Antwort an den Bunten Hund

Der verantwortungslose Souverän?

Singen-Bohlingen. Als Reaktion auf den Beitrag des Bunten Hundes im WOCHENBLATT am 12. Juni erreichte uns folgende Reaktion eines Lesers:

Lieber Bunter Hund,
ich kann deine schlechte Laune wegen des Wahlergebnisses vom Wochenende sehr gut verstehen, glaube aber, dass du die falschen Leute anbellst.

Mehrfach ist bei dir von den "Mächtigen" die Rede:
"Die Coronazeit ist von den Mächtigen nicht ordentlich reflektiert worden, sagen viele."
Die Mächtigen hören nicht zu, müssen sich daher mit den Problemen, die die Menschen bewegen, nicht beschäftigen und können recht behalten.
"Und die Bevölkerung muss zuschauen, wie sich die Mächtigen gegenseitig die Schuld in die Schuhe schieben."
"Warum tun das (sich verändern) die Mächtigen jetzt nicht? Es ist eine verlotterte Moral dort."
"Und bei allem habe ich das Gefühl, dass die Mächtigen gar nicht mehr so kommunizieren können, wie sie es gerne wollten, ..."

Nach Artikel 20 Absatz 2 des Grundgesetzes geht alle Staatsgewalt vom Volke aus. "Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt." Es gibt also in der Demokratie nur einen Mächtigen und zwar das Volk, auch wenn manche Parteibonzen das vielleicht anders sehen. "Der Souverän hat gesprochen:" titelt das Wochenblatt auf seiner ersten Seite. Diesen Ausdruck des souveränen Volkswillens müssen wir akzeptieren, auch wenn uns persönlich das Wahlergebnis nicht passt.

An einer Stelle sprichst du von den Verantwortlichen in der Regierung. Abgesehen davon, dass wir am Sonntag keine Regierung gewählt haben, sondern Organe der Gesetzgebung, sollten Verantwortung und Verantwortlichkeit ein bestimmendes Merkmal für die Ausübung jedweder Macht oder Gewalt sein. Ich bin nicht davon überzeugt, dass jeder Wähler am Sonntag seiner Verantwortung bei der Stimmabgabe gerecht geworden ist. Uroma und Uropa haben immer gesagt: "Aus Schaden wird man klug!" Den Schaden für die Demokratie haben wir jetzt angerichtet. Mal sehen, ob wir noch frühzeitig genug auch klug daraus werden?

Deiner Meinung, dass die jungen Leute kein Gespür für die Herausforderungen der Zeit haben, kann ich übrigens auch nicht folgen. Es gibt so viele engagierte junge Leute, die nicht nur bellen, sondern auch beißen, weil sie unter den von dir geschilderten Missständen leiden. Der Unterschied zu früher ist, dass sie heutzutage viel schneller einen Maulkorb umgehängt bekommen.

Reiner Andresen, Singen-Bohlingen

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