Wafrös alemannische Dialektik vom 29. Oktober 2008

S isch wieder mol Allerheilige und do falled ime normale Mensch wieder meh als zu gwähnliche Zeite alle selle ei, wo nume do sind, weil se gschtorbe sind, wo aber trotzdem no do sind, weil mer se gern ghet hot, weil mer se möge hot, weil's unsere Lieben wared, sind und bleibed, bis au mir goh derfed und selle wo bleibed, viellicht oder hoffentlich denn mol au a uns denked.
S isch etz grad ä Woch her, dass die Gräfin Sonja vu de Mainau hot schterbe derfe. Mer moss scho sage "derfe" weil die Kranket om meischtens lang bloget, bis mer noch all däne Hoffnungsschimmer buechschtäblich erlöst isch. I moss sage, dass mi's troffe hot, wo's im Radio kumme isch, weil i se guet kennt hon und weil i s Gfihl ghet hon, das Sie mi mag und des, wa i mach. S hot scho agfange vor viele Johr bime Hausball am "Schmutzige" z Konschtanz, wo's scho wenig schpot oder viellicht au scho früeh gsi isch, wo me am Bode i de Schtube ghockt isch, weil's z wenig Schtüehl ghet hot und i hon uf meim Akkordeon alle die alte Schlager gschpillt, wo me heit nume hert. Do sind die Mäschkerle anenand nagschlupft und hond mitgsummt und sich aglueget und zunenand gset, "wosch no?" Drunder war d Gräfin Sonja miteme Seelemockele und sie hot gwisst, dass i mitem Graf Lennart johrelang musiziert hon. Drum hot se die Mei und mi mol ufs Scloss zume Nachtesse eiglade, ohne dass Er's gwisst hot. Sie hot probiere welle, obEr sin alte Musikantekolleg no kennt und de Graf hot ä Freid ghet. D Anneliese Rothenberger war au debei, wie alleweil, wenn s Grafe ä Fäschtle gfeieret hond und s isch en schäne Obed wore, wo se mit em Töchterle uf guet alemannisch bissele gschimpft hot, weil se wieder bi de Geissle war; "Kind du bockelesch wieder!"
Glei druf hon i i sellem Johr derfe de Mainau-Chrischtbom schmücke. Des war ä große Ehr, wo all Johr ime regionale Kinschtler zuteil wore isch. Mi hot se zu de Kinschtler zellt, weil se denkt hot, dass mir scho ebbes bsunders eifalle dät fir den Bom und jeder Bomschmücker hot ä bsundere Idee hon mösse. I hon domols en Singemer Bom gmacht. Hon ussem Presswerk vu minere ALU vu luter Profil kläne Schtickle absäge lo und die anschtatt Kugle a den Bom ghängt. Er hot guet usgsäeh, der Singemer ALU-Chrischtbom und miteme lange Gedicht hon i mei Kunschtwerk erklärt.
Mer sind uns all wieder mol begegnet, bi de Brigitte und em Rainer, oberhalb Hegne und sie war en herrliche Gschprächspartner die Gräfin, witzig und luschtig und voll Freid am Läbe und a däne, wo um se rum wared. I hon ä Lesung im Schloss mache derfe und bi de Landesgarteschau bi uns z Singe, simer zämme im Fernsäeh ufträte. Denn isch se krank wore und hot sich im Professer Schillinger i unserm Hegau-Klinikum avertraut. Sie isch wieder xund wore und us Dankbarkeit hot se im Prof.Schillinger sei Mann-und Frauschaft i de weiße Saal vum Schloss zume Fäschtle eiglade. Mi hot se dezuegholet, dass i die Gsellschaft weng underhalte sott, denn isch se au no mei Kollegin wore, wo se d Narregsellschaft Niederburg im Konschtanzer Konzil zur Burgherrin gmacht hot und die Kappe derf i seit 1987 au trage.
Am 24. April hond d Niederbürgler alle Burgherre zume Hock i de Fährehafe noch Staad eiglade. Do bin i ihre s letzschtmol begegnet. Mer hond enand herzlich begrüeßt und i bi weng verschrocke, vor allem wäge däne traurige Auge. Sie isch früener gange und hot a de Türe sich nomol rumdreht und mir ä Kusshändle zuegworfe. Dohom hon i me nagsetzt und hon'ere en lange Brief gschriebe, dass i alle Morge und alle Obed a se denke dät und dass sotte Gedanke die "guten Mächte" seied, wo de Bonhoeffer au gmont het. Sie hot den Brief nie beantwortet. I glaub, dass se verschtande hot, wanere i hon sage welle. Do hot's au ko Antwort brucht. Dapfer isch se gsi, unglaublich dapfer und etz hot se derfe goh. Ade Gräfin Sonja!

Von Walter Fröhlich