Wafrös alemannische Dialektik vom 8. April 2009

Unsern Waldfriedhof isch wie ä Buech, wo me nie usgläse griegt. Tagelang kännt mer do schbaziere go und hett no lang it alls gsäeh. Etz wird's wieder heisse, wa ka me ufeme Friedhof scho säeh, do moss on je schwermüetig si oder it alle Tasse im Schrank hon, wenn'er tagelang ufeme Friedhof umenandlauft. Do ka me allerdings nix meh sage, weil's Mensche giit, die hond's und andere hond's halt it. Die Mei und i, wenn mir oemeds i de Ferie wared, no waremer uf alle Fäll i däne große Schtädt jedesmol uf em Friedhof. Z Venedig, z Wien und z Rom simer gsi und nadierlich z Paris und mer hond vill vu däne Fraue und Männer bsuecht, däne mir Europäer des verdanked, wa me mol under Kultur verschtande hot.

Uf unserm Waldfriedhof däted au vill intressante Persönlichkeite liege, wenn se die Gräber it abgräumt hetted, aber wemer sich weng Ziit nimmt, no findet mer no vill, iber wa me nochdenke ka. Unsern Friedhof beschtoht nämlich us vill kläne Friedhöfle, wo zum Teil ganz verschteckt im Wald lieged, wo me it mone dät, dass do no Gräber sind und zwische allene däne viele Gräber hots menkmol Koschtbarkeite, a däne mer vorbeilaufe dät, wemer die ussere und die innere Auge it offmache dät. It die große Gräber, die kunschtvolle Denk-mol sind's oft, sondern die schier unscheinbare Gräber, a däne s Wichtigscht d Inschrift isch!

Ganz unde, scho i de Nähe vu de Hügelgräber hon i ä Grab entdeckt, des hot me gleichzeitig fasziniert und berührt. Bim schbazierelaufe isch mer's ufgfalle und denn bin i mol näher ane und hon mer's genauer aglueget. S isch en brune Holz-pfoschte, vierkantig, aber gschnitzt. Uf dem Pfoschte isch ä Metallplaschtik, wo en Bom darschtelle soll, modern, aber deitlich känntlich. Sie isch gschwärzt die Plaschtik und des Metallbömle schtoht uf dem Pfoschte und wemer weng nöcher angegoht, no sieht me, dass uf allene vier Siite vu dem Pfoschte ä Schrift eigschnitzt isch, i schäne, große Buechschtabe:

Du bisch eifach Mensch gsi
Bisch e eifache Mensch gsi
Hesches nit eifach g'ha
Hesch d'rs nit eifach gmacht

Uf jedere Siite vu dem Pfoschte-Denkmol isch on Satz und unde am Pfoschte isch de Name. De Vorname isch "Maria" und de Nochname schpillt ko Roll. 1921 isch se uf d Welt kumme, die Maria und 1997 isches z End gsi, des it eifache Läbe und denn hon i ä Bänkle gsuecht, bin aneghocket und hon iber die vier Sätzle nochdenkt. Nadierlich hon ich mi gfreit, dass do ebber i unsere Mundart ane verschtorbene Frau denkt Viellicht war's ihren Maa, viellicht en Sohn, uf alle Fäll sind's Lüt gsi vu do und i däne vier Sätzle isch ä Schicksal beschriebe, wie mer's nu i de Muetterschproch so kurz und so deitlich-heftig bschriibe ka.!

S isch mer denn glei druf eigfalle, dass etz wieder Karfreitag isch. Des isch fir mi jedes Johr der Tag, wo om ufgoh sott, wie de Mensch mitem Mensch umgoht. Wa de Mensch im Mensch aaduet und s hot sich it vill g'änderet, seit se domols den Jesus aagnaglet hond. Er isch eifach en Mensch gsi, isch en eifache Mensch gsi, hett's it eifach g'ha und hot sich's it eifach g'macht! Dass der Herr mit Halleluja auferschtande isch, des isch Oschtere. Ko Aug hot's gsäeh, aber de Karfreitig war sichtbar und isch sichtbar bis heit! Wa om ufeme Friedhof au fir Gedanke kumme känned

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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