1. Jenisches Kulturfest
Auf dem Weg zur Integration
Singen. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts leben schon Jenische in Singen, heute sind es etwa 600 bis 800 – in ganz Deutschland 800.000. Um die Akzeptanz des »fahrenden Volkes« zu erhöhen, das immer noch mit Vorurteilen zu kämpfen hat und an den gesellschaftlichen Rand gedrängt ist, findet am Wochenende deutschlandweit das erste internationale Jenische Kulturfest in Singen statt.
Wie Klaus Bayer im Förderverein für Jenische und andere Reisende als Kassier tätig und ihnen sein Leben lang zugetan, im Gespräch mit dem WOCHENBLATT betonte, wolle man die Jenischen in die Mehrheitsgesellschaft hineinführen und bei dem auf dem Rathausplatz stattfindenden Bürgerfest – die Akzeptanz in der Bevölkerung für die Jenische erhöhen. Eine Integration nach dem Vorbild der Ratsgenossenschaft in der Schweiz wird angestrebt. Der Förderverein danke der Stadt Singen um Oberbürgermeister Bernd Häusler und Dr. Michael Hübner für die Kooperation im Vorfeld des Festes.
Los geht es am Freitag mit einem Empfang international geladener Gäste aus der Schweiz und Österreich, Singener Vereine und Firmen, aus Wirtschaft und Politik. Nach einer Einführung wird Justizminister Guido Wolf eine Rede halten. Ebenfalls am Freitag wird die Ausstellung im Rathaus eröffnet. Bis 12. Mai wird dort das historische und moderne Leben der Jenischen aufgezeigt. Ein Brückenschlag von der Vergangenheit in die Gegenwart wird hierbei mit praktischen Beispielen untermalt.
Herzlich eingeladen ist die Bevölkerung am Samstag, 6. Mai von 9 bis 16 Uhr und Sonntag, 7. Mai, von 9 bis 14 Uhr. Dann werden auf dem Rathausplatz die Jenische historische Dienstleistungen präsentieren. Mit dabei sind Korbmacher und Scherenschleifer, bei dem nach alter Art Messer geschliffen werden können. Ebenso stehen ein kleiner Flomarkt, Tanzaufführungen der Wessendorfschule sowie Jenische Musik mit Handorgel und Orgelwagen auf dem Programm. Samstags wird ein Ochs am Spieß gegrillt, sonntags ist ein Familienbrunch mit Essen nach jenischer Art wie Hühnchenspezialitäten vorgesehen. Am Sonntag ist zudem der neueste Film über jenische Vergangenheit »Nebel im August« um 11 Uhr im Weitwinkel-Kino Singen zu sehen.
Der Förderverein hoffe auf ein tolles Fest, das eine jährliche Wiederholung finden kann, wie Bayer erklärt. Denn an der Integration müsse kontinuierlich weitergearbeitet werden. Planungen für ein Jenisches Kulturzentrum liegen vor. Der Förderverein hofft zudem auf eine baldige Anlaufstelle in Singen, die etwa bei Schülernachhilfe und anderen Problemen weiterhelfen kann.
- Stefan Mohr
Autor:Redaktion aus Singen |
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