Wafrös alemannische Dialektik vom 23. August 2006
Eigentlich sott i ko Zeitung meh läse, weil mer sich scho bi de Iberschrifte uf de erschte Siite de Abeditt fir's Morgeässe verdirbt. Wa nitzt mir ä Goldmedallie bi irgendwelche Europameischterschafte, wenn obe driber wieder dutzende oder hunderte vu Mensche sich umbringed, oder durch Wahnsinnige, Verruckte und Gottperverse Fanatiker zerfätzt wore sind. Wa mer mit vill Hilfsgelder oemeds ufbaut hot, werfed se mit ihrne Iberschallflieger wieder iber de Haufe, wie kläne Kinder, wo enand ihrne Baukletzle umschucked. Debei hot mei Generazion nochem Krieg gmont, etz wär mol ä Rueh uf dere Welt, jo Schießebach. Mer moß uf unsere Friedensinsel am See und im Hegau nu ufbasse, dass mer sich a die Bilder und die Schlagzeile it dra gwöhnt. Dassmer im Mage und im Bauch nint meh schpührt, wemer die Sauerei sieht oder liest. S giit scho gnueg sotte im Land, wo Hornhaut uf de Seel hond und sich au im tägliche Läbe denoch verhalted. Wo'smer jedesmol is Gedärm fahrt, des sind die Meldunge und Ufsätz wo me erfahrt, dass se wieder oemeds ä Asylantefamilie a-schiebe wänd, oder scho abgschobe hond. I mon it die selle, wo laufend kriminell sind, aber Deutsche sei sotted, ob se wänd oder it. I mon die selle, wo dohom furt sind us Angscht, und denn zu uns kumme sind und scho johrelang integriert sind, wie se etz grad saged. Sie sind integriert, weil d Kinder i de Schuel sind, sogar zum Teil sauguete Schüeler und alle i de Klass möged se. Schüeler, wo kurz vor em Abi schtond, oder Musiker oder Sportler, wo ime Verein tüchtig mitmached und d Nochberschaft und d Klassekameradine und d Freund und die Vereinsvorsitzende, alle wänd blos, dass die Familie do bliibt, weil se scho lang mit Leib und Seel Deutsche sind, obwohl se ufem Babier kone Deutsche sind. Aber nei, s Gsetz schriibt vor und verlangt die Abschiebung. Do ka mer a die schtaatliche Schtelle schriibe und bittle und bettle wie mer will, abgschobe wird. S giit nix Idiotischers und Hirnverbrennters als der »Buchschtabe des Gesetzes«. Do kännt ich verruckt were und weil mer jo nu im wilde Weschte, aber it bi uns schieße derfe, kännt ich mit Rossbolle werfe uf die Beamteärsch, weil mi die Abschieberei vu Mensche, wo bi uns Hoemet gfunde hond, grusig erinneret a die Zeite wo se kumme sind mit de schwarze Ledermäntel. Denn hot mer die Mensche z'mol nume gsäeh. Guet, sie tond se hüt i schäne Flieger und it i Güeterwäge und sie kummed au it ine Gaskammer. Ob se aber under Umschtänd doch no umbrocht wäred, oder ob se s Homweh noch ihre deutsche Hoemet langsam umbringt, sell woß nadierlich die Abschiebekommission it. Angäblich isch dert jo etz alles in Ordnung, moned se und sie glaubed's au no. Aber sie kummed meischtens au im »Morgengrauen«. S isch ä hässlich's Wort, des Morgen-Grauen. De Morge wär scho räet, wenn des Grauen it wär. Mir dreht sich de Mage um, wenn i wieder vu sonere Abschiebegschicht lies und a des Schreie denk, a des Weine und a die Träne und i minere ohnmächtige Wuet moß i alleiweil a die Schtelle im Neue Teschtament denke, wo ER däne schture Böck hot klarmache welle, dass des Gsetz fir de Mensch do isch und it umkehrt. Wenn se bi uns i de Kirch menkmol beted, »Komm Herr Jesus, komm!«, do hon i mi scho verdwischt, wie i leise gmaulet hon: »Mosch it kumme, Herr. Blieb wode bisch, sie schiebed de doch wieder ab!«
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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