Wafrös alemannische Dialektik vom 18. November 2009
So en Tag und ä Nacht im Krankehaus ka denn scho lang sei. Etz derf i aber wieder uf d Füeß schtoh und sogar laufe in Begleitung und wa s wichtigscht isch, i derf as Waschbecke und vor allem ufs Klo, des macht mi richtig froh! Etz isch au de Tag nume so lang, aber d Nacht! Mer schloft scho, aber halt it alleweil und denn fangts im Hirn a rattere und me denkt a die umeglichschte Sache. Manche bringt mer it ussem Kopf, no denkt me halt wiiter, bis mer wieder eischloft.
Do hond se's etz grad iberall vu de Gewaltbereitschaft vu de Junge. des sei en klare Trend, mont en Kriminalhauptkommissar. Aber des Problem dät au Erwachsene betreffe. Denn finded se, dass de Leischtungsdruck z schtark sei und s gäb eifach z wenig Lehrer. Der Amokläufer z Winnenden, der hot Lehrer samt de Schüeler verschosse, bevor er sich selber umbrocht hot. Etz gond se sim Vadder as Leder, weil der sei Pischtol it weggschlosse hot.
Und iber den dote Bue rätsled etz die Psychiater mit ihrene Gutachte. Oner hot die Theorie ufgschtellt, dass der Bue masochischtische Schtörunge ghet het und de ander Gutachter mont, des sei it de Fall. Er mont, des sei die soziale Unbeholfeheit gsi und de hohe Ewartungsdruck vum Vadder.
Des Dilemma, all de Bescht sei welle und gleichzeitig versage, hett fir ä explosive Mischung gsorgt und de Rescht isch jo bekannt. Des wird no ä schwierige Arbet wäre, usegriege ob masochischtisch, oder sozial unbeholfe. Mer ka mit dem Bue nume schwätze und drum au it i sei Seel ineluege. Die hot'er mitgnumme ine andere Dimension. Aber die giits scheinbar jo garit, wemmer die neieschte wisseschaftiche Erkenntnis schtudiert. Luschtig find i alleweil nu, dass sich die Wisseschaftler alls sind, nu it einig. Do saged se hüt, sie däted kon Konsens finde.
Sie finded sicher au kon Konsens, wenn se driber hirned, wäge wa sich en siebe-jährige Bue so vollsauft, dass er im Schtrossegrabe liege bliebe isch, bis en d Passante gfunde und de Krankewage gholet hond woner denn uf de Intensivschtazion glandet isch. Au des isch momentan ä Problem, mit dere Sauferei bis zur Bewußtlosigkeit. Mer hört aber all wieder mol vu Erwachsene, wo so bsoffe sind, dass se nume wissed, wie se heissed. Uf alle Fäll isch hüt de Beruf vum Psychiater en krisesichere Tschob. De Mensch giit all no meh Rätsel uf und a dem, waner hiimacht a sich selber und andere, dodevu känned ganze Regimenter vu däne Seeledökter ganz guet läbe.
So Zügs iberlegt mer sich, wemer it eischlofe ka, bis'es am Schluss denn doch wieder klappt. Neilich hon i driber nochschschtudiert was des etz fir Folg ho kännt, dass de Europäische Grichtshof inere Italienere Recht gäe hot, wo sich i de Schuel am Kruzifix gschtört hot und etz mond i allene italienische Schuele d Kreiz abghängt wäre. D Italiener sind zwar sauer, aber des isch de Europarichter egal. Frogt sich etz nu, ob des Urteil fir ganz Europa gilt, oder nu fir Italie.
I find des ä echte europäische Entscheidung. Des isch nu de erschte Schritt. Demnäkscht mond alle Gipfelkreuz abgrisse wäre, mitsamt de Kreiz uf de Friedhöf und am Weg. S Rote Kreuz giit denn en blaue Punkt und des Wort »Kreuzung« wird ersetzt durch Gabelung. Weiter so, wemmer denn nint meh hond vu dem, wa früener mol Europa gsi isch, wenn alles, wa mol Kultur war, entwertet isch, no bruchemer au kone Werte me sueche und vielleicht homer den zmol en Konsens: Nint isch s einzige, a wa mer sich hebe ka!
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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