Wafrös alemannische Dialektik vom 19. November 2008

Under dem Begriff Vergässlichkeit verschtoht me alles megliche. Wemer zum Beischpiel de Schirm oemeds schtande loot, oder d Händsche vergisst, oder de Geldbeitel liit doom ufem Kuchetisch und de merksches ersch, wenn de bim Metzger zahle witt, do denksch denn, de seiesch vergässlich. Die meischte Leit moned, des sei ä Frog vum Alter und je älter de Mensch wird, umso vergässlicher dät'er wäre. Guet, ä alts Hirn isch nume so schnell wie ä jungs nu schtimmt des au wieder it so ganz. S giit gnueg Junge, wo vergässlich sind. Zu mir hot me als gset, wo i no jung war, "du dätesch no s Fidle vergässe wenn's it agwaxe wär." S giit gnueg Junge, die vergässed meh als die Alte. S hot au it unbedingt ebbes mit Bledheit, bsunders mit de Altersbledheit z tue. S giit vill sottige, die kummed scho ase bled uf d Welt und en Wisseschaftler, wo iber sim Problem vor luter hirne s Esse vergisst, der isch zwar au vergässlich, aber it so wie on, wo alle Johr de Hochzeitstag vergisst. Vergässlichkeit ka ä winzigs Aus-
setzerle im Hirn sei und sagt iber Intelligenz oder Bledheit it unbedingt ebbes us

Sie ka om aber au ganz schä zuesetze, die Vergässlichkeit, weil mer se nämlich merkt und zwar augeblicklich denn, wemer des wa me vergässe hot dringend ho sott, weil mer's brucht. Äbe grad des isch de Underschied zu de Bledheit, weil de selle it merksch, weil de se scho alleweil ghet hosch und weil de ä Gscheidheit it vermissesch, weil de garit wosch wa des isch. Wa me it kännt, des vermisst me au it, aber wa me vergisst, des hot me denn halt au it. Drum schriibed vill Alte, aber au Junge en Zeddel, bevor se ge eikaufe gond, damit se nix vu dem vergässed, wa se bringe sotted. Nu wenn se de Zeddel vergässe und dohom liege lo hond, no merked se ersch wie vergässlich se sind, wenn se ohne Zeddel eikaufed und dohom merked, wa se alls vergässe hond. Wie oft schtand i i de Kuche oder ime Zimmer und woss nume, wan'i welle hon. Dass i mei Brille suech und it merk, dass i se uf de Nase hon, des ghert zum tägliche Gschäft.

Wa it zum tägliche Gschäft ghert, aber äbe au zum Läbe, des isch de Gang zum Hausarzt und zu de Reinigung. Ä verdrielete Hose und Kaffeeflecke uf mim helle Bullover honds netig gmacht, dass i a mei Reinigng gfahre bi und glei drei Hüser näbedra isch min Hausarzt und dem hett i solle ä Urinprob vum frühe Morge bringe. Z mol bin i mit mim Urinfläschle i minere Reinigung gschtande und hon des Fläschle aglueget und so bi mir denkt, do schtimmt doch ebbes it. Etz wäred wieder ä paar ganz Empfindliche sage, dass es sich "nicht gehört," über Urin zu sprechen oder gar zu schreiben. Däne dät i sage, dass iberall sovill Saich gschwätzt und au gschriebe wird, dass mer doch au mol die Sach mit minere Urinprob behandle ka, ohne dass de Hochaschtändige z'mol de Keuschheitsgürtel verrutscht. Uf alle Fäll hon i mei Verwexlung no bemerkt, bevor mei Reinigungspersonal vu hinde i de Lade kumme isch. I bi schnell use a mei Auto und hon d Hose und min Bullover gholet und war heilfroh, dass niemerd ebbes gmerkt hot. Wenn i dra denk, wa des härzige Frollein fir ä Gsichtle gmacht hett, wenn i ihre mei Fläschle gäe hett, no grieg i etz no en rote Kopf. So ebbes isch denn scho hart a de Grenz zu de Bledheit.

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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