Letzter Bürgerempfang für Bernhard Schütz
15 Jahre engagiert dem Ort gedient
Singen-Überlingen am Ried. Bereits zum sechsten Mal, nur unterbrochen durch Corona, lud Ortsvorsteher Bernhard Schütz am Sonntagvormittag, 14. April, seine Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Singens zweitgrößtem Stadtteil Überlingen am Ried zum Bürgerdialog in die gut besuchte Riedblickhalle ein - schwungvoll eingeleitet mit Henry Purcell‘s "Rondo", vorgetragen vom Saxophonquartett der VHS Singen in Kooperation mit der Jugendmusikschule Singen unter der Leitung von Florian Gutmann.
Die Einladung galt aber wohl zum letzten Mal, kandidiert Schütz nach eigenem Bekunden nun doch nicht mehr zur Neuwahl des Ortschaftsrates am 9. Juni, welchem er seit nunmehr 15 Jahren angehört und seither vorsteht. So war sein abschließender Rückblick denn auch ein gutes Stück Bilanz gemeinsamer Arbeit, Mühe und Erfolge. Ein Teil wahrhaft lebendiger Heimatgeschichte in der nunmehr 768-jährigen Historie der Gemeinde, welche seit dem 1. Januar 1971 zur Stadt Singen zählt.
Was muss und was war
Schütz unterstrich eingangs die große Herausforderung, welche die Stadt Singen derzeit hinsichtlich ihrer Gewerbesteuereinnahmen zu bewältigen hat - und erinnerte trotz alledem "wie meine Vor-Vor-Vorgänger" an den nötigen Ausbau der Berg- und Jahnstraße. Es drohe die Verschiebung auch kleinerer Vorhaben vor Ort auf Folgejahre.
Er listete als Gegensatz jüngere Aktivitäten in 2023 auf, so die neuen Bänke im Außenbereich des Friedhofs "mit einem Blickgenuss übers Dorf bis Radolfzell", der neue Storchenmast, welcher "noch auf den Umzug des Storchenpaares wartet", die neue Verstärkeranlage in der Aussegnungshalle "mit einer möglichen Beschallung des Außenbereichs", die kurz vor Pfingsten 2024 geplante offizielle Einweihung "des im Dorfentwicklungskonzeptes geplanten Rundwanderweges über 9,2 km mit Start und Ziel am Sportplatz", sowie einem abgekürzten Rundwanderweg über 4,5 km, deren beider Beschilderung derzeit erfolgt. Er dankte dem Tourismus-Büro der Stadt Singen und dem Schwarzwaldverein für deren gute Unterstützung.
Zu den Erfolgen zählte Schütz auch die Bepflanzung des Festplatzes am Türmleweiher mit sechs Bäumen zum Schattenspenden, zudem stehen weiterhin zehn Sonnenschirme im Gesamtwert von 6.000 Euro allen Vereinen zur Verfügung. Bislang beleuchteten 16 Sterne die Ortsdurchfahrt zur Weihnachtszeit. Weitere acht wurden zunächst nachgeordert, konnten aber über eine Thüga-Spende von 3.500 Euro gegenfinanziert und in den Besitz der Ortsgemeinde übernommen werden. Die dadurch freigewordenen Mittel wurden für eine neue digitale Mischpultanlage für die Riedblickhalle investiert, welche in den Folgewochen installiert wird. Auch im Sitzungszimmer des Rathauses wird neue IT-Technik mit Beamer und Leinwand einziehen. Schütz lobte auch in diesem Fall den kleinen Dienstweg in Richtung Stadt, "manches braucht aber auch Zeit". So wurde bei der Stadt angeregt, Bewegungslampen zu installieren, welche sich auch wieder ausschalten.
Schweres Ringen um Baugebiete
Schütz ergänzt: "Jahrelang haben wir für ein neues Baugebiet gekämpft", doch zwei Gutachten kamen zum fast gleichen Ergebnis, wonach viele Vogelarten - darunter 16 auf der Roten Liste - eine Bebauung verhindern. Nach dem "Aus" für das Baugebiet "Tiefe" werde nun auf ein neues Baugebiet "Breitle" zwischen Handwerkerhof und Gasthof Kreuz gedrungen, insbesondere für eine 2.000 Quadratmeter-Seniorenwohnanlage mit zwölf Wohnungen. Es lägen zwar bereits Entwürfe vor, aber es sei schwierig, Investoren zu finden - Schütz schätzt die Gesamtkosten je nach Entwurf zwischen drei bis fünf Millionen Euro.
