Wafrös alemannische Dialektik vom 15. November 2006

Also des mit unsere Freiheit isch denn scho weng ä komische Sach. Wenn i amel i d'Schtadt ge eikaufe gang, no verdwische mi all wiedermol dra, dass i oemeds schtoh bliib und nu de Leut zuelueg, wo a mir vorbeilaufed. Eigentlich lueg i'hne it zue, sondern i lueg se a, oder lueg'ene noch, weil's me intressiert, wie se azoge sind. Des isch unglaublich intressant. Mer haltet's fascht it fir meglich, wievill Mensche noch de Mode azoge sind, wa des, zu wa mir »Mode« saged, fir ä Macht iber uns hot. I hon mol oemeds gläse, dass des Wort vu Moderne kunnt, und dass se miteme massepsychologische Zwang d Mensche ine Uniformidät druckt, ohne dass des däne bewusst isch. Also wa die Mode mit uns macht, des isch meh als Macht, des isch scho Ibermacht. Ä handvoll Modemacher beschtimmt mit ihrne Kreazione eifach wa d Frau und de Ma etz grad trage sotted, und denn macht mer des. Ob en Rock lang oder kurz isch, ä Bluse gäl oder pink, des beschtimmed it mir, sondern selle, und denn macht d Induschtrie nix meh anders als gäl oder pink. Ä zeitlang sind d Fraue in Schwarz umenandgloffe, mit Mäntel, wo am Bode gschtreift sind. Etz grad hot me wieder Schtiefel a de Füeß, oder so schpitzige Schueh, dass mer eigentlich en Waffeschei trage müeßt, weil des jo getarnte Schtichwaffe sind. Ä Mädle derf aber sim Lafer it de Schueh is Fidle haue, weil se'n denn nume usebringt, wenn se richtig troffe hot. Und us uns Manne mached se etz grad die letzschte Hampelmänner. Wenn i so en Anzug trage mößt, i glaub, i dät me vor em Schpiegel dotlache. Aber vu de Krawatt bis zu den Underwesch wäred mir i unserm Wille und i unsere Freiheit kaschtriert, ob s uns passt oder it. Wenn on Hose miteme Umschlag tragt, wemer se grad ohne Umschlag hot, no isch mer doch en rückschtändige Hinterwälder. Dass Hinterwälder efters intelligenter sind als Vorderwälder, des intressiert ko Sau. Wer it mit de Mode goht, sei's Frau oder Ma, der keit durch de Raschter, der isch it in, geschweige denn hip. Wenn de hüt aber hip sei witt, no hotmer fascht ko Ziit meh fir ä normale Arbet, weil des Hip-Sei au vill Zeit koschtet. Mer moß nu mol a des Meikap und a d'Frisure vu de Fraue denke, während d'Manne sich sogars' Rasiere schpare derfed, weil se miteme Dreitagebart ersch richtig sexy sind. Früener hett mer do dezue gset der sei ungepflegt und weng verwahrlost. So on hett ä Mädle doch hop gschickt, aber etz grad sind se hip. Alle Welt tragt heit Tschins, d'Schaffhose vu de Kuehhirte z'Amerika, so weit hom'ers brocht. Und etz sind bi de Fraue die GIFI große Mode, des sind die Tschins mit däne GIpsFIdle. Noch dem Motto, »s'ka it wüescht gnueg sei« säned die herzigschte Mädle und Fraue us, als wäred se ime Gipser i sin Kibel keit. Wemer vor zwanzg Johr de Kinder sottene Klamotte aneglegt hett, no wäred die demit uf Bolizei gange und hetted de Babbe und d Mamme azeigt, wäge seelischer Grausamkeit. Mer ka mit uns mache, wa mer will, mir mached mit, und wenn se morge z'Paris oder z'Rom ä Windrädle is Fidle stecked, no sind ibermorge bi uns alle Windrädle ausverkauft. Etz wo isch do unsere so genannten Freiheit, ka mir des mol on Mensch sage?

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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