Wafrös alemannische Dialektik vom 5. Oktober 2005

Etz grad isch im Schtädtische Kunschtmuseum ä Ausschtellung gloffe »Landschaftsmalerei des Hegaus und des Bodensees seit 1900« wo me hot aaluege känne. Also fir mine Begriff war des ä wunderschäne Ausschtellung, aber do isch scho de Hooke vu dere Sach. I bin en alte Simpel und frei mi wie närrsch, wenn i heit no oemeds Bilder vum Heinrich Lotter sieh, vum Georg Schrimpf, Jean Paul Schmitz oder vum Ernst Würtenberger säne ka. Und i moßes etz grad nomol sage, i honse saumäßig schä gfunde. Etz warum i uf die Idee kumme bin, dass i do driber schriibe kännt, des war de Titel vu dere Ausschtellung, der isch mer nämlich scho bi de Eiladung ufgfalle. Der hot gheiße: »Seliges Verblöden?« I hon ä ganze Weile driber nochdenkt, wa etz des heiße, wa des bedeite kännt, des »selige Verblöde«, wemmer Bilder sieht vu Landschafte vum Hegau und vum See seit 1900. Ganz langsam bin i denn druf kumme. S hot scho alleweil Kinschtler gäe, also Moler und Literate, die sind dere Meinung, dass mer i unsere Landschaft verbledet, weil se so sanft und so schä isch. Sotte Mensche hot's it nu früener gäe, die giit's au hüt no und die giit's au in Zukunft. Im Hegau und am See isches so schä, dass ime geischtig rege Mensch it nu d Füeß eischlofed, sondern au s Hirn. Und denn giit's no Mensche, wo sich Künschtler nenned, die moled und zeichned den Scheiß. Mer sott's it fir meglich halte, abers giit au no so genannte Dichter, wo i die Landschaft echt verliebt sind und sogar hymnisch driber schriibed. Selle Droste war so ä Kueh, oder de Hagelstange. De Hermann Hesse, de Werner Bergengrün oder de Emanuel von Bodmann. I kännt no vill ufzelle, au sottige wo derzeit no läbed. On wo garnie demit ufhört, isch de Bruno Epple. Der molt und schriibt iber unsere Landschaft und etz kunnt äbe die Frog: Sind die Künschtler »selig verblödet«, oder selle wo se lesed und aalueged? Oder sind am End reschtlos alle »selig verblödet« wo do umenand wohned und läbed und au no saged, s dätene do gfalle? Etz bin i bi minere Nochdenkerei, wo se Meditazion dezue saged, wieder a de Punkt kumme, wo mi en gewisse Rassismus iberkunnt, nämlich gege sellene, wo vu irgendwoher zu uns do abe kummed und dere Meinung sind, dass die Landschaft de Mensch bled macht, weil dert, wo's no so richtig schä isch, dass do de Mensch verblöde moß, weiler geischtig nämlich nu fit bliibt, wenner ufeme Schießhufe läbt. S isch it nu provinziell bi uns, sondern äbe au firchtig eng. Wie oft hon i scho zu so om gset, wenn's mir oemeds z eng wär, no dät i doch das Weite sueche. Des Komische isch nu, dass se it gond, sondern bliibed. Nu wehred se sich fescht gege des »selige Verblöde« indem se sich saumäßig intellektuell und elitär gäbed, sowohl i dem wa se moled und i dem wa se schriibed. Und mit unsereins hond se Mitleid, weil mer mit Mensche, wo inere Natur, wo om nu eilullet, uf Dauer halt äbe »selig verblödet«. Etz hot aber unser Kunschtmuseum hinder den Titel ä Frogezeiche gsetzt und des find i guet, weil's ä große Frog isch, wer eigentlich die Bledere sind.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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