Wafrös alemannische Dialektik vom 12. September 2007

Eitelkeit isch ko bsunders guete Eigeschaft, aber ä weng Stolz ghert zume Mensch, suscht wirder schwermüetig und griegt Minderwertigkeitskomplex und des isch jo au ko Läbe, oder it. Und en Mensch wo schriibt, der brucht des Gfihl, dasser gläse wird, weiler suscht de Glaube a sich selber verliert, weiler mont, dass alle Welt des fir Bledsinn haltet, waner schriibt. Etz giits so Täg, do schleicht sich ä bitzele Schtolz i mei Schreiberherz und des duet saumäßig guet. Ime Fahrschtuehl hot me en Herr aagschproche, "sind sie etz it der?" I hon denn nu gmont, "i glaub scho, dass i der bin, wo i bin". Etz hot der Maa glacht und gseit, "etz isch mers klar, dass sie der sind, wo i gmont hon, schriibed se au no lang wiiter, mei Frau und i hond saumäßig Schpass dra!" Isch etz des kon Grund zum sich freie, au wenn sich i die Freid ä wengele Schtolz mischt? I hon grad no en Schtuehl ime Wartezimmer verdwischt. I hon mösse weng warte, bis de Dokter ussem Schprechzimmer kunnt, weil i ä Underschrift brucht hon. Ä nette Frau isch näbe mer gsässe und hot ä Illuschtrierte aaglueget. No guckt se zu mer rum und mont: "so kummedse ge schtudiere? Sie hond doch mol gschriebe, dass se all i d Wartezimmer hocked, damit se Heftle läse känned, dassene wieder ebbes zum schriebe eifallt!" Denn hot se mir tatsächlich ihre Heftle gäe, weil kons me ufem Tischle gläge isch. Des hot mi so unbeschreiblich gfreit, dass i die Frau am liebschte in Arm gnumme het, aber swared zvill Lüt im Wartezimmer und it alle Fraue warted druf, dass se on in Arm nimmt. Aber des Gfihl, dass sich Leser mine Gschichtle sogar merked, des hot mer "gwohlet", wie d Schwiizer säged. Am gliiche Tag, wo des im Fahrschtuehl bassiert isch und des mit dere Frau im Wartezimmer, hots a de Hustöre gschället und mei flotte Nochber schtoht mit eme Körble dusse. Sie hett mei Gschicht gläse mit dem Gmüeseintopf, wo mir vereckt sei und do hett se denkt, anschtatt mir guete Ratschläg erteile, hett se mir lieber ä Rindfleischsuppe kochet und i om Schälele seied no d Nudle und im andere de Schnittlauch. Sie hot mer no en schäne Obed gwinscht und en guete Abedit. Känned etz ihr ei it vorschtelle, dass i minere Nochbere am liebschte um de Hals keit wär, aber kei emol inere flotte Nochbere um de Hals, wenn de en Korb miteme Topf voll Rindssuppe i de Händ hosch! Do nitzt dr denn au de Schtolz nix. Sie war no it emol um mei Huseck, d Nochbere, do schellets Telefon und wer meldet sich, d Moni, die liebe und verzellt mer freudeschtrahlend, sie häb en Gmüestopf gmacht und fir mi glei mitkocht, do hon i en Schrei abgloo und die Sach mit de Nochbere verzellt, aber d Moni als routinierte Hausfrau hot iberhaupt it enttäuscht reagiert. Sie hot gmont, des macht nint, no gfrier i dei Porzion ei, no kasch se hole wenn de witt. Etz hon i no ä Freid im voraus. I hon gläse, dasses im Lauf vu de Literaturgschicht schreibende Mensche gäe hot, die sind mit ihrer Kunscht verhungeret. I glaub, des dät mir it bassiere. Viellicht hond se eifach s Falsch gschriebe, oder sie hetted am End Alemannisch schriibe solle. I glaub jedefalls, wenns bi mir je mol klemme dät, mei weibliche Leserschaft liess mi im Läbe nie verhungere. Ihr känned etz vu mir denke waner wänd, aber des macht me weng schtolz!

Von Walter Fröhlich

Autor:

Redaktion aus Singen

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