Wafrös alemannische Dialektik vom 17. August 2005

Dass i des Wort »modern« nume höre ka, weil i weder »In« no »On« sei will und scho garit »trendy«, des hot mitem Altersschtarrsinn iberhaupt nint z'tued. Mit em Alter scho, aber it mitem Schtarrsinn, weil i alleweil wiedermol feschtschtell, dass mei Hirn no flexibler isch wie's Hirn vu manchem Junge wo i kenn. I kumm aber, je älter dass i wer, all meh dehinder, dass no lang it all's, wa se om hüt als modern verkaufed, dass des au guet isch, en Sinn hot, oder »Sinn macht«, wie se etz grad saged. Do moned se all, »wer it mit de Zeit goht, der goht mit de Zeit«. Je länger mer iber den Satz nochdenkt, umso bleder wird er. Mit wa fir ä Zeit soll mer goh, i unsere Zeit? Sieht en Mensch, wo denke ka, irgendwo bi irgendwem ä Idee, wie mer den Durenand i unsere Wirtschafts- und Sozialbolidik au nu einigermaße i de Griff kriege kännt, oder wie me vu unsere Millione vu Arbeitslose abekumme ka? Alle schwätzed nu durenand, wie bim Turmbau zu Babel, und usekumme duet nix, egal wo me anelueget. Defir wird iberall umschtrukturiert und neuprogrammiert, neuorganisiert und de Mensch meglichscht »langfrischtig, nachhaltig, innovativ motiviert«, nu woss vu däne Marketingschtratege ko Sau, wa des alles eigentlich bedeite soll. Ä winzig's kläs Beischpiel isch min Lieblingssender, de SWR. Den giit's jo als Fernsäeh und als Rundfunkprogramm. Allhäk schalted se im Dritte Fernsähprogramm so en intelligente Werbeschpot ei, wo se irgend ä Bildle us Baden-Württemberg zeiged, wa au vu oemeds andersch sei kännt, und denn flötet ä arg liebliche Schtimm »Unser Drittes!« Als ob ebber, wo s'dritte Programm eigschalte hot, it wisse dät, dass des s'Dritte wär. Und wenn mir des Dritte eischalted, no isch des »unser Drittes« und it des Dritte vum Nochber, weil der nämlich SAT 1 eigschalte hot. Wenn mir die andere Programm it passed, und i find halt min Landessender eifach guet, no schalt i wieder uf »unser Drittes«. Denn bruch i aber kon, wo mir all furzlang klarmache mueß, des isch »unser Drittes!« Des sind die moderne Konzepte. Do hirned se fir vill Geld wochelang ame neie Konzept und denn kunnt so en Bledsinn use. Des isch denn des Ergäbnis vu de moderne Medienfilosofie. Am Rundfunk, i meim geliebten SWR 4, sind se genauso bled. Wa soll denn der Bledsinn »SWR 4, Baden-Württemberg, da sind wir daheim!« Nadierlich sind mir do dohom, do wared mir scho »daheim«, wo die neue Rundfunkmacher no garit gwisst hond, wo Baden-Württemberg liit. Do wared die no garit uf de Welt, do wared mir da schon daheim. Do wared die no it emol en freundliche Gedanke vu ihrem Vadder de Mamme gegeniber. Und etz hond se ganz moderne medienpsychologische Fürz entdeckt. Mer woss etz nume, wenn ganz beschtimmte Sendunge kummed, uf die mer sich eigschtellt hot. Damit de Hörer scho am Morge ume sechse sin SWR 4 eischtellt und denn zwelf Schtund wartet bis z'Obed ume sechse, ob viellicht sei Lieblingsprogramm doch no kunnt, schtrukturiered se etz um. Wade Hörer möge hot, des wird gschtriche und a waner sich gwöhnt hot, des moss er sich abgwöhne. Des isch denn des Neue, des Moderne. Kone neue Idee, kone neue Eifäll, sondern neie Schtrukture. Entrümple und usewerfe, wa däne gfalle hot, wo no Radio losed, damit de Sender des neie Feeling kriegt, wa Baden-Württemberg dringend nötig hot. »Da sind wir daheim«, moned se. Des moned aber alleweil nu die selle, wo de Kopf nu hond, dass de Huet hebt ...

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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