Wafrös alemannische Dialektik vom 9. August 2006

It nu d'Mensche und s'Vieh hond a däne heiße Täg firchtig Durscht, au de Natur sieht mer's a, dass se noch Wasser lechzet. Drum moßmer etz grad fleißig d'Blueme gieße und die meischte Blume hot unsereins jo ufem Friedhof. Do bin i neilich im Schatte uf some Brunnerand ghocket, wa i mir leischte ka, weil i zu sellene glickliche Mensche g'hör, wo nume »möße« mond, wo nu no sell mached, wa se wänd, wo etz de »Ziit« hond. Des schtimmt zwar it so ganz, weil mer eigentlich fascht ko Ziit hot, weil alle, wo mer kännt, etz moned, unsereins hett jo Ziit. Mer moß sich als Rentner halt wehre und sich eifach die Ziit näe und drum bin i ohne de gringschte Gwissensbiss uf dem Brunnerand ghocket und hon ime schtädtische Arbeiter zueglueget, wie der ime ziemlich große Gräberfeld s Laub zämmegrächelet und die Wägle wieder freigmacht hot. Miteme Fächerräche hot'er gfirbet und wenner ä Häufle wieder binenand ghet hot, ischer mitere breite Gabel drunder gfahre und hot des Häufele i den kläne Container gworfe, wo vorne a de Gabel vu sim Elektrokärrele ghanget isch. Je länger i dem Maa zueglueget hon, umso meh war i beeidruckt, wie der gschafft hot. I mecht sage, i war direkt fasziniert vu dem Mensch, weil i alleweil druf gwartet hon, dass'er etz mol ä Häufele Laub is Gebüsch firbet, aber do war nix drin. Exakt hot ders' letzschte Blättle uf sin Hufe tue und it oe Blättle hett der liege lo, es sei denn, er hett's it gsäne. I glaub, dass i ä halbe Schtund uf dem Brunnerand ghocket bin und hon dem Maa zueglueget. I hett gern weng mitem gschwätzt, aber i hon me it traut. I hon au it gwisst, ob's en Deitsche war, oder on vu alle däne Länder, wo zu uns kummed, weil se dert, wo se her kummed nume läbe känned und nume läbe wänd. Etz hon i halt eifach mei Mul ghalte und hon nu zueglueget, bis der Container voll war. Er hot no ä paar Gable druf ufe gworfe, denn war des Gräberfeld wieder suber. Woner de Zindschlissel umedrillt hot und hot welle zuefahre, bin i ihm denn i de Wäg gschtande und hon zunem gset: »Sie, i hon ihne nu sage welle, dass des ganz prima isch, wie sie schaffed. Des isch jo direkt Maßarbeit, do griegt mer ein Mordsreschpekt. Des hon i ihne nu sage welle!« Er hot mi agluegetund zwei Wörter brummt, wo i it verschtande hon. Er war it unfreundlich, aber zume Gschpräch isches it kumme. Wahrscheinlich hot der denkt, bi mir dät's nume ganz schtimme, weil so ebbes no nie ebber zunim gseit hot. Wer sagt scho ime schtädtische Arbeiter, wode Friedhof firbet, er dät hervorragend schaffe? Vielleicht hot der des zum erschte Mol i sim Läbe ghört! I bin denn, woner mit sim Elektrokarre furtgfahre isch, durch alle die Wägle vu dem Gräberfeld gloffe und hon's eifach it glaube welle. It ä onzig's Blättle hot der Mensch liege losse, der hot sei Arbet gmacht wie en Schirurg am Operazionstisch, oder wie en Feinmechaniker, wenn'er ä Apparätle zämmebaut, womer ä Lupe brucht, dass mer die kläne Rädle und Schrüble sieht. I woß it, wa der Maa verdient. I woß nu, dasses vill giit, wo vill verdiened und it wissed warum und fir wa. Sicher isch uf alle Fäll, dass er it so vill hot wie en Schirurg oder en Feinmechaniker. Mer sott aber alle sellene, wo suber und prima ihre Arbet mached, all wieder mol sage, wie prima des isch, wa se mached. Sie hetted denn wieder meh Freid a de Arbet und am Läbe! S giit nadierlich au Fäll, do klopfed se de Arbeiter uf d'Schulter und zahled se defir miserabel. Selle mon i mit minere Dialektik it. Aber liederle zahle und nie ä guet's Wort, do ka de Mensch selte guet demit läbe ...

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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