Wafrös alemannische Dialektik vom 2. Februar 2005

Mer ka menkmol  nu no schtaune, uf wa fir Idee i Sache Werbung die Gschäftsleut efange kummed. Wemer mol ehrlich isch, no moß mer zuegäe, dass mer s'meischt furtwirft, wa om so is Hus flatteret, aber ab und zue mol kriegt mer richtig Reschpekt vor so'me Eifall, wo ä Firma khet hot. Do isch under minere Poscht en Brief gsi, vunere Firma, wo mer sanitäre Eirichtunge kriegt, wo mer s'Bad umbaue lo ka, oder d'Heizung; womer d'Rohr reinige lo ka und wo glei on kunnt, wenn oemeds en Hahne seicht. S'isch ko kläne Firma, s'isch ä solide Sach und des scho ewig z'Singe, aber i hon mer it denke känne, wa die etz grad vu mir wänd, dass die mir schriibed. Mine Rechnunge hon i doch alleweil zahlt, und dass etz grad drei Abflüss verschtopft sind, des känned die doch it wisse, weil i no garit bi däne agruefe hon. Etz war aber uf dem Brief ä richtig schäne Bluemekarte druckt, wo drufgschtande isch »Alles Gute zum Namenstag«. De Brief war a mi adressiert und noch de offizielle Anrede isch gschtande: »Heute ist Ihr Namenstag, Wir wünschen Ihnen auf diesem Wege alles Gute.« Also i moß sage, do war i denn doch vu de Socke. Wer gratuliert om denn no zum Namenstag, des isch doch ein Brauch, wo scho lang usgschtorbe isch. Schad, dass es den nume giit, aber die Näme, wo me hüt de Kinder giit, do schtoht jo meischtens kon Heilige dehinder, no ka der Mensch au kon Namenstag feiere. Früener hot mer ime Kind jo den Name vu dem Tagesheilige gäe, a dem der Bue oder des Mädele uf d’Welt kumme isch. Isch ä Kind beischpielsweis am 19. März, also am Josefstag, uf d'Welt kumme, no hot des Mädele Josefine, oder des Büeble Josef gheiße. Do isch denn schpäter ä »Fine« oder ä »Sefe« drus wore, oder en »Sepp« und wo all's moderner wore isch, hot mer zu dem Josef »Jose« oder im Rheinland »Jupp« gseit. So isch die Mei, also d'Elisabeth, zunere Lisbeth wore und oemeandersch zunere »Lisi«, zume »Bethle« und min Freund zume »Guschtel«, weil er uf de hl. Augustinus tauft wore isch und er ka vu Glick sage, dass mer it »Auguscht« zunem sagt. Etz hond vill Lüt, wo mi kenned, alleweil glaubt, dass'es en heilige Walter garit gibt. Aber sell isch die reinschte Unkenntnis. Nadierlich hot mei Muetter und hot min Vadder it gwisst, wer de heilige Walter war. Die hond den Name halt gnumme, weil er ihne gfalle hot, so wie mer's hüt sowieso iberall macht. Aber i honen Namenspatron welle und hon au rauskriegt, wer der hl. Walter war. S'war en Clunyazenser-Abt, en scharfe Prediger. Sie hond'en mol wäge sinere gewagte Schnorre vu de Kanzel rabgschlage und wo i des glese hon, do war mir sofort klar, dass meine Eltere völlig unbewusst de richtige Namenspatron fir mi ausgsuecht hond. Etz hot mir mei Sanitär-Firma Widmann am 21. Januar gratuliert, weil die en Kalender vum Südkurier hond und der Kalender isch falsch. »Walter« isch am 8. April und am 21. Januar isch Agnes, aber des ka ä Sanitär-Firma it wisse. En evangelische Heiligekalender giit's jo it, weil's d'Proteschtante it so mit de Heilige hond, obwohl de Dietrich Bonhoeffer und de Martin Luther-King fir mi große Heilige sind, und it nu die. Nochem zweite Vatikanische Konzil hotmer einige aussortiert und ä paar datumsmäßig verschobe. Denn hot de Johannes Paul II. Heilige am Fließband gmacht, vu däne hon i scho ä g'hörige Ladung g'schtriche, aber de hl. Walter isch bliebe woner war und etz schick i minere Sanitär-Firma en richtige Heiligekalender und i schreib dezue, dass i die Sach mit dene Gratulatione zum Namenstag it nu ä guete, sondern au ä richtig schöne Idee find, do sotted se debei bliibe!

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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