Wafrös alemannische Dialektik vom 21. Dezember 2005

Etz goht's nume lang, no kunnt's Chrischtkindle! DerSatz us minere Kinderzeit isch mer bliebe, weil i mi all Johr wieder druf gfreit hon. I hon's it verwarte känne und hon die Täg zellt im Advent, bis'es endlich kunnt, des Chrischtkindle, und am Tag vum heilige Obed hon i d Schtunde zellt, bi i de Kuche ghocket bi de Großmamme und hon se allhäk gfroget, ob's no it do war und wenn's denn endlich kunnt. I unser guet's Zimmer hon i nämlich ersch derfe, wenn s Glöckle klinglet hot, denn hond d Kerze am Chrischtbom brennt und i hon zerscht möße s Krippele aluege, mit däne zwei große Engel us Pappedeckel, wo so schäne rote Bäckle ghet hond, und die Schäfle mit de Hirte und nadierlich Maria und Josef und s Chrischtkindle, wo bi uns it zude andere Figure passt hot, weil's vill größer war als sine Eltere. Us Wachs isches gsi und inere richtige Krippe gläge, wo us Haselnussschteckele zimmeret war. Des hon i aber als Kind alleweil gwisst, dass des nu ä Wachsfigürle gsi isch, des Chrischtkindle i unserm Krippele. S richtige, s wirkliche Chrischtkindle, hon i nie gsäeh. Des isch scheint's durchs Schlüsselloch kumme und wieder gange, weil's firchtig vill Arbet ghet hot, weil die andere Kinder doch au druf blanget hond, dasses zunene kunnt. S isch ä Geheimnis bliebe bis hüt. Ehrlich gseit, i wart heit no ufs Chrischtkindle, all Johr. S fangt scho a mitem Nikolaus, am Afang vum Advent. Die blede Weihnachtsmänner und de Kitsch drumrum intressiered mi it. Der ganze Kaufrausch und der weihnachtliche Werberummel ka mir gschtohle kumme. I woss nu, dass obwohl de Mensch vu heit nint meh glaube will, dass vill vunere eigetümliche Art wie beseelt sind, vu ebbes Bsunderem, wo sine Schatte vorus wirft. Die ufklärte Zeitgenosse schtelled zmol fescht, dass die Symbol und Mythe vu de Advents- und Weihnachtszeit alleweil no ebbes bedeited. Des Weihnachte losst kaum ebber kalt. Mer kännt sei Kindheit als die erscht Naivität bezeichne, hot en Filosof gmont. Also en Zueschtand, wo no en ungebrochene Mythos gwirkt hot, i dem des wisseschaftliche und des mythische Element ungschiede wared. Des war ä Lebensform, do wared Symbol und Wirklichkeit no it underschiede. Des homer verlore und etz wär's hekschte Zeit, mont zum Beischpiel de Prof. Halbfas, dass mir ä »meta ufklärerische Reife« gwinne sotted, ä zweite Naividät, wo die entmythologisierte Razionalidät, also unsere hochgelobte Hirngscheidheit hinder sich bringe dät, dass mer wieder »ganze« Mensche wäre kännted, wo des Mythische und des Reale wieder zämmewachse däted. Fir mi war s Chrischtkindle alleweil ä normal's Kind, aber au ä Geischtwäse. Des hot mi it durenand brocht, des war halt so, weil i's so empfunde hon und i kämpf alleweil, dass i's wieder schaff, mit minere zweite Naividät, und i hon so s Gfihl, je älter i wäre därf, umso meh wird se om wieder gschenkt. Wenn welche moned, des sei etz de Beginn vu de Senilidät, des juckt mi it. I glaub weiter as Chrischtkindle, a sell Kind vu dere heilige Nacht, und i glaub, au wenn's oft weh duet, a die wunderbare Rezept, wo's uns gschenkt hot, mit däne die Welt trotz de gwalttätige Natur und trotz de gwaltttätige Menschheit ihren Friede finde kännt, wenn se wett, wenn se »guten Willens« wär.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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