Wafrös alemannische Dialektik vom 17. Dezember 2008
Vill Leit hond heit ko Ahnung meh, wäge wa mer sich a Weihnachte gegeseitig ebbes schenkt. Mer macht's halt, weil's alle so mached und weil's au schä isch, aber warum des so isch, des woss me nume. Me macht vill und woss nume wieso, debi isch des mit Weihnachte ganz eifach. Wo die meischte Chrischte no ebbes glaubt hond, do wared se richtig glicklich, weil'ene de Herr-Gott des göttliche Kind gschenkt hot, wo se denkt hond, des sei a Weihnachte uf d Welt kumme. Denn hond se gmont, sie mößted dem Herr-Gott au ä Gschenk mache, indem se bsunders lieb zunenand sind und sich gegeseitig au beschenked und so isch des kumme, mit däne Weihnachtsgschenk. Des Johr hon i zum Beischpiel ä bsunders, ä wunderbars Weihnachtsgschenk kriegt, woni ä riesige Freid driber ghet hon und alleweil no hon, nämlich en Brief vume Leser vum WOCHENBLATT und ganz bsunders vu minere "alemannische Dialektik". Etz soll me jo so ä Freid it nu fir sich bhalte, sondern meglichscht andere au dra beteilige und des mach i etz au, indem i den Brief eifach als Weihnachtsgschenk a alle weiter gib, wo die Dialektik gern läsed und wo Freid a de Mundart hond, weil se mol erfahred, wa de Dialekt fir ä diefe Bedeitung ho ka: "Ich bin geborener Schlesier und habe meine Heimat ja für alle Zeiten verloren. Vor 53 Jahren kam ich mit meiner Frau nach Singen und hab es in der ganzen Zeit seither nicht fertiggebracht, dem hiesigen Dialekt sprechend näherzukommen, aber hören tue ich ihn für mein Leben gern. Wenn wir gelegentlich nach zwei oder drei Wochen Ferien in einer anderen Gegend wieder hierher nach Hause kommen, dann fühle ich mich daheim, nicht deshalb, weil der Hegau so schön ist, sondern wegen der Art, wie die Leute hier reden. Es ist so: die Sprache, genauer gesagt, ein Dialekt, wenn man ihn liebgewonnen hat, kann einem eine neue Heimat bereiten. Bleiben Sie noch lange an Ihrer wöchentlichen Dialektik dran!" I hon zerscht moll schlucke mösse, woni den Brief gläse ghet hon und nadierlich hon i den Absender kännt, er hot i de gliiche Firma gschafft wie i, allerdings war Er ä Schtockwerk wiiter dobe, hot aber zu sellere Sorte ghört, wo sich des nie hot amerke lo. Er schpricht makellos noch de Schrift und etz schreibt Er mir en Brief und bringt des Hoemetgfihl vum Dialekt uf de Punkt, wie mer's schäner und besser it sage ka. Wemer en Dialekt liebgwunne hot, ka om der ä neie Hoemet bereite! Und des schreibt en Schlesier und it emol en Süddeitsche. De Johann Peter Hebel und de Hansjakob hetted feuchte Auge griegt, wenn se hetted so en Brief läse känne und ehrlich gset, i hon au fescht i mei Sacktuech gschneuzt. De Dialekt ka om ä neie Hoemet bereite, wemern liebgwunne hot, wemern also mag. No wäng kürzer gset, ka'ner om Hoemet bereite, ischer iberhaupt de Ausdruck vu Hoemet. Dass er aber zunere "neue" Hoemet fir selle wäre ka, wo ihre Hoemet verlore hond, des sott mer dief i sich inesickere losse, und alle däne immer wieder sage, wo it so schwätze känned wie mir schwätzed, wo aber gern bi uns sind, weil se etz do dohom sind und mir sotted'ene des Gfihl gäe, dass se bi uns dohom sind, au wenn se andersch schwätzed wie mir. Eigentlich isch des ä Weihnachtsbotschaft fir alle "wo guten Willens sind!"
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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