Wafrös alemannische Dialektik vom 16. Februar 2005
Übermorge, also am Freitag, uf alemannisch am Friitig, isch en große Tag fir mi. D'Sparkass Singe-Radolfzell hot mir nomol die Schos gäe, dass i inere effentliche Veranschtaltung us allene mine Büechle vorlese derf. Und großzügig, wie mei Sparkass isch, hot se all's fir mi organisiert, aber i hon ä Mordsangscht ghet, weil i doch scho weng arg alt bi und all's nu nume »IN«, ob do iberhaupt ebber kunnt. Sie hond me aber beruhigt, mine Sparkässler, und gmont, do kämed sicher ä paar und i soll mer kone Sorge mache. I de Schalterhalle vu de Sparkass hett i lese derfe, wie scho ä paar Mol, won i no weng knuschpriger gsi bi.Etz, nochdem die Eiladunge dusse wared, hond se mi aagruefe und gset, etz homer de Dreck. S'hond sich scho so vill aagmeldet, dass d'Schalterhalle z'klei isch, etz momer i d'Aula vum Gymnasium und du hosch gmont, s'kunnt am End niemerd. Do bin i z'Tod verschrocke und hon denkt, des kunnt blos do devu, weil mi mei Wocheblatt alleweil no jede Woch mei alemannische Dialektik it nu schreibe loot, sie drucked se sogar ab. Des isch all's, nu it selbschtverständlich. Nochdem i des Ufsätzle etz 1086 Mol gschriebe hon, kännted se doch sage, etz höremer mol uf mit dem Bledsinn und tond uf dem Platz ä Anzeig nei, aber s'giit ab und zue mol no so ebbes wie »Treue«. Mei Wocheblättle zumir und i zu mim Wocheblättle. So isches äbe au mit de Sparkass. Wa däted die au ohne mei Geld und wa dät i, wenn die unser Hus it zahle däted? Und des etz auscho fufzg Johr, so lang die Mei und i z'Singe sind. Des isch Treue und drum ka und derf i etz i dere schäne Aula us mine Büechle lese. I war miner Lebtag no nie ufeme Gymnasium, i hon lang it emol gwisst, wie mer des schreibt und etz kumm i uf mine alte Täg doch no nei! Mer moss nu lang gnueg läbe, no ka mer was erläbe. Also wenn i ganz ehrlich bin, no hot's mi scho weng gwurmt, ob's no funkzioniert, ob i mit minere Filusofie no ebber hinderem Ofe vorlock, aber s'isch gange und drum isch des en große Tag fir mi. S'isch it nu en große Tag, s'isch auen glickliche Tag, s'isch en wunderbare Tag. Sie möged mi no, d'Singemer, weil se wissed, dass i se au mag. Und alle die Konstanzer, wo extra doher gfahre sind und under de Singemer hocked, als wenn se Gschwischter wäred, i kännt grad bläre vor Freid. Und alle hond Spaß a unsere Muettersproch, au wenn se se it emol schwätze känned. I mecht grad jedem, vor allem jedere a de Hals jucke, aber i glaub, dodefir bin i doch nume jung gnueg. S'giit nadierlich au no en andere Grund, wägewa mir uns hüt Obed alle troffe hond. Uf de Eilandung schtoht, des sei ein »Benefiz-Abend für den Förderverein Sozialpsychiatrie«. Des ischen Verein, den hond mir gründet, wo pletzlich die finanzielle Mittel fir die Betreuung vu psychischkranke Mensche saumäßig zämmegschtriche wore sind, dass mer die Mitarbeiter vu de sozialpsychiatrische Dienscht nume zahle ka und die psychisch Kranke i de Luft hänged, obwohl die arme Teufel dringend Hilfe bruched, dass se wieder weng Lebensfreude hond, dass se spühred, dass se aagnumme wered, dass se ebber begleitet i ihrem Leide a de Seele, am Gmüet. Wa Angscht und Depressione, nume läbe welle, wa des bedeitet und des am End au no chronisch, des verschtoht meischtens nu ebber, wo selber mol betroffe war, oder um en Angehörige rum gsi isch, oder immer rum isch. Meine Kollegine und Kollege im Vorstand wissed, wie groß die Not isch, drum homer den Förderverein gründet. Der Obed koscht nünt, aber mer derf am Schluss dene hübsche Sparkasse-Damen ebbes is Körble werfe. Wer mont, dass des en verlorene Obed gsi isch, der wirft en Euro nei und wem der Obed weng meh Wert war, der woß jo, »wa nünt koscht, isch au nünt!« I freu mi it nu, i bin au weng gschpannt.
Von Walter Fröhlich
Autor:Redaktion aus Singen |
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