Wafrös alemannische Dialektik vom 22. Dezember 2009

S hot Zeite gäe, do war die Altersweisheit wirklich de Weisheit letschter Schluss, aber des isch scho ä Weile her, weil d Mensche domols it so alt wore sind, wie heit. Bi de Römer hot mer ab fufzge zu de "Senes" ghert, ab do hot mer känne Senator wäre. Hüt jaged se die Fufzgjährige furt und schicked se ufs Alteteil, des isch halt die Zeit i dere mir läbed. Greis und Greisin wared mol hoch agsäeh und wa die i ihre Altersweisheit gset oder gseit hond, des hot golte. Do kunnt wahrschinli die Meinung her, dass die Altersweisheit däne gäbe isch, wo wirklich alt wäred und die Meinung isch en Bledsinn, wemer mol wenig um sich rumlueget.
S wär scho schä, wenn des schtimme dät, mit dere Altersweisheit, aber leider isches halt meischtens andersch. De Mensch wird it weiser, je älter er isch, sondern muderiger, nörglerisch, eigesinnig und grätig. Wer des it glaubt, der moss sich mol weng unter Alte ufhalte, do kaner sine Schtudie mache. D giit ä alts Singemer Wort, woni früener it kännt hon, des isch en "Gink." Bime Altenochmittag hot mol en Zunftgsell zu mir gseit, "guck emol, die ginked enand!" En Gink isch sovill wie en Fueßtritt underem Tisch und wenn se obe it mitenand z'recht kummed, no gänd se enand underem Tisch en Gink, en Tritt wo's niemerd sieht. Mer glaubt garit, wie raffiniert alte Lüt menkmol sei känned, wenn se enand it verbutze känned. I trau mi's fascht it zum sage, aber bi de Fraue isch des Problem bsunders uffällig. Wenn zwei alte Manne anenand groted, no löst sich des Problem oft, indem oner zum andere set, o leck mer du doch am Arsch. Die herzhafte Redewendung hot scho manchen Schtreit beendet, sie hot direkt friedenschtiftende Wirkung. Bi de Fraue gond so Usenandersetzunge meischtens weng länger und wäred oft hälinge ustrage, zum Beischpiel underem Tisch, indem die oe de andere en Gink giit.
Die Ehrfurcht vor em Alter isch heit scho seltener wore. Des Wort vum "alte Seckel" haltet sich zäh als Bezeichnung fir unsereins.Wo se des mol zum Sauer Paule gseit hond, no hot der däne zur Antwort gäe: "Wenn ihr Schwierigkeite hond mitem alt wäre, no mond ihr eu nu beizeite ufhänge!" Etz isch des nu so, dass mer gern hett, dass sich de ander ufhängt, aber des isch selte, es sei denn mer hilft bitzele noch. Do hot neilich ime Altewohnheim i de USA ä Greisin vu 98 Johr ihre Zimmerkollegin mit 100 umbrocht. Sie hond friedlich johrelang mitenand gläbt und hond ufs mol Krach mitenand griegt, wäge me Tischle, wo die ei gern do ghet hett und die ander dert. Anschtatt mer des miteme kräftige Gink glöst hett, hot die 98jährige dere hundertjährige ä Plaschtikguckelt iber de Kopf gschtülpt und a dere isch ihre Zimmerkollegin verschtickt. Ä Usenandersetzung wo so endet, isch nadierlich tragisch. Mir aber dient se als Beweis, dass de alte Mensch it besser isch als de Jung.
I war mol unfreiwillig Zeuge, wo en junge Akademiker sin Vadder ä Arschloch gheisse hot. Der Vadder war so perplex, dass er nu hilfesuched zu mir glueget hot, aber wa hett i käne sage? I hon halt gmont, s wird scho weng ebbes dra sei, suscht hett doch der Bue den Ausdruck it verwendet. I hon mer nu no denkt, mer sott die Sieche eifach it schtudiere lo, no kämed se au it uf sottige Idee!

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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