Wafrös alemannische Dialektik vom 21. September 2005

I woß it so richtig, wie i heit afange soll. I hon ebbes Wunderschöns erläbt, wa i mine Leser gern verzelle dät, nu glaub i, dass i die richtige Wörter it find, aber i probier's trotzdem. I war am Sunntig vorere Woch am Obed z'Horn im Kirchle ime Konzert, won'i glaubt hon, de Himmel sei offgange. De Schmuck vunere Hochzeit war no i de Kirch, mit weiße Rose und vor de gekrönte Madonna hond en hufe Votivlichtle brennt. S'isch langsam dunkel wore und i dem herrliche Chorraum hond Engele des barocke Altarbild eigrahmt, wo de Kinschlter usseme apokrüfe Evangelietext die Szene dargschtellt hot, wo de Hoheprieschter des traumhaft schöne Judemädele Maria im Josef zu de Frau gibt. D'Händ berühred sich no it, abers' isch kurz devor und isch wie ä Simbol fir des Konzert vu däne zwei schlicht und eifach begnadete Kinschtler, wo mitenand vor em Hochaltar musiziert hond. »Concert Spirituel« hot's gheiße und des Ussergwöhnliche dra war, dass es nu zwei Inschtrument wared, und zwar ä Violoncello und ä Akkordeon. Nei ko Orgel und ko Harmonium und ko Klavier, ä Akkordeon und zwar ä 5-chörige Hohner-Morino, mit zusätzliche Melodiebäss. Der weitrum, mer kascho sage berühmte Christoph Theinert, wo z'Gaiehofe wohnt, wo bi ganz große Cellischte schtudiert hot und Mitglied vum German Baroque und vum Gideon String Ensemble isch, hot sich ufen Schtuehl gsetzt und hot sei koschtbar's Cello zwische d'Knie gnumme. Denn isch uf de Schtuehl näbedra de Rudi Hartmann gsässe, mit dem schwarze, schpärlich am Verdeck silbrige Meischterinschtrument, dem Akkordeon ade Bruscht und ufem Schoß. I hon'en s'erschtmol ghört bi de »Färbe-Schrammeln« und hon domols ko Ahnung ghet, dass er bim Hubert Deuringer und bim Fritz Dobler schtudiert hot und dass ers' Akkordeonorcheschter und des Quintett z'Radolfzell leitet. S'isch muksmäusleschtill wore im Kirchle. S'Licht isch im Schiff usgange, nu de Chor war beleichtet, do hond se agfange musiziere. Mitere Sonate vum Domenico Gabrielli. I hon gmont, i hör it recht. I hon all möße des Altarbild aluege, weil i denkt hon, dass des Cello i des Akkordeon verliebt isch und umkehrt, wie des heilige Brautpaar. Nie hett i denkt, dass die Kombinazion vu zwei Inschtrument dermaße nei, it harmoniered, des war meh. Zum 100-jährige vum Hohner hon i mol en Ufsatz gschriebe, »Das Geheimnis der schwingenden Zungen«. Etz hon i uf omol ganz verschtande, wani domols gschriebe hon. Des war it Cello und Orgel, des war it Klavier und Cello, des war ebbes ganz Neu's. Des war alte Musik vu jetzt, Klang vu heut, mit nix vergleichbar und nu eifach wunderschön. Zwei Könner, für die Technik anscheinend ä Fremdwort isch, weil ihre Händ des mached, wa s'Herz und s'Hirn vunene verlanget. Antonio Vivaldi isch durch s'Kirchle gschwebt, denn ä Cantilena vum Rheinberger und vier Kletzmernummere, wo ibers jüdische Volk meh vermittled, wie ein Schtoß Büecher. D'Leut sind all meh ussem Häusle grote, au bi de Musik vu heut, weil der M¡ty¡s Seiber faszinierend war, aber die »Lake Symphony« vom Christoph Theinert war so zart und so erregend wie die Bilder vu sim Schwiegervadder, dem große Emil Wachter. So wie der molt, so tönt der Christoph, wenn er uf sim Cello jublet, jauchzt, klagt, weint, lacht, liebt und träumt. Und der Rudi tragt'en, fordert'en raus, ergänzt und füllt den Cello-Ton mit Akkordeon und Harmonieen, dass der Piazolla sage dät, »jo so moßes klinge!« So hon i den Monti-Czardas no nie ghört und hon im Schtande so lang applaudiert, bis se drei Zuegabe gschpillt hond. Wie i me Rausch bin i homgfahre, hon mei Akkordeon, mei wunderbare GOLA gschtreichlet und ganz leise zunere gset: »Verzeih mer, aber wenn i mol nume bin, kummsch du i d'Händ vu om, wo's au so ka, wiede Rudi ...«

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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