Eröffnung am 4. Oktober in Hegau-Bodensee-Klinikum Singen geplant
Beschluss für Kinder-Notfallpraxis in Singen steht
Singen (of). Die Kassenärztliche Vereinigung hat ihre Entscheidung für eine Kindernotfall-Praxis am Singener Hegau-Bodensee-Klinikum gefällt. Das erfuhr das WOCHENBLATT auf Nachfrage in der Hauptgeschäftsstelle der Organisation in Stuttgart. Wie dort in der Pressestelle zur Auskunft gegeben wurde, soll die Praxis, die dann an jedem Wochenende Sprechstunden bei akuten Erkrankungen gibt, zum 4. Oktober starten.
Gut für die Eltern fast im ganzen Landkreis: denn damit gibt es für die Wochenend-Notdienste der Kinderärzte nun eine feste Adresse. Verzögert hatte sich diese Entscheidung durch massive Widerstände aus Konstanz. Die dortigen Kinderärzte bieten bereits seit dem Jahr 2005 ein eigenes Notdienstsystem an, das dort auch beibehalten werden soll. Eltern in Konstanz hatten im Frühjahr Unterschriften gesammelt um für dieses System zu kämpfen. Sie hielten es für unzumutbar, mit erkrankten Kindern bis nach Singen zu fahren. Wegen dieses Widerstands gibt es auch erst mal eine einjährige Probephase, danach soll entschieden werden, wie es mit Konstanz weiter geht, wurde mitgeteilt.
Wie Prof. Andreas Trotter als Leiter der Kinderklinik im Singener Hegau-Klinikum auf Anfrage mitteilte, sollen die Sprechstunden für Notfälle bei Kindern dann samstags und Sonntag, jeweils von 9 bis 12 uhr und 16 bis 19 Uhr angeboten werden. Die Kinderärzte aus Singen, Engen, Radolfzell und Stockach teilen sich die Präsenzen der Notdienste auf. Weil die Konstanzer Notärzte eben nicht mitziehen, werden die Lücken vorerst durch eigene Ärzte aus dem Klinikum gefüllt, sagte Prof. Andreas Trotter im Gespräch mit dem WOCHENBLATT. „Ich bin sehr froh, dass wir nun zu einer Lösung gefunden haben, die für die Eltern im Landkreis ein klarer Vorteil ist.“ In den letzten fünf Jahren sei die Zahl der Notfälle, die im Klinikum angelaufen seien, von 1.000 auf 3.000 angestiegen. Viele davon waren eigentlich keine richtigen Notfälle, sondern Erkrankungen, bei denen auch in der Sprechstunde der Kinderärzte im Wochenend-Notdienst geholfen hätte werden können, meinte Trotter. Die Eltern seien aber durch die ständig wechselnden Notdienste in den Praxen der Kinderärzte verunsichert gewesen und deshalb lieber gleich in die Klinik gegangen, wo es dann auch längere Wartezeiten gab. Das Einzugsgebiet der Singener Kinderklinik umfasst nach Erhebungen der kassenärztlichen Vereinigung rund 30.000 Personen bis zum 18. Lebensjahr. Im Raum Konstanz sind es rund 15.000 Personen. „Das Angebot in Singen ist Segen für den ganzen Landkreis meint prof. Trotter.
Zufrieden mit den nun gefassten Entscheidungen zeigt sich auch Dr. med. Frank Stehle aus Singen als Sprecher der 22 Kinderärzte im Kreis Konstanz. ‚“Wir sind erst mal froh, dass wir das so geschafft haben“, sagte er auf Anfrage des WOCHENBLATT. Damit erreichen wir von Singen aus auch zwei Drittel der Kinder im Landkreis mit einer wohnortnahen Lösung.“ Alles weitere werde die Zeit zeigen. Als klaren Vorteil sieht er die Verzahnung mit der Singener Kinderklinik, wo die Wege bei ganz akuten Notfällen kurz sind. Die Kassenärztliche Vereinigung habe das System der Notdienstpraxen eingeführt um den Arztberuf wieder attraktiver zu machen, denn damit werden die Notdienst an den Wochenenden auf größere Raumschaften verteilt.
Am 1. Juli wurde zum Beispiel eine Kinder-Notfallpraxis am Baar-Klinikum in Villingen eröffnet. Diese zählt den Schwarzwald-Baar-Kreis wie die Landkreise Tuttlingen und Rottweil zu seinem Einzugsbereich! Der Kreis Konstanz ist der einzige, der erst mal zwei Notdienst-Systeme für Kinder und Jugendliche vorhält. Bereits seit letztem Herbst gibt es am Singener Klinikum eine Praxis für den hausärztlichen Notdienst.
Den Grundstein für die Notfallpraxen im Singener Klinikum hatte bereits vor einem Jahr der Unternehmer Nikolai Burkhard mit einer Spende über 100.000 Euro für die Einrichtung einer Kinderambulanz gelegt.
Autor:Oliver Fiedler aus Gottmadingen |
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