Wafrös alemannische Dialektik vom 16. Mai 2007
Do hot's doch mol ä Fernsäehsendung gäe, mit dem Titel »Straße des Lebens«. Etz moss i ehrlich sage, dass i it gwisst hon, dass die Schtroß wo i wohn au so ä Schtroß des Lebens isch, aber scheint's isches one. I hon welle mit mim Autole hom fahre, aber kurz vor mim Hus hon i halte möße, weil mitte dinne uf de Schtroß ä Auto ghalte hot, weil eine Dame uf de Schtroß gschtande isch und hot des Auto aaghalte. S war ko gwähnliche Frau, s war scho weng eine Dame. Des sieht mer glei do dra, wie se aagschirret isch. S war eifach weng was Bessers, des hon i glei gsäeh. Schlank war se it, aber au it bsunders dick, i dät sage, guet binenand und i beide Händ hot ses chwer trage, des hot mer gsäeh. Sie hot mit dem Fahrer vu dem Auto, wo se aaghalte hot, ä paar Wort gwexlet, no isch der zuegfahre. Etz isch die Dame vor mim Kärrele gschtande und i hon ghalte und d Schiibe abedrillet. Kann ich ihnen behilflich sein, hon i gflötet, mit mim schänschte Schriftdeitsch, wo i druf hon. Etz hot die Dame weng weinerlich gmont, sie sott zum Bahnhof und ihre Taschen seien so schwer. Etz isch mir klar wore, wäge warum der andere Autofahrer glei zuegfahre isch. Der hot sicher gseit, er heb's prässant und scho war er weg. Etz i hon's it präsant ghet und hon zu der Dame gset, steigen sie ein, ich fahre sie zum Bahnhof. Mer hond denn die Täschene hinde nei tue und die Dame hot sich näbe mi gsetzt und uf de Schtell s Geschpräch eröffnet. Des sei aber mol lieb von mir und wo ich denn wohne. I hon nu gmont, grad dert dibe i dem Haus, ich hon wellen grad i mei Garasch, do hon ich messen halte, weil sie uf de Schtroß bi dem Autofahrer geschtanden sind. Ach, hot die Dame gemont, dem jungen Mann habe es sicher bressiert, aber es gäbe ja immer noch Kawaliere under der reiferen Generazion, wie man a meinem Beischpiel sänen däte. I moß ehrlich sage, des hot mi richtig ufgschtellt. Sie müsse auf den Zug nach Zürich, dert hette sie ein Haus. Sie hette am Comer See gewohnt, aber ihr Mann sei vor drei Jahren gestorben, jetzt läbe sie in Zürich und die Schwiizer seien sehr nett zu ihr. Sie sei ibrigens Diplom-Dolmetscherin und heiße »von Grünfilder«. Wa i denn vu Beruf sei, hot Frau von Grünfilder denn wissen wellen und i hon d Wohret gset, nämlich ich sei ein schornalischtisches Auslaufmodell. Das sei ja wunderbar, das passe ja prima, hot denn Frau von Grünfilder gsagt und i hon mir schnell iberlegt, was do etz so prima basse dät. Ob ich noch ein bitzele Zeit fir eine Tasse Kaffee hette, ihr Zug ginge ersch in anderthalb Schtunden, aber so vill Zeit hot au en Rentner it, als dass er etz mit Frau von Grün... de Rescht vum Name isch mer ufs Mol ums Verrecke nume eigfalle. Etz hot mir die Dame ihre Visitenkarte i d Hand druckt, denn hot se mir d Hand druckt und zwar ganz fescht und ganz lang und hot mi richtig lieb aaglueget und gmont, ich däte sie sicher in Zürich besuchen, des däte sie nämlich sehr sehr freien. Denn hon ich gsagt, dass i do it halte derf, hinder mir däte scho einer maulen. I hon die Tasche hinde usegholet und die Frau von Grünfilder (s isch jo uf de Visitekarte gschtande!) verabschiedet. Sie hot mir no fescht nochgewunken, indem se die Taschene uf de Bode gschtellt ho. Woni wieder homzues gfahre bi, hon i so bi mir denkt, guck au mol na, de Ofe isch scheint's doch no it ganz aus. Wa uf minere »Straße des Lebens« it all's bassiere ka. Ibrigens hon i des Visitekärtle mol ufghebt, mer ka jo nie wisse ...
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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