Wafrös alemannische Dialektik vom 14. Juni 2006

Manche lesed die »Dialektik« it, weil se sich saged, fir den Bledsinn sei'ene Zeit z schad und manche lesed se it, weil se Dialekt it lese känned und denn giit's no sottige, wo se it lesed, weil se iberhaupt it lese känned. Denn giit's aber manche, die lesed mine Gschichtle oemeds z Frankreich, z England, z Afrika oder z Russland. Die holed sich des bitzele Hoemetschproch ussem Internet, weil d Muetterschproch äbe a dohom erinneret und au fascht wie ä Pille gege Homweh wirkt. Denn giit's no sotte, die krieged des Ufsätzle all Woch vu de Mamme oder vume Freund gschickt und ä so on isch de Erwin. Etz wissed mine Leser nadierlich it wer des isch. Also de Erwin isch en »Hannok« wie i, also en gebürtige Radolfzeller. Wieso und warum mer de Radolfzeller Hannoke sagt, des gäb mol ä Gschichtle fir sich. Etz läbt aber de Erwin nume s'Zell, sondern scho 55 Johr z Amerika, im Staat Wisconsin. Do kennt mer'n als Professor Dr. Erwin Stier, »Specialist in Orthodontics & Facial Orthopedics«. Vor ä paar Täg ischer 76ge wore, aber er isch no voll berufstätig und äbe au no Professer a de Marquette Universidät z Milwaukee. Er hot mer neilich us USA wieder mol agruefe, weil er alleweil ä Saufreid hot, wenn er vu sine Freund die Dialektik gschickt kriegt. Er kriegt se nämlich meischtens dopplet. Omol vume Fründ z Radolfzell und omol vu om z Bodman. Er schwätzt no sei Radolfzeller SeeAlemannisch, wie er als Bue gschwätzt hot. Und er telefoniert all wieder mit sine Zeller Freund. Nu findet er's »unglaublich«, weil's ihm efters passiert, wenn er ebber arueft am Bodesee, und nadierlich sei Mundart schwätzt,d ass denn der Bekannte uf Schriftdeutsch antwortet. Etz hot er mir den Vorschlag gmacht, dass mer »en alemannische Konversazionsverein gründe sott, wo mer nu unsere Mundart üebt und schwätzt, damit se wiiter läbt und it zume hochdeitsche Gemisch wird und allmählich usschtirbt!« I hon den zunem gset, des soller mir doch mol schriftlich gäe, denn isch ä paar Täg druf scho sin Brief us Beloit, im Schtaat Wisconsin, also us USA, bi mir in Singe eitroffe. Do hot'er denn no gschriebe, de Erwin, de Professer Dr. Stier, er sei froh, dass i des Ufsätzle im WOCHENBLATT hett, wo ihm sine Fründ regelmäßig per Fax zueschicked. Er tei sich nämlich alleweil druf freie. Den Brief hot'er ibrigens vu Hand gschriebe, ohne zittere, und er isch glaube schtolz druf, dass er trotz sine 76ge no voll schaffe ka und vor allem derf. Bi de Amerikaner schicked se scheint's Fachleut it is Alteteil, wenn se ihren Beruf no usüebe und de Junge ihre Erfahrung wiitergäe känned, im Gegesatz zu uns. Do jaged se ä Kapazidät, en Professer oder suscht ä Käpsele, eifach furt und wenn'er no so guet isch. Warum und wieso ibernämed mir vu de Amerikaner und vu andere Nazione all nu de Beldsinn, anschtatt des, wamer dringend bruche kännted? Des ka i aber it ändere, do sind andere defir zueschtändig. Wa mi aber ehrlich richtig freit, des isch die Tatsach, dass i sellem Erwin und au no vill andere Hegauner und Seealemanne alle Woch ä Breckele Hoemet schicke ka, und dass de Erwin no so schwätze ka und so schwätzt wie mir schwätzed, des find i saumäßig guet! Gell Erwin, Du bleibsch no lang wie de bisch ...

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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