Wafrös alemannische Dialektik vom 2. August 2006

Also die Sach mit dem Ärzteschtreik hot mi denn scho saumäßig intressiert, des hon i mir mol weng genauer aaluege welle. Wenn des de alt Hippokrates  no gwisst hett, der hettene schä de Sauhund abegmacht. I hon mer die Sach denn direkt vor Ort aaglueget und hon miis »Hegau-Klinikum«, also is Singemer Krankehus eiweise lo. Des hot sich guet troffe, weil wiedermol ons vu däne Röhrle ums Herz verschtopft gsi isch. Etz war i im Krankehus und mitte dinne i dem Ärzteschtreik. Komisch, i hon iberhaupt nint gmerkt vume Schtreik, weil alls so gsi isch wie suscht au. A de Rezepzion hond se nu i de Compjuter tippt, no hond se alle mine Date ghet vum letzschte mol. Uf de Schtazion war i scho agmeldet und hon glei känne i mei Bett. Min Zimmerkolleg war en no ältere Maa, der war lieb und schtill. S Esse isch kumme und war guet wie alleweil und die Dökterle, womer Bluet abzapft hond, hetted känne mine Enkele si. D Schweschtere wared nett wie immer und am Tag druf hot mir min Freund de Herzkatheter gschobe und en Stent i des Röhrle druckt, wie scho ä paar mol. S war weng kitzlig, aber min Michael isch en Kinschtler. D Katheter-Schweschter war wieder so lieb, dass i ihre sHändle küsst hon, wo se mi wieder is Bett gschobe hot. Fimf Schtund Intensivschtazion zum Iberwache und au dert isch konzentriert gschafft wore und zNacht hot's weng dumm tue. No hot me ume dreie am Morge d Nachtschweschter elei mitsamt mim Bett möße en Kilometer durchs Hus schiebe, bis abe i d Ambulanz. Dert hot mer ä schäne Ärztin ihren Dume ä Viertelscht und lang mit aller Kraft uf die Schtell druckt und etz hon i endlich mol ebbertroffe, wo Zeit ghet hot, woni hon froge känne. Ä hochmodern's Krankehus homer, mit de modernschte Technik usgrüschtet, aber niemerd hot Zeit. Die Ärztin hett au ko Zeit ghet, aber sie hot doch bi mir drucke möße und solang hon i se känne froge. Also do dät i au schtreike, wenn i Dokter i sonere Klinik wär. En Chirurg hot zwei mol 24 Schtund Dienscht i de Woch, au am Wocheend, meischtens ohne Ruhepaus und anschließend bis zu 6 Schtund Schtationsarbeit und ä Arbeitszeit bis zu 30 Schtund am Tag. Bi de Internischte sieht's genau so wüescht aus. Ab Freitag nocheme normale Arbeitstag Nachtdienscht, ohne Wocheends- und Feiertagszuschlag. Kon Freizeitausgleich und d Iberschtunde wäred au it zahlt. Oft nu Verträg uf 1-2 Johr und en Hufe Glump zum Schaffe, zu wa en Dokter iberhaupt it do isch. Mit om Wort gsagt, die Dökter wäred usgnutzt und um Freizeit und Geld bschisse, dasses nume schä isch. Wahrscheinlich denkt mer bi uns im Land, die hond jo so ä hohe Berufsethik, mit däne ka mer's mache, aber etz sind se uf d Schtroß ge demonschtriere und i dät sage, des war hekschte Zeit. Wam i a dem Schtreik weng gschtört hot, des war die Tatsach, dass s ganz Pflegepersonal het mitschtreike solle. Bi de Schweschtere und de Pfleger sieht's nämlich it besser aus. Personaleinschparunge wo's nu grad goht. Des bedeitet, dass die, wo bliibed, schaffe mond fir zwä und drei. I kännt mi dotlache, wenn se miteme Radelrutsch durch die lange Gäng bretteret, wenn's it so trurig wär. I hett mer so gern vu de eine oder andere Schweschter weng ebbes vu ihrem Läbe verzelle lo, zum Beischpiel wie sie us Kasachschtan uf Singe kunnt und so guet Deutsch schwätze ka. Aber do isch nix drin. Wunderbar unser Krankehus, aber niemerd hot Zeit. Mine Kollege vu de Alu, wo a de Walze Akkord hond schaffe möße, wared it minder dra. Nu hot möße ä Blech it gsund wäre, sondern grad und glatt. Wägem Druckverband hon i halt ä Flasche brucht und wo se mei Schweschterle mit de Gummihandschueh als gleert hot, do hon i zunere gseit: »Wared des no schäne Zeite, wo se no kone Gummihändsche ghet hond, aber Zeit zume Schwätzle« ...

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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