Weiter teilte er mit, dass die Stadtbuslinie 7 probeweise bis zum Fahrplanwechsel eine neue Haltestelle "Im Türmle" ansteuere, um die Anbindung dort zu verbessern - nach ersten lokalen Protesten wegen Lärmbefürchtung gibt es inzwischen überwiegend Zustimmung. Neu sind auch die Wegeschilder im Wald, "es ist schön, alte Namen wie 'Broadweg' im Wald zu sehen", so der gebürtige Überlinger Schütz.
Der fulminanten Gründung zunächst des Bürgervereins 2018 folgte die Nachbarschaftshilfe mitsamt dem legendären Überlinger Rufbus, welcher mittlerweile gut 200 bis 300 Fahrten mit rund 5.000 Kilometern jährlich zurücklegt und allen zur Verfügung steht - hier ist für Oktober 2024 eine Feier mit Info-Nachmittag geplant, so der sichtlich stolze Ortsvorsteher.
Aufklärung über Betrugsmaschen
Große Aufmerksamkeit bei der Zusammenkunft Überlinger Bürgerinnen und Bürger galt dem mittlerweile landkreisweit 45. Vortrag der Kriminalhauptkommissarin Heidrun Angele von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle im Polizeipräsidium Konstanz zum vielschichtigen Thema "Betrug am Telefon durch Enkeltrick, Cyberkriminalität und so weiter". Ihre sachkundigen, lebendigen und alltagsorientierten Ausführungen stießen auf reges Interesse im Saal, dem sie anhand vieler Beispiele half, die raffinierten, schamlosen und trickreichen Maschen der Betrüger und Diebe besser zu erkennen und sich künftig zu wappnen.
"Die Opfer werden immer jünger", so Angele, die von gut 20 Millionen Euro Schaden alleine im Ländle berichtete - neben einer hohen Dunkelziffer. Detailliert schilderte sie das Vorgehen bei Schockanrufen, mit deren kalkulierter Wirkung auf unsere Gefühle und Gedanken - und dem Rat, sofort aufzulegen und die 110 und vermeintliche Angehörige direkt anzuwählen! Dies gelte auch bei Anrufen angeblicher Polizisten, Richter, Staatsanwälte: Ob es um die Abholung eigener Schmuck- und Barbestände gehe, welche wegen angeblicher Einbruchsgefahr abgeholt werden würden, ob sich vermeintliche Bankangestellte, Interpol, Amazon oder gar die Deutsche Rentenversicherung am Telefon melden oder "Hurra, Sie haben gewonnen"-Anrufe eingingen: Sofort auflegen! Tauchen Trickbetrüger unter diversen Vorwänden an der Haustüre auf: Nicht in die Wohnung lassen! "Nutzen Sie ihr gesundes Misstrauen, seien sie schlau wie ein Fuchs, klug wie die Eule!", stärkte Angele den Saal.
Sie bot zudem Gutscheine über kostenlose und präventive sicherungstechnische Beratung vor Ort für das eigene Haus oder die Wohnung an, unter der Telefonnummer 07531-9951044.
Dankbaren Applaus gab es im Anschluss auch für musikalische Klänge von J.S.Bach, bevor Ortsvorsteher Schütz sein persönliches Schlusswort an viele im Saal richtete: "Ich freue mich, dass ich meinem Heimatort 15 Jahre lang dienen konnte." Er dankte den Überlingern für ihre Loyalität, den Vereinen für die gute Zusammenarbeit und dem Ortschaftsrat für dessen Unterstützung. Wichtig sei ihm dabei insbesondere die Sanierung des Rathauses und der Alten Schule, die Erweiterung der Aussegnungshalle auf 160 Plätze und die drei kleineren Baugebiete. Zu guter Letzt rundete "Wochenend‘ und Sonnenschein" und "Gigolo" den hochinteressanten Bürgerdialog ab, bevor sich die Anwesenden in geselliger Runde am Büfett und vielen Gesprächen erfreuten.
Autor:Bernhard Grunewald aus Singen |
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