Wafrös alemannische Dialektik vom 21. Oktober 2009
Mir wenigschtens goht mit dere weltweite Finanzkrise allmählich des Gfihl fir Zahle verlore. Do schongliered se mit Millione und Milliarde, als ob des nix Bsunders wär. Iber 100000 Euro wird garnimme gschwätzt, des sind doch nu no Pinaz (Peanuts!), also Erdnüssle. Intressant wird's meischtens ersch im Millionebereich, vor allem denn, wenn se hinderse mached. Do krached Firme und Finanzhäuser wie Zündhölzle, sodass i vill Fäll die Verantwortliche de Huet nähme mond. Zum Abschied giit's denn no ä Trinkgeld, des ka au im Millionebereich liege, damit der Mensch im Winter it friert.
Dem Millione- und Milliardepoker moss mer insofern begegne, als mer wieder im Volk klarmacht, dass es den Pfennig ehren sott. Do moss me ganz unde anfange, it obe, sell isch scho z'schpot. S'giit etz scho klassische Beischpiel, wie mer de Lüt klarmacht, dass, wer im Kläne it suber isch, der isches au it im Große. Do hot vor kurzem ä Altepflegerin vor em Arbeitsgericht klagt, weil se ihren Tschob verlore hot. Und warum hot se den verlore? Weil se ä paar Maultasche, wo die alte Leut it gesse hond, eigschteckt und mit hom gnumme hot. Sie hot sich welle us de Schlinge zieh, weil die Maultasche sowieso furtgworfe wäred, wenn se z'ruck gond. Ha des wär jo no schäner, wemmer eifach mitnimmt, wa sowieso furtgworfe wird. Eigetum isch Eigetum, ob des Maultasche sind oder ob sichs um Immobilie handlet. Ä Frau, wo nicht-g'essene Maultasche mit hom nimmt, begeht Diebstahl und isch fir ä Alteheim nime tragbar. Mir mond wieder zu Werten finde und des fangt bei Maultasche a, scheißegal, ob die nochher furtgworfe wäred oder it! Jedefalls isch dere Frau kündigt wore, drum isch se vors Arbeitsg'richt.
Wa mi a dere Sach freit isch eifach die Tatsach, dass mir Deitsche immer wieder zunere Sauberkeit und Gerechtigkeit finded, au wemmer no so vill Dreck am Schtecke hond. Im Kleine moß mer afange, denn unde wird g'säät, wa obe denn g'erntet wird. Des hot me au sellere Agschtellte inere Beckerei klar gmacht, wo dere i de Kass 1,36 Euro gfehlt hond. Mer moss sich nu mol vorschtelle, wenn 40 Millione Deitsche en Fehlbetrag vu 1,36 Euro hetted! Des wäred jo, wart emol, des wäred jo 54 (i hon etz grad kon Tascherechner) Millione, wenn it Milliarde! So moss mer des säeh. Drum hot der Beck die Verkäuferin au entlasse. Mir mond eifach wieder lerne, Reschpekt vor dem Vermögen des anderen zu habe und der Reschpekt fangt im Kleine a!
Des hond se kapiere müeße, die zwä Sekretärine z Dortmund, wo zwar scho 34 und 20 Johr im Betrieb gsi sind und i ihre Vertrauensschtellunge hond se möße fir die Firmegäscht Brötle schmiere und vu dänne gschmierte Brötle hond se ä paar g'esse, weil se Hunger kriegt hond. Weil des en »nicht wieder gutzumachender Vertrauensmissbrauch« isch, hot de Hauptgeschäftsführer vum Bauverband den beiden Frauen gekündigt. Sie hond zwar gmont, des sei i de Firma scho seit jeher üblich, aber des hotene nint gnützt, weil des Vertrauen missbraucht war! Viellicht hond die Schefs gmont, wemmer unde firbet, no wird's au obe suber, aber des glaubed nu selle, wo d Hose mit de Beißzange aziehned. Die Art neue Werte find i schlichtweg zum Kotze.
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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