Wafrös alemannische Dialektik vom 22. November 2000

It umesuscht saged se vum November, er sei de Totemonat. S fangt jo scho a mit Allerheilige, denn kunnt de Volkstrauertag, no de Bueß- und Bettag und de Dotesunntig. Und denn isch Näbel und d Wolke hanged hune und rengle duet's au vill. D Böm sind scho kahl und friere duet mer au scho weng ohne Bullover. Des isch die Ziit, wo's vill Lüt it grad eso guet goht, etz wo d Natur abschtirbt. Wenn de do am Morge ufwachsch, egal am Wärtig oder am Sunntig, no möchtsch grad wieder d Bettdecke iber de Kopf zieh, wenn de zwische de Vorhäng dureluegesch. Uf alle Fäll verdüschteret sich bi vill Lüt s Gmüet und mer wird ä bitzele depressiv, wie se hüt do dezue saged. Des isch aber au ko Wunder im November. Etz hot grad vor'ere Woch am Sunntig z Mittag min Poppele-Zunftmeischter, de Stephan, aagruefe und sagt am Telefon: »Du Wafrö, i hon dir nu schnell welle sage, dass hüt Morge unsern »Lo« gschtorbe isch«. Er isch am 11.11. no bi uns i de Martini-Sitzung gsi und war luschtig und fidel. Er hot sei Auto schtande losse, weil mer it fahre sott, wemer ebbes trunke hot, und hüt Morge hot er s Auto hole welle. Er isch kaum im Auto gsesse, no moß en de Schlag troffe hon, denn er isch ase dot am Steuer gsesse. Etz wered vill vu mine Leser nadierlich it wisse, wer de »Lo« war. Des isch jo logisch, denn er hot weder anere Zeitung gschriebe no ischer im Radio oder im Fernsäeh ufträte. Lothar hot er gheiße, aber mir hond nu »Lo« zunem gseit und sin Familiename war Wenger. De Lo war ein Mensch wie Du und i. Des schtimmt insofern wieder it ganz, weil de Lo en ganz bsundere Mensch war. Er war en heitere, jo fröhliche Mensch, aber dief nochdenklich und ernschthaft zugleich. Er war des, wa mer under me liebe Mensch verschtoht. Des hond vor allem alle selle gschpührt, wo um ihn rum und mit ihm befreunde wared und de Lo hot vill Freund gha. Er war nämlich lang de Poppele, des heißt, er hot i de Poppelzunft z Fuess und per Ross de Poppele dargschtellt und des mitere echte Schauspielkunscht. Er hot nochem Krieg zu de erschte Laiespieler ghört, wo scho underem Vor-Poppele, underem Bernd Beck, in Singe großartig's Theater gschpillt hond. Er war uf de Bühne ä echt's Talent, aber des war no lang it all's. Dass mer uf de Bühne hot schpiele känne, all's wa mit Dekoration ztued ghet hot, des hot mer im Lo avertraue derfe und der hot ä Halle oder ä Bühne verwandle känne. Johrelang hot unsern Lo s Titelblatt vu de Narrezeitung zeichnet und gmolet. Alle Zunftfigure hot er fascht ä Vierteljohrhundert lang noch sine Modell in Plaschtik gieße lo und sie sind als Poppele-Plakette zu hunderttausende is Land naus gange. Gmolt hot er und gschnitzt und modelliert hot er, de Lo, und er war en Künstler. Mit de Etz-grad-Kunscht hot er's it eso gha, de Lo. A dere hot er sich gern g'riebe, aber d Garteschau hot ihm so guet gfalle, dass er am liebschte uf dere no ibernachtet het. A manche Täg ischer drei oder gar viermol ane gange. En Mensch, wo au nu ä klei weng Singe kennt, der hot de Lo kennt und etz schteigt der en Tag nochem 11.11. und au no usgrechnet grad am Narreloch i sei Auto und schtirbt uf on Schlag. Debii ischer ä halb's Dutzed Jährle jünger als unsereins. Er hot zu dere seltene Sorte Lüt ghört, mit däne wo mer iber Gott und d Welt hot schwätze känne, aber äbe au iber Gott und it nu d Welt. Diefe Gedanke hot er denkt, de Lo, und er war weder en Fanatiker no en Schwätzer und wenn'en i etz froge kännt: »Wa isch, Lo, soll i etz depressiv sei«, no dät er sage: »Ha nei, mosch it, du wosch doch, dass i etz dohom bi!« Der November isch kon schäne Monet, aber dass de Lo etz »dohom« isch, sell glaub i und des macht mer den Dotemonat wieder bitzele heller.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.