo mit 74 Prozent fast drei von vier Wahlberechtigten ihre Stimme abgaben.
Die Region wird blauer
Schlusslicht bei der Wahlbeteiligung ist - trotz einer weiteren Steigerung - die Stadt Singen mit 47,7 Prozent. Die Stadt, die in diesem Jahr 125 Jahre Stadtrecht feiert, bleibt die einzige Kommune, bei der die Wahlbeteiligung unter 50 Prozent liegt. Nach Rielasingen-Worblingen - hier konnte sich die AfD von einem auf drei Sitze steigern - ist sie nun die zweite Kommune im Landkreis, in der die AfD offiziell im Gemeinderat vertreten sein wird. Die rechtspopulistische Partei war mit einer Liste mit vier Kandidaten angetreten. Drei davon wählten die Singenerinnen und Singener in den Gemeinderat.
Mit Ausnahme von CDU-Gemeinderat und Stimmkönig Franz Hirschle und seinen 12.309 Stimmen und dem SPD-Gemeinderat und Landtagsabgeordneten Hans-Peter Storz, der mit 8.897 Stimmen auf Platz vier landete, konnten die gewählten AfD-Kandidaten Georg Borchert, Thomas Frischmuth und Waldemar Koschel mit jeweils 9.234, 9.217 und 8.632 die meisten Stimmen auf sich vereinen. Das könnte daran liegen, dass die Wählerinnen und Wähler AfD wählen wollten, aber eine kleinere Auswahl hatten als beispielsweise bei der CDU, SPD, den Grüne oder den Freien Wählern, die jeweils mehr Stimmen erhalten haben, welche sich aber auf 32 Kandidatinnen und Kandidaten verteilen.
Auch in Öhningen hat die AfD zumindest den Fuß in der Tür: Thorsten Otterbach ist AfD-Mitglied und trat auch als Sprecher der AfD-Wahlliste in Rielasingen-Worblingen in Erscheinung. Auf der Höri trat er allerdings nicht auf einer AfD-Liste an, sondern bei der "Initiative Gegenwind", die kritisch gegenüber Windrädern ist und für die - neben Otterbach - Justus Wolf, ein Nachfahre der jüdischen Familie Wolf aus Wangen, im Gemeinderat sitzen wird.
CDU dominiert auf Kreisebene
Bei der Kreistagswahl landet in 16 der 25 Städte und Gemeinden im Landkreis Konstanz die CDU auf dem ersten Platz. Die Freien Wähler erreichen in sieben Kommunen die größte Stimmanzahl. Ausreißer sind hier die Stadt Konstanz, in der 28,5 Prozent für die Grünen stimmte und die Stadt Tengen, wo die SPD mit 31 Prozent die Nase vorn hat. Ein vergleichsweise starkes Ergebnis im WOCHENBLATT-Gebiet konnten die Grünen in Radolfzell mit 15,7 Prozent und in den Höri-Gemeinden Öhningen (16,3 Prozent), Moos (15,5 Prozent) und Gaienhofen (15,1 Prozent) einholen. Aber auch in Stockach mit 12,7 Prozent.
Auffallend ist, dass in den meisten Kommunen, in denen die Grünen unter den Top-Drei landeten, die AfD bestenfalls den vierten Rang erreichte. Einzige Ausnahme hier: Hohenfels, wo die AfD auf dem zweiten und die Grünen auf dem dritten Platz landen.
Die Vorherrschaft der CDU im Landkreis spiegelt sich auch im Gesamtergebnis wider. Sie holte bei der Kreistagswahl 27,6 Prozent der Stimmen, überraschenderweise gefolgt von den Grünen mit 20,7 Prozent. Auf Platz drei landeten die Freien Wähler mit 15,4 Prozent. Die Wahlbeteiligung stieg auch auf Kreisebene: von 57,8 Prozent auf 59,7 Prozent.
Autor:Tobias Lange aus Singen |
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