Wafrös alemannische Dialektik vom 13. September 2006

Zu'ere Zeit, wo unsereins no jung war, des isch allerdings scho lang her, do hond mir Kinder uf de Gass ä ganz andere Schproch ghet, wie die heitige Jugendliche. Wenn en Alte nomol jung wär, der dät mone, er wär ime fremde Land, und wenn en Junge vu hüt die Schproch vu uns domols höre dät, no käm der sich au fremd vor. Am meischte ka me des feschtschtelle a de Schimpfwörter. Mir hond jo no ko Ahnung ghet, dass de Mensch mitem Aff ganz ganz noh verwandt isch. Fir uns war Aff ä Schimpfwort. En Aff war ä Mädle mitere mords Eibildung und de »Affekaschte« war s Gimnasium fir d Mädle. Die gwähnliche Mädle wared fir uns eifach »Küeh« und mir Buebe wared fir d Mädle schlicht »Rindviehcher« oder au nu »Simpel«. Ä Redensart, wo hüt au total us de Mode kumme isch, die hond Mädle und Buebe verwendet, wenn ebber ebbes gset oder behauptet hot, wa unsereins it glaubt, oder fir umeglich ghalte hot. Do hot mer denn zum andere gseit, »du hosch jo en Wurm!« Des hot sich känne schteigere, wemer gsagt hot, »i glaub dir wurmt's!« Des hot nint demit z'tued, dass om ebbes wurmt, dass om inwändig ebbes blooget, iber wa mer sich ärgeret. En Wurm hon hot bedeitet, mer hot en Schtich, mer isch bled, mer isch gschuckt, oder schpinnt halt. Die Zeit, i dere mir etz grad läbed, die kännt sottige Feinheite nume. Do isch mer eifach nu ä Aschloch und do drin isch alles enthalte. Des verschtoht jeder sofort, des hört mer jede Obed irgendwo im Fernsäeh und heutige Literatur ohne Aschloch isch ko Literatur. Aber des mit dem »Wurm« hot etz ä ganz neie Dimension, wie se hüt saged. Mer hot nämlich de »Badische Riese-Rägewurm« entdeckt, also en XXL-Rägewurm, wo 60 Zentimeter lang isch, aber ko Schlange, obwohl er mit sinere Länge wie ä Schlange ussieht. Des tolle isch des, dass der Riese-Rägewurm nu i Südbaden vorkunnt und zwar am Belche, also im Schwarzwald. Der Badische Riese-Wurm isch wahrscheinlich noch de letzschte Eiszeit entschtande und isch bi uns in Baden heimisch wore. Eigentlich ischer en glitschige Garteschlauch mit Borschte dra. Die brucht'er zur Fortbewegung am Bode, aber wenn er as Tageslicht kunnt, no moß'er ufbasse, dass'en de Fuchs, de Dachs und de Igel it verdwischt, weil'er suscht rubesschtubes kurz und klä gmacht wird. Dass mir Badenser mordsmäßig schtolz uf den »Lumbricus Badensis« sind, des isch jo logisch. Do homer's au wieder mol deitlich. Er heißt it »Lumbricus Badenis«, sondern Lumbricus »Badensis!« It mir Badener hond en Riese-Rägewurm, sondern mir »Badenser«. Und dass'es dem guet goht und der weiter gedeiht, hond se dem en Erlebnispfad eigrichtet, mitere schpezielle Röhre und'ere Dusche, weil der Wurm, wenn'er dreckig isch, gern im Räge duscht. Etz kummed mir Badenser no im Buch der Rekorde, weil nu mir onzig uf de Welt den Wurm hond, aber hoffentlich it so, wie mir des als Kinder gmont hond. D Australier hond ihre Koala-Bärle, hond ihre Känguru, z Alaska hond se d'Eisbäre, z Indie Elefante, aber mir hond etz de Lumbricus Badensis, nu mir Badenser hond den Wurm, niemerd suscht ...

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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