Wirtschaftsforum mit Sommer-Comeback
Das »Wir« trägt uns in eine gemeinsame Zukunft
Singen. Das Thema »Vom ich zum Wir« war eigentlich schon für 2020 für das Wirtschaftsforum von »Singen Congress« gesetzt, doch bekanntermaßen kam damals der erste Lockdown dazwischen. Nun konnte das regionale Format mit erstklassigen Fachleuten sein Comeback als Sommerversion feiern, und mit sogar etwas stärkerer Teilnehmerzahl als zuvor, wie im Rahmen eines Mediengesprächs vermittel wurde. Der starke Impuls kam dieses Jahr von Zukunftsforscherin Kirsten Brühl, die vor knapp 400 Zuhörern die komplexen Wege des »neuen Wir« zusammen mit dem Konstanzer Impro-Theater erklärte.
»Wir haben in diesem Jahr mehr Anmeldungen gehabt als in den Vorjahren«, zeigte sich Roland Frank als Geschäftsführer der Stadthalle mit dem Forum am letzten Donnerstag zufrieden. Spürbar sei der Wunsch der Menschen, hier wieder den persönlichen Kontakt zu pflegen und eben als »Wir« zu Netzwerken. Das Thema Tagung und Kongress sei auch wieder erwacht, freut sich Reinhold Maier, denn die Menschen wollten über ihre Themen wieder leibhaftig miteinander reden. »Der Vorlauf der Veranstaltungen hat sich allerdings durch die geänderten Rahmenbedingungen in den letzten zwei Jahre halbiert, so dass wir flexibel sein müssen«, machte Reinhold Maier im Mediengespräch deutlich.
Gespannt waren viele nach vielen spannenden Workshops, die angesichts des Sommertermins auch oft an die frische Luft verlegt wurden, auf den großen Impuls durch Zukunftsforscherin Kirsten Brühl, die unserer Gesellschaft, die ja so viele Jahre über Selbstverwirklichung diskutiert hat, doch ein neues Gemeinschaftsgefühl des »Wir« gerade in der Wirtschaft diagnostizierte. Da das aus den Unternehmen kommt, genauso wie von den Mitarbeitern, wie das »Improtheater Konstanz« anhand von Stichworten aus dem Publikum auch immer wieder treffend in Szene setzte. Verbundenheit ist für die Zukunftsforscherin eines der Zauberworte dafür, wieder auflebenden Genossenschaftsideen wie die »Solidarische Landwirtschaft«, die neue wieder erwachenden »Öko-Dörfer« oder auch der Umgang eines Unternehmens wie »Allatura« mit dem »Wir« sind einige der »Trends«, die mancher auch noch von früher kennt, als in den 1968ern die »Kommune« zum Synonym der »neuen Gemeinschaft« wurde. Freilich gibt des den »Trend« so als große Bewegung nicht mehr. Man müsse sich das so vorstellen, dass der große Tanker immer mehr von vielen Schnellbooten abgelöst werde, vieles also in lokalen Umfeldern und eben sehr schnell sich verändere. Es geht nicht ums ganz große »Wir« aller, sondern das der Beteiligen in ihrem Umfeld. »Agiles Arbeiten«, »Holagracy«, kollegial geführte Unternehmen sind für sie die Stichworte, die in die Zukunft weisen. Die »Plattform V« im nahen Bregenz ist für sie ein Beispiel für neues Vernetzen als »Wir« für Projekte, das in vielfältigen Kooperationen als neuer »Leuchtturm« gilt, führt sie als gutes Beispiel dafür an, wie hier inzwischen auch erfolgreich andere Wege gegangen werden, das freilich auch eine neue Verantwortungs-, Risiko- und Fehlerkultur braucht, was sich auch gegen Widerstände durchsetzen muss und durchaus mit Machtkämpfen durch veränderte Hierarchien, die es in solchen Prozessen natürlich auch gibt, und das die Frage der Wertschätzung des »Ich« immer noch stellt. Schnell müsse das nicht immer gehen, auch wenn vom Schnellboot die Rede ist. Das kann im Notfall ja auch schnell bremsen. »Wir ist ein riesiger Anspruch ans Ich«, so die Zukunftsforscherin abschließend.
Auch wenn die Sommerworkshops Laune gemacht haben - das nächste Wirtschaftsforum soll dann wieder am 20. April nächsten Jahres im Frühjahr stattfinden.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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