Wafrös alemannische Dialektik vom 28. September 2005
Mir bassiered i de letzschte Zeit all wieder mol Sache, wo ander Leut wahrscheinlich it bassiered. Des hängt mit dere Mundartschreiberei zämme, weil unsereins buechschtäblich näene meh anegoh oder hocke ka, ohne dass irgend ebber uf om zuekunnt und irgend ebbes frogt, wa mit unserm Dialekt zämmehanget. Meischtens froged se mi noch Wörter, ob i die au känne dät, oder wo des oder sell Wort herkunnt oder ob i wüßt, wa des oder sell Wort bedeitet. Manchmol ka i denn Auskunft gäe, aber menkmol woss i nadierlich au it, wa des Wort bedeitet und oftmols kenn i des betreffende Wort iberhaupt it, weil's i jedere Mundart vill Wörter giit, wo nu i dem Dorf oder au nu i dem Schtadtteil gschwätzt wäred und suscht niene meh. Manchmol ergäbed sich do ganz intressante Gschpräch, aber menkmol moss mer sich au richtig ärgere, wemmer ebbes it woss und der betreffende Froger mont denn nu »ha sie hond jo au ko Ahnung, wenn se des Wort it emol känned, debi hot des min Vadder und mei Muetter alleweil scho gseit«. Etz isch der Froger aber vu Litzelstette, oder vu Iznang und die hond nadierlich en Hufe eigne Wörter im Dorf, wo i it kenn, it känne ka, eifach drum, weil i kon Litzelstetter und kon Iznanger bi. Etz simer neilich inere nette Runde bi me Schoppe zämmägsässe, do kunnt eine scho weng ältere Dame a de Tisch und sagt: »Entschuldigen sie, ich komme aus dem Raum Hannover und mache Ferien im Hegau. Man hat mir gesagt, dass sie in Sachen Dialekt ein Spezialist sind. Können sie mir erklären, was die Alemannen hier unter einem Seckel verstehen?« Etz war i scho ä bitzele verläge, aber i hon glei gschnallt, dass sich do ä paar Einheimische en Jux gmacht hond. Die hond die ahnungslose Frau zu mir a de Tisch gschickt, weil se hond welle luege, wie i mi do us de Affäre zieh. I hon dere nette Dame erklärt, dass des it so ganz eifach sei, weil's sich do um ein vielschichtiges Worthandle dät. Etz gucked sie mol mich ganz genau a, hon i gset. Kaum war ich heut morge ussem Bett, denn hon ich schos' Nachttischlämple vom Nachttisch runder gschmisse, weil ich de Radiowecker hon ausschalte welle. De Verschluss vu de Zahnpaschta isch mer i de Abfluss vom Waschbecke keit, also gfalle, und i mei neues Tischört hon ich ä Loch grisse und anstatt Kalbsleberwurscht fir mei Frau, won i hett fufzig Gramm bringe solle, hon i fimfhundert Gramm Kalbsleber brocht, weil i mei Brille vergesse hon. Säned se, liebe Frau, zu some Kerle sagt mer bi uns, des isch en Seckel. Eigentlich mößt mer aber sage, ha des isch scho weng oner, denn en richtige, also en echte, der isch no vill vill bleder. Etz hond sie aber gmeint, ich sei ein Schpezialischt. In manchen Gegenden saged se bei uns vu om, wo blos ä große Gosch hot, nix ka, aber iber alles Bscheid weiß, »des isch au so en Schpezialischt!« Des isch eine noble Umschreibung wemer eigentlich sage mecht, der sei en Seckel. S gibt äbe it nu grobe, s gibt au feinere Alemanne. Etz winsch ich Ihne noch einen schönen reschtlichen Abend und saged se au zu dene Kerle an ihrem Tisch, i hett gsagt, do hockt au ä Porzion so Schpezialischte beinand. Die wissed denn scho was i sage will ...
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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