Wafrös alemannische Dialektik vom 19. September 2007
Etz woss i wieder it, ob mine Leser wissed, wa ä »Korrektiv« isch. Des hot ebbes mit korrigiere ztued und korrigiere duet mer ebbes oder au ebber, wemer ebbes oder ebber verbessere will. Mer ka oder mer moss vill verbessere, wo mer zersch gmont hot wunder wie guet mers gmacht hot. Verbessere ka me au de Mensch, wenner sich verbessere loßt. Meischtens gond aber sottige Korrekturversuech i d Hose, weil de Betreffende efters sagt, »des goht dich en Schießdreck a, lueg du zerscht mol uf dich«. I dem Fall wird nix us de Korrektur. Drum isches am beschte, mer korrigiert sich selber, aber des isch au leichter gschriebe wie gmacht. Zum sich selber korrigiere moß mer zerscht mol en Vorsatz mache und wa us sottige Vorsätz wird, des woss jedes vu sich selber. Nu mol ä Beischpiel: Ab morge hör i uf mit rauche! Wie oft hot me scho ufghört, aber bim Vorsatz isches meischtens bliebe. Do hot denn des Korrektiv a sich selber versagt. Drum isches halt ideal, wemer ä Korrektiv hot, des heißt, wemer ebber hot, wo om korrigiert, und des isch d Frau fir de Maa und fir d Frau isches d Maa. Neilich hon i min Freund, de Karle, dohom abgholet und bevor mer mitenand gange sind, hot sich de Karle nomol umdreht und hot denn zu mir gseit: Siehsch, des isch etz au wieder so ebbes, wa mir fählt, seit die Mei numme do isch. Immer wenn i furtgange bi, hon i mi nomol rumdreht und hon se gfroget, »ka i so go?« Wenn se gset hot, jo s isch guet, no bin i gange. Wenn se aber ebbes zum Korrigiere ghet hot, no hon i des zerscht in Ordnung brocht. Do isch mers wieder kumme, wie des bi mir war, wo die Mei no do gsi isch. Au i hon me jedesmol nomol rumdreht, bevor i furt bin. Ka i so go, hon i gfroget und »lueg au mol noch de Hose, ob se wiit gnueg dunne sind.« Etz, wo mer beide unser Korrektiv numme hond, etz momer uf alls selber luege, bsunders uf uns ganz persenlich und des Uf-sich-selber-Luege ghört zum Schwerschte, wanes iberhaupt giit. Hüt trifft mer allheck ebber, wo grad frisch gschiede isch. Des isch menkmol peinlich, weil sich des Betreffende denn verpflichtet fihlt, dass es om weng driber ufklärt, wieso die Sach usenand gange isch. Immer wieder hört me denn des, wa me immer wieder hört: »Wosch, i bin halt ehrlich, i sag halt grad raus, wa i denk und des känned manche Leit it vertrage.« Des isch en richtige Schtandardsatz, der kunnt all mol wieder und immer, wenn der wieder mol kunnt, kummed i mir schwere Bedenke hoch. Wer nämlich so schwätzt, der hot ko Korrektiv und wenner ons hett, no goht ihm des uf de Wecker, weil er oder es mont, sie brüchted des it, er oder es sei sich Korrektiv gnueg. Des fangt jo scho a mit dem Sätzle, »wosch i bin halt ehrlich«. Bi Leut, wo vu sich behaupted, dass se halt ehrlich sind, do bin i ganz vorsichtig, weil die am eheschte ä Korrektiv ho sotted. Die ghöred zu dere Sorte, wode vu iberzeigt sind, »Mer isch halt eifach z guet!« Und grad selle, wo eifach all nu »zguet« sind, vor däne moss mer sich schwer in acht näeh. Ibrigens isch des no ä Frog, ob der oder desjenige iberhaupt denke ka, wenn se saged, i sag halt grad raus wan i denk. Wie oft denked se nämlich grad nint, wenn se grad raus saged, wa se denked. Oder sie däted besser s Mul halte, weil des, wa se denked, zwar gradraus gschwätzt isch, aber en Granatebledsinn. Männer und Fraue, wo so ehrlich sind und all grad raus schwätzed, wa se denked, die mond sich it wundere, wenn de Partner die Art vu Ehrlichkeit uf Dauer it vertragt und sich noch ebber umlueget, wo weng Zweifel a sinere eigene Ehrlichkeit hot und menkmol lieber s Mul haltet, bevor er oder sie »grad raus saged, wase denked«. I minere Zeitung, wo mer eigentlich »Zietig« schriibe mößt, war neilich ä Bild vunere 98-jährige Frau us Auschtralie, wo angäblich d Leichtathletik als Mittel gege d Einsamkeit entdeckt hot. Sie hot i ihrere Altersklasse de Weltrekord im Speerwurf, Hammerwurf, Weitsprung und iber 1000 Meter. Wenn i etz do sage dät, wan i denk, des wär so en Fall woni lieber mei Gosch halt. S war nämlich no ä Foto debei, wo mer se gsäeh hot bim Hammerwerfe. Also do bin i lieber mol rüebig, anschtatt ehrlich und sag it grad raus, wani denk. Viellicht haltet mer mi denn fir en Tschäntlemän und des wär mer garit emol unsimbadisch, i däts it emol korrigiere ...
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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