Wafrös alemannische Dialektik vom 4. Oktober 2006

Fir die meischte vu uns sind d'Ferie fir des Johr wieder mol rum, etz gond se wieder ge »maloche«. Bi uns do unde saged se zwar schaffe und de Schwiizer goht ge büetze, aber wiiter dobe, jenseits vum Limes, do hond se's mitem »maloche«. Usgrechnet wiiter nördlich verwendet se des Wort, wo doch eigentlich bi uns im Süddeitsche entschprunge isch. »Maloche« isch nämlich Jiddisch, isch ä Wort vu de »Mameloschn«, vu de jiddische Muetterschproch. S meischt vum jiddische Wortschatz isch deutsch, aber er hot au Anteil vum hebräische, aramäische und romanische. Wo die deitsche Jude noch Oschteuropa usgwanderet sind, hot sich des Oschtjiddisch zunere eigene Schproch entwicklet. Mir hond jodenn bekanntlich alls wa jüdisch war mit Schtumpf und Schtil usgrottet und zwar so grindlich, wie mir Deitsche all's mached, und do homer uns ä Denkmol gsetzt, wa i de Gschichtsschreibung vu de Völker nie usglöscht wird. So homer au des Jiddisch usglöscht, bis uf ä paar Wörter, wo den »Schlamassel« iberschtande hond. Wenn Jazzmusiker »Baj mir bistu schejn« schpieled und singed, ob se denn wissed, dass des ä jiddisches Liedle isch, des isch ä große Frog. Wenn mir uns on vorknöpfed und mit dem »Tacheles« reded, weil der uns »Bschumled« hot, no ka der lang behaupte, mir seied jo »Meschuge«, uf alle Fäll wird etz »Zores« gmacht. Alles luter jiddische Wörter, wo bi uns no im Wortschatz rumschpucked, vor allem bi de ältere Lüt. Des Jiddisch isch im Mittelalter entschtande, als Umgangsschproch vu de Jude, mer kännt sage, bi uns in Süddeutschland. Fir die i de Oschte usgwanderete Jude hot sich denn des Jiddisch zunere eigeschtändige Kultur entwicklet, mitere richtige jiddische literarische Klassik. On vu de gröschte jiddische Schriftschteller war de Isaac Bashevis Singer, wo vu 1902 bis 1991 gläbt hot. 1978 hot'er de Literatur-Nobelpreis verliehe kriegt.Bis zum Eimarsch vu de deitsche Wehrmacht z'Oschteuropa hond ugfähr elf Millione Mensche des Oschtjiddisch gschwätzt. Ä echt's Jiddisch schwätzed se no z'Argentinien und z'Uruguay. So ganz allmählich giit's aber au bi uns z'Deitschland i manche Gemeinde wieder jiddische Zirkel, vor allem weil seit 1989 jüdische Zuwanderer us Oschteuropa ihr Jiddisch mitbrocht hond. Unsereins hört nadierlich ko Jiddisch meh, es sei denn, mir däeted ade Uni z'Trier oder a de Heine-Uni z'Düsseldorf Germanischtik schtudiere, aber i glaub, dass der Zug bi mir abgfahre isch. Aber z'Trier giit's en Jiddistik-Professer, de Simon Neuberg, des isch en weit bekannte Fachmann und des Paradoxe a dem Universidäts-Jiddisch isch des, dass usgrechnet deitsche Schtudente wieder uf des Jiddisch schtoßed, weil se sich dodemit befasse mönd, ob se wänd oder it. Wenn en Germanischtikschtudent nämlich »en Schein« mache moß, no moß'er au Vorlesunge iber Jiddisch ghört hon. Des g'hört merkwürdigerweis zu de Germanischtik, weil's z'Deitschland entschtande isch und große Elemente vu de deitsche Schproch enthaltet. Isch etz des it ä kuriose, traurig-schäne Gschicht?

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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