Wafrös alemannische Dialektik vom 29. November 2000
S isch Mittwochmorge, fimf Minute vor halbe achte. Die Mei schenkt mer grad ä Tässle Kaffee ei, do schellet s Telefon. Jo hier isch d Selma Goerle us em Salemer Tal. Goerle mit »oe«, it mit »ö«. Sie sind doch der Mundartdichter? Sie känned mi it, aber i känn sie. Vum Radio. Wissedse i hör all nu de »S 4«, wäge de Musig. Die Hammerete uf de andere Sender ka unsereins jo it aalose, do wird mer jo verruckt. Und denn kenn i sie vu de Ziitig. Mei Schweschter isch z Hilzinge verhürotet und schniedet mer us sellem WOCHENBLATT alle ihre Artikele us, wo sie schriibed, denn schickt ses mir, no schpart se sich s Briefschreibe. Ihren Maa isch vu obeabe, der kas it läse, aber i kas läse und wo min Maa no besser ghört hot, hon i ihm ihre Ufsätzle all vorläse mösse. Etz hört er so guet wie nint meh, etz lies is amel de Schwägerin vor, wenn de Brueder grad im Büro isch. Er isch weng en Pechvogel, min Bruder. All's megliche hot er scho aagfange. Z letscht hoter mit Immobilie ghandlet, aber s isch it gloffe, no hoter umgschuelet uf Vermögensberater, aber do lauft au it vill. Etz hot die Annemarie, des isch d Freundin vu minere Schwägerin, etz hot die behauptet, sie hetted im Dezember en Uftritt z Langearge und on z Stockach. Däted sie mir die Termin sage, wo sie z Langearge und z Stockach sind, no däted mir entweder ge Langearge oder ge Stocke kumme. De Lebensgefährte vu de Freundin vu de Schwägerin hot nämlich en Mercedes und hot gmont, er dät uns anefahre, wemer ihm weng am Benzin zahle däted. Dem Lebensgefährte sin Kolleg, wo z Friedrichshafe schaffet, der hot ibrigens ä Büechle vu ihne und behauptet, des sei sauglatt. Wissed se, die Sächele wo sie schriibed, die verschtoht mer au, ohne dass me schtudiert hot und vor allem ka me lache und mir lached doch gern. Sie wared jo s letscht Johr bi uns im Salemer Tal, aber do war i ausgrechnet im Krankehaus, wäge mine Nierle. Sie hond me wieder ganz schä ane brocht, aber etz moss i schtreng diät läbe und des isch it alleweil eifach, weil mer jo all wieder mol eiglade isch und mer mecht doch it alleweil nei sage, wemer so guete Sache aabote griegt. Min Schwoger z Hilzinge hot au all Malör mit de Niere und er seit all, er möss vill trinke und des duet er au, aber i glaub, dasser meischtens s Falsch trinkt und des goht minere Schweschter oft uf d Nerve. Die kennt sie ibrigens persenlich. Sie war scho zweimol binere Lesung bi dere Muettersprochgsellschaft, aber sie hot gmont, mer käm it a sie naa, weil dauernd en Hufe Wiiber um sie rum seied, aber des ghört halt zume Kinschtler, hot min Maa gmont. En Kinschtler ohne Wiiber, des sei gar kon Kinschtler. Eu derf mer it mit normale Maßschtäb messe. I denk do sowieso weng großzügig, aber momentan ibertriibed se die Sache mit dem Sex scho weng, finded sie it au? Mer woß wohl au, aber wa z vill isch, des isch z vill. Hond se scho nochglueget i ihrem Kalender wäge däne Termin z Langearge und z Stockach? So am Sechste und am Neunte, ha des dät jo prima passe. Etz moss i glei de Freundin vu de Schwägerin aaruefe, dass die ihrem Lebensgefährte ... I dem Augeblick schtolperet die Mei iber d Schnur vum Telefon und reißt de Schtecker us de Schteckdose. Uf die Art isch des Telefongschpräch beendet worre, aber kaum war de Schtecker wieder dinne, klinglet's wieder und ... Jo hier isch nomol d Selma Goerle. Mir sind underbroche wore. Mir isch grad no en Witz eigfalle, den moss i ihne unbedingt verzelle. Also do isch ä Liebespäärle ufere Bank gsesse und do seit er zu ihre ... A dere Schtell hon i de Hörer zueghebt und gege die Mei blinzlet, no hot se wieder de Schtecker zoge und des moss mer halt eifach menkmol.
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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