Hallo und guten Tag
Wassermangel

ich liege hier zwischen Liegestuhl und Wassernapf im dicken Fell. Manchmal beneide ich die Zweibeiner, wenn sie in kaum vorhandenen Klamotten durch die Sonne spazieren, ein akustisches »Flipp-flopp, Flipp-flopp« auf die Leichtigkeit der Schuhe hinweist. Die Wiesen sind inzwischen richtig kratzbürstig, wenn ich meine Schnüffelrunde darauf laufe. Das piekt richtig. Und die Bäume fangen an ihre Blätter abzuwerfen, manche sogar ganze Äste, die Last der Äpfel wird zu viel bei der Hitze. Man meint, die Bäume und Sträucher alle nach »Wasser, Wasser« röcheln zu hören … In manchen Teilen der Welt ist eine Wasserknappheit die tägliche Sorge und während man hier inzwischen Verbote ausspricht, dass der Rasen nicht mehr bewässert, Pool nicht mehr neu befüllt oder das Auto nicht mehr mit Trinkwasser gewaschen werden darf – hat man sich in diesen Erdteilen über so etwas noch gar nie Gedanken gemacht. Wichtig sind dort die Grundversorgung von Mensch und Tier oder die Bewässerung der Nutzpflanzen. Der Bodensee, größter Trinkwasserspeicher Deutschlands, scheint in diesen Tagen einem Sangriaeimer zu ähneln, an dem viele mit ihrem Röhrchen das Wasser absaugen. Man kann fast zusehen, wie der Wasserpegel sinkt. Mein Herrchen muss den Stock jetzt immer ganz weit werfen, bis ich mit einem glücklichen Platsch im See lande. Dann kämpfe ich erst mal gegen die Pflanzen, die sich in mein Fell und um die Pfoten wickeln möchten … dauert, bis ich eine Abkühlung bekomme – denn das Wasser wird immer wärmer. Als meine Zweibeiner sich unterhielten und das Wort »Fischsterben« fiel, wurde ich sehr traurig.  Denen geht es bei so warmen Temperaturen nicht gut – und der Sauerstoffgehalt sinkt mit jedem Grad, das der See oder Rhein wärmer wird. Fisch mögen Sie eh nicht? Na dann gehören Sie vielleicht zu denjenigen, die sich ein Steak auf den Grill hauen. Wussten Sie, dass dieses bis zur Landung auf Ihrem heißen Grillrost mit 4.000 Litern zu Buche schlägt? Trinkwasser und Wasserversorgung der Nahrungspflanzen für das Tier sind hier zusammengerechnet – und wenn man bedenkt, dass dieses Fleisch dann oft noch aus Gegenden stammt, in denen Wasser zu einem Luxusgut gehört, dürfte ein vernünftiger Zweibeiner kaum Genuss daran finden, wenn ihn der dahindörrende eigene Garten beelendet. Ess’ ich halt mehr Gemüse, denkt sich der ein oder andere jetzt vielleicht. Das ist toll. Am Framstag oder täglichen Billiggünstigfastgeschenktangebot irgendeines Discounters gibt es dieses zu Taschengeldpreisen. Der größte Gemüselieferant Deutschlands aus Spanien kann sein Gemüse aber nicht mehr mit Grundwasser gießen, weil dieses zu knapp wird, sondern gewinnt das kühle Nass aus dem Meer. Riesige Entsalzungsanlagen sind dafür vonnöten und verbrauchen fossile Brennstoffe. Gut, wenn dann die Paprikas im 3er Pack hier in Deutschland nur 99 Cent kosten … Wasser ist ein kostbares Gut. In diesen Tagen wird es den Zweibeinern nicht nur hier in der Region bewusst. Wie mit so vielen anderen Dingen auch, fällt einem das aber erst in Extremsituationen auf. Hoffen wir, dass die Fische weiterhin mit dem Bauch nach unten durch Bodensee und Rhein schwimmen dürfen. Und eine Bitte, während Sie auf der Terrasse sitzen und ihren verdienten Aperol oder Eiskaffee genießen, stellen Sie doch eine Trinkschale mit Wasser in den Garten … viele Tiere nehmen diese Geste der Gastfreundschaft jetzt sehr gerne an. Viele Grüße, Ihr Struppi.

Autor:

Redaktion aus Singen

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