Wafrös alemannische Dialektik vom 25. Oktober 2000

Bi uns im Städtle underm Hohentwiel herrsched etz grad ambivalente Gfiihl. Des isch au wieder so ä bled's Fremdwort, des ambivalent. Do wär's am End au besser, me dät sage gmischte Gfiihl, also sotte und sotte Gfiihler iber s gleiche Problem. S handlet sich nämlich um unsere Landesgarteschau, wo mol unsere gsi isch, aber etz nume unsere isch, weil se vorbei isch. Etz wissemer nämlich it, sollemer traurig sei, oder sollemer uns freie. Traurig, weil se vorbei isch und freudig, weil mer se ghet hond. Do giit's vill Leut us Singe und au vu ringsrum, die wissed etz ufs mol nime, wa se all Tag mache solled und vor allem »wo ane gomer hüt?« Sotte Froge blooged nadierlich nu Rentner, aber Rentner sind jo au Mensche und die selle, wo etz grad weng neidisch uf d Rentner schieled und iber die alte Simpel mauled, die mond nu ä klei weng warte, no ghöred se au dezue, no mauled andere wieder iber die selle. S giit aber au it wenig Jüngere wo traurig sind, dass mer sich etz uf de Garteschau nime trifft, denn wenn de irgendebber gsuecht hosch, no bisch am beschte uf d Garteschau, dert hoschen glei gfunde. No giit's aber au sotte, wo ä ganz klei weng froh sind, dass die Garteschau mol wieder ä End hot, wie beischpielsweis selle zwä Wiiber, wo die ei gmont hot, »etz kumm i endlich wieder mol zum Bigle« und die ander hot glacht und gmont, »jo und i ka endlich dohom wieder mol mei Sauerei ufrumme«. Mer moß do aber glei dezue sage, dass des kone schlampige Wiiber gsi sind, sondern gschtandene, tüchtige Hausfraue. Während de Garteschau hond se aber mol ä zeitlang alle fimfe grad sei lose und sie sind mit ihrem Dauerkärtle all Tag i den schäne Park und zwar it nu wäg de Blueme und de goldene Öpfel, sondern weil alle Tag ebbes los war und oft war so vill los, dass mer garit all's mitkriegt hot, weil verschiedene Veranschtaltunge gleichzeitig gsi sind, aber mer ka mit om Fidle halt nu uf onere Hochzeit tanze und it gleichzeitig uf zwä. S war aber au ä verruckt schäne Sach, die Landesgarteschau. Zwar hettemer se beinah no kippt, aber s isch nomol guet gange. En Bürgerentscheid homer welle mache und d Stimmung i de Stadt war doch so, wemmer hett abschtimme losse, no hett's ko Garteschau gäe. Bi dere Fernsehufzeichnung »Mundart und Musik« hon i domols weng driber gspottet und gmont: »Zu wa ä Landesgarteschau. Zu uns noch Singe kummt ko Sau! / Ihr hond en Vogel doch bigoscht, wa glaubed ihr denn, wa des koscht? / Ä Garteschau, s isch grad zum Lache, mond ihr all no meh Schulde mache? / Unsere Stadt, ihr wissed's doch, pfiift so scho uf em letschte Loch! / Ob Gustav, Karle oder Otto. Nu nix Nue's isch unser Motto! / So wie's isch, so wemer's bhalte. Nix Neu's, mir hond no gnueg am Alte!« S hot denn en Förderverein fir en Stimmungsumschwung gsorget »Und zmol war pletzlich Maa und Frau, für d Singemer Landesgarteschau!« S isch so ebbes wie ä Wunder uf de mitmenschliche Ebene drus wore. Die Städt und Dörfer um Singe rum hond den weng herbe Scharm vu unserm Städtle wieder entdeckt. D Schwiizer Nochbere sind nöcher a uns ane gruckt und d Singemer selber wared uf omol so ebbes wie ä große Familie und ä bitzele schtolz druf, dass se Singemer sind. Und alles des, weil en große Hufe Mensche mitenand ebbes Schäs gmacht hot und en genauso große Hufe Mensche hot die schä Sach mit Läbe gfillt. Wenn Mensche mitenand ebbes welled, mitenand ebbes mached und alle mitenand ä Freid dra hond, do merkt mer denn halt wieder mol deitlich, dass fir alle »mitenander« meh Schpaß und Freud macht als »gegenand!«

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